MESOPOTAMIA NEWS „VERORTUNGEN“ : DER ISLAM GEHÖRT NICHT EINMAL DAHIN , WO ER ZU HAUSE IST – ÜBERALL WO ER WAR & ENTSTAND NICHTS GESCHEITES – FRANK H. MAYER – BASLER ZEITUNG

«Wer die Menschen ständig erziehen will, ist kein aufklärerischer Geist»

Wie sagte Voltaire? «Écrasez l’infâme!» Wenn wir als Gesellschaft beschliessen, Burka und Niqab zu verbieten, kann sich niemand auf die Religionsfreiheit berufen.

Frank A. Meyer prägt seit einem halben Jahrhundert den Schweizer Journalismus. Seine Kolumne im Sonntags-Blick ist bis heute ein Ereignis. Ein Gespräch über Leben und Arbeit. – Erik Ebneter und Hansjörg Müller 15.03.2018 – BASLER ZEITUNG

BaZ: Herr Meyer, wir sind hier bei Ihnen zu Hause in Berlin-Charlottenburg. Sie haben uns eben Ihre Wohnung und Ihre Aussicht über die Dächer gezeigt. Das ist ein beeindruckendes Refugium, das Sie sich geschaffen haben. Dennoch die Frage: Warum leben Sie hier, in dieser Wohnung, in dieser Stadt?

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Inzwischen leben Sie seit vielen Jahren hier. Hat sich die Stadt verändert?
Berlin ist verludert. Ich kenne keine nordeuropäische Metropole, die schlechter regiert wird als Berlin.

Tatsächlich?
Ja, das ist so. Ich lebe privilegiert auf einer Insel der Bürgerlichkeit, da sieht man viele Dinge nicht. Aber ich stosse darauf, sobald ich meinen Kiez verlasse. Es ist beschämend, wie Deutschland seine Hauptstadt verkommen lässt. Doch es sind die Wähler, die diese Wahl getroffen haben.

Die Stadt verludern zu lassen?
Berlin hat eine rot-rot-grüne Regierung. Das halte ich für fatal. Vor allem für die Grünen sind Menschen, die ein durchschnittliches und fleissiges Leben führen, nicht der Rede wert. Wer nicht hinnehmen will, dass sein Kind in einer Schule mit siebzig oder neunzig Prozent Migrantenkindern einen Startnachteil hat, ist für Rot-Rot-Grün ein Spiesser. Spiesser sind für diese Parteien auch alle, die sich über die Unsicherheit in den Parks und am Abend in den U-Bahn-Stationen beschweren. Man muss in Berlin schon einen Migrationshintergrund aufweisen, um Zuwendung zu erfahren. Es geht dieser Koalition vor allem um Minderheiten und deren spezifischen Bedürfnisse: um Multikulti.

Sie finden also, die Linke betone heute mehr das Trennende, weniger das Verbindene?
Ein Teil der Linken auf jeden Fall – diese Einschränkung ist mir wichtig. Ich meine vor allem die Grünen, die, sieht man genau hin, eine rechte Partei sind: romantisch, moralisch überheblich und von einem lutheranisch-deutschen Erziehungsfuror erfasst. Diese Linke – nicht die bürgerliche Sozialdemokratie! – ist identitär: Sie lehnt die Idee einer verbindlichen Leitkultur ab und hält kulturelle Identitäten für gesellschaftsstiftend. Das beste Beispiel ist ihr Umgang mit dem Islam. Grüne und reaktionäre Linke argumentieren mit der Religionsfreiheit, wenn sie begründen wollen, weshalb wir den autoritären Patriarchalismus und das aggressive Machogehabe des Islam zu tolerieren haben.

Die Religionsfreiheit ist immerhin ein verbrieftes Recht…
Ich bitte Sie! Die Religionsfreiheit hat sich der Freiheit des Einzelnen absolut unterzuordnen. Der Ursprung der Aufklärung ist die Religionskritik. Wie sagte Voltaire? «Écrasez l’infâme!» Wenn wir als Gesellschaft beschliessen, Burka und Niqab zu verbieten, kann sich niemand auf die Religionsfreiheit berufen.

Und auf die Freiheit des Einzelnen, sich verhüllen zu dürfen?
Die Ganzkörperverhüllung ist religiös verordnete Unterdrückung der Frau – Auslöschung ihrer Persönlichkeit. Der Trick der Religion, letztlich jeder Religion, besteht darin, Unterdrückung zur Selbst-Unterdrückung zu machen: Weil ich glaube, unterwerfe ich mich. Was hat dieser manipulative Mechanismus mit Freiheit zu tun?

Dann bevorzugen Sie den französischen Ansatz: dass der Staat in die Kleiderordnung eingreift, keinen Religionsunterricht anbietet und so weiter.
Nein, so weit gehe ich nicht. Ich gehöre zwar keiner Kirche an, stelle aber fest, dass Kirchen viel Gutes tun. Es geht mir vor allem um den Islam. Wo er vorherrscht, ist ökonomisch, kulturell und wissenschaftlich nichts Erfreuliches im Gange, von Demokratie und Rechtsstaat nicht zu reden. Der Islam gehört nicht zu Deutschland oder zur Schweiz, wie gesagt wird – er ist uns fremd und letztlich feindlich. Aber die Muslime, die hier sind, die Menschen islamischen Glaubens, die gehören natürlich zu uns.

«Ich bin frank. Das ist ja eine Eigenschaft. Ich bin direkt und setze mich mit meinen Ideen aus.»

Die Menschen sind gleich, die Kulturen sind es nicht?
So ist es! Die eine Kultur, die islamische, ist um Jahrhunderte verspätet, die andere, unsere christlich-jüdische, ist ein Weltwunder.

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