THEO VAN GOGH INTEL: EPSTEINS ISLAND ISRAEL ! – Jeffrey Epstein half bei der Vermittlung eines israelischen Sicherheitsabkommens
Murtaza Hussain und Ryan Grim – DROPE SITE – 28. September 2025
Jeffrey Epstein nutzte sein politisches Netzwerk und seine finanziellen Ressourcen, um ein Abkommen über die Sicherheitskooperation zwischen den Regierungen Israels und der Mongolei auszuhandeln, wie aus einer Fundgrube von durchgesickerten E-Mails des ehemaligen israelischen Premierministers Ehud Barak hervorgeht. Diese neue Reihe von E-Mails zwischen Barak und Epstein wurde von der Mainstream-Presse weitgehend ignoriert, enthält aber entscheidende neue Zusammenhänge zu Epsteins Operationen.
Es ist allgemein bekannt, dass Epstein persönliche Verbindungen zu Israel hatte, unter anderem zu hochrangigen politischen Beamten wie Barak und Ehud Olmert, und dass er an Organisationen wie die Freunde der IDF spendete. Aber Epsteins Aktivitäten in der Mongolei zeigen zum ersten Mal, dass er ein Abkommen ermöglichte, das zu einem Sicherheitsabkommen zwischen Israel und anderen Nationen führte.
THEO VAN GOGH : SAMMLUNG ZITATE ZUM TODESTAG WALTER BENJAMINS – 26. September
Walter Bendix Schoenflies Benjamin *15.07.1892 in Berlin †26. 09.1940 in Portbou »Spur und Aura. Die Spur ist Erscheinung einer Nähe, so fern das sein mag, was sie hinterließ. Die Aura ist Erscheinung einer Ferne, so nah das sein mag, was sie hervorruft. In der Spur werden wir der Sache habhaft; in der Aura bemächtigt sie sich unser.« Angelus novus , 1920, 32, Ölpause und Aquarell auf Papier auf Karton, 31.8 x 24.2 cm |
Hier beginnt der literarische Parcours für neugierige Nachgeborene zitiert nach den Gesammelten Schriften Walter Benjamins, Herausgegeben von Rolf Tiedemann und Hermann Schweppenhäuser. Ausgabe in Schriftenreihe “Suhrkamp-Taschenbuch Wissenschaft« Unter Mitwirkung von Theodor W. Adorno und Gershom Scholem.Frankfurt am Main, 1991 Über den Begriff der Geschichte Die Vergangenheit führt einen heimlichen Index mit, durch den sie auf die Erlösung verwiesen wird. Streift denn nicht uns selber ein Hauch der Luft, die um die Früheren gewesen ist? Ist nicht in Stimmen, denen wir unser Ohr schenken, ein Echo von nun verstummten? Haben die Frauen, die wir umwerben, nicht Schwestern, die sie nicht mehr gekannt haben? Freilich fällt erst der erlösten Menschheit ihre Vergangenheit vollauf zu. Das wahre Bild der Vergangenheit huscht vorbei. Nur als Bild, das auf Nimmerwiedersehen im Augenblick seiner Erkennbarkeit eben aufblitzt, ist die Vergangenheit festzuhalten. Vergangenes historisch artikulieren heißt nicht, es erkennen »wie es denn eigentlich gewesen ist«. Es heißt, sich einer Erinnerung bemächtigen, wie sie im Augenblick einer Gefahr aufblitzt. Die Gefahr droht sowohl dem Bestand der Tradition wie ihren Empfängern. Für beide ist sie ein und dieselbe: sich zum Werkzeug der herrschenden Klasse herzugeben. In jeder Epoche muß versucht werden, die Überlieferung von neuem dem Konformismus abzugewinnen, der im Begriff steht, sie zu überwältigen. Der Messias kommt ja nicht nur als der Erlöser; er kommt als der Oberwinder des Antichrist. Nur dem Geschichtsschreiber wohnt die Gabe bei, im Vergangenen den Funken der Hoffnung anzufachen, der davon durchdrungen ist: auch die Toten werden vor dem Feind, wenn er siegt, nicht sicher sein. Und dieser Feind hat zu siegen nicht aufgehört. Wer immer bis zu diesem Tage den Sieg davontrug, der marschiert mit in dem Triumphzug, der die heute Herrschenden über die dahinführt, die heute am Boden liegen. Die Beute wird, wie das immer so üblich war, im Triumphzug mitgeführt. Man bezeichnet sie als die Kulturgüter. Es ist niemals ein Dokument der Kultur, ohne zugleich ein solches der Barbarei zu sein. Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der »Ausnahmezustand«, in dem wir leben, die Regel ist. Wir müssen zu einem Begriff der Geschichte kommen, der dem entspricht. Das Staunen darüber, daß die Dinge, die wir erleben, im zwanzigsten Jahrhundert »noch« möglich sind, ist kein philosophisches. Es steht nicht am Anfang einer Erkenntnis, es sei denn der, daß die Vorstellung von Geschichte, aus der es stammt, nicht zu halten ist. Es gibt ein Bild von Klee, das Angelus Novus heißt. Ein Engel ist darauf dargestellt, der aussieht, als wäre er im Begriff, sich von etwas zu entfernen, worauf er starrt. Seine Augen sind aufgerissen, sein Mund steht offen und seine Flügel sind ausgespannt. Der Engel der Geschichte muß so aussehen. Er hat das Antlitz der Vergangenheit zugewendet. Wo eine Kette von Begebenheiten vor uns erscheint, da sieht er eine einzige Katastrophe, die unablässig Trümmer auf Trümmer häuft und sie ihm vor die Füße schleudert. Er möchte wohl verweilen, die Toten wecken und das Zerschlagene zusammenfügen. Aber ein Sturm weht vom Paradiese her, der sich in seinen Flügeln verfangen hat und so stark ist, daß der Engel sie nicht mehr schließen kann. Dieser Sturm treibt ihn unaufhaltsam in die Zukunft, der er den Rücken kehrt, während der Trümmerhaufen vor ihm zum Himmel wächst. Das, was wir den Fortschritt nennen, ist dieser Sturm. Die Vorstellung eines Fortschritts des Menschengeschlechts in der Geschichte ist von der Vorstellung ihres eine homogene und leere Zeit durchlaufenden Fortgangs nicht abzulösen. Die Kritik an der Vorstellung dieses Fortgangs muß die Grundlage der Kritik an der Vorstellung des Fortschritts überhaupt bilden. Die Geschichte ist Gegenstand einer Konstruktion, deren Ort nicht die homogene und leere Zeit sondern die von Jetztzeit erfüllte bildet. Die Mode hat die Witterung für das Aktuelle, wo immer es sich im Dickicht des Einst bewegt. Sie ist der Tigersprung ins Vergangene. Nur findet er in einer Arena statt, in der die herrschende Klasse kommandiert. Derselbe Sprung unter dem freien Himmel der Geschichte ist der dialektische als den Marx die Revolution begriffen hat. Auf den Begriff einer Gegenwart, die nicht Übergang ist, sondern in der die Zeit einsteht und zum Stillstand gekommen ist, kann der historische Materialist nicht verzichten. Der Historismus stellt das »ewige« Bild der Vergangenheit, der historische Materialist eine Erfahrung mit ihr, die einzig dasteht. Er überläßt es andern, bei der Hure »Es war einmal« im Bordell des Historismus sich auszugeben. Er bleibt seiner Kräfte Herr: Manns genug, das Kontinuum der Geschichte aufzusprengen. Zentralpark Der spleen ist das Gefühl, das der Katastrophe in Permanenz entspricht. Der Geschichtsverlauf, wie er sich unter dem Begriffe der Katastrophe darstellt, kann den Denkenden eigentlich nicht mehr in Anspruch nehmen als das Kaleidoskop in der Kinderhand, dem bei jeder Drehung alles Geordnete zu neuer Ordnung zusammenstürzt. Das Bild hat sein gründliches, gutes Recht. Die Begriffe der Herrschenden sind allemal die Spiegel gewesen, dank deren das Bild einer »Ordnung« zustande kam. – Das Kaleidoskop muß zerschlagen werden. Das Grab als die geheime Kammer, in der Eros und Sexus ihren alten Streit vergleichen. Die Impotenz ist die Grundlage des Passionsweges der männlichen Sexualität. Die Entwertung der Dingwelt in der Allegorie wird innerhalb der Dingwelt selbst durch die Ware überboten. Auf dem Passionswege des Melancholikers sind die Allegorien die Stationen. Das von der allegorischen Intention Betroffene wird aus den Zusammenhängen des Lebens ausgesondert: es wird zerschlagen und konserviert zugleich. Die Allegorie hält an den Trümmern fest. Sie bietet das Bild der erstarrten Unruhe. Die Neurose produziert den Massenartikel in der psychischen Ökonomie. Er hat dort die Form der Zwangsvorstellung. Sie erscheint im Haushalte des Neurotikers in ungezählten Exemplaren als die immer gleiche. Blumen schmücken die einzelnen Stationen dieses Kalvarienbergs. Es sind die Blumen des Bösen. Die Schilderung des Verwirrten ist nicht dasselbe wie eine verwirrte Schilderung. Das Labyrinth ist der richtige Weg für den, der noch immer früh genug am Ziel ankommt. Dieses Ziel ist der Markt. Hasardspiel, Flanieren, Sammeln – Betätigungen, die gegen den spleen eingesetzt werden. Mit den neuen Herstellungsverfahren, die zu Imitationen führen, schlägt sich der Schein in den Waren nieder. Es gibt für die Menschen wie sie heute sind nur eine radikale Neuigkeit – und das ist immer die gleiche: der Tod. Das Labyrinth ist die Heimat des Zögernden. Der Weg dessen, der sich scheut ans Ziel zu gelangen, wird leicht ein Labyrinth zeichnen. So tut es der Trieb in den Episoden, die seiner Befriedigung vorangehen. So tut es aber auch die Menschheit (die Klasse), die nicht wissen will, wohin es mit ihr hinausgeht. Wenn es die Phantasie ist, die der Erinnerung die Korrespondenzen darbringt, so ist es das Denken, das ihr die Allegorien widmet. Die Erinnerung führt beide zu einander. Die Embleme kommen als Waren wieder. Die gegenständliche Umwelt des Menschen nimmt immer rücksichtsloser den Ausdruck der Ware an. Gleichzeitig geht die Reklame daran, den Warencharakter der Dinge zu überblenden. Der trügerischen Verklärung der Warenwelt widersetzt sich ihre Entstellung ins Allegorische. Die Ware sucht sich selbst ins Gesicht zu sehen. Ihre Menschwerdung feiert sie in der Hure. Für den Dialektiker kommt es darauf an, den Wind der Weltgeschichte in den Segeln zu haben. Denken heißt bei ihm: Segel setzen. Wie sie gesetzt werden, das ist wichtig. Worte sind bei ihm nur die Segel. Wie sie gesetzt werden, das macht sie zum Begriff. Der Grübler, dessen Blick, aufgeschreckt, auf das Bruchstück in seiner Hand fällt, wird zum Allegoriker. Zum Bilde der »Rettung« gehört der feste, scheinbar brutale Zugriff. Die Mode ist die ewige Wiederkehr des Neuen. – Gibt es trotzdem gerade in der Mode Motive der Rettung? Männliche Impotenz – Schlüsselfigur der Einsamkeit – in ihrem Zeichen vollzieht sich der Stillstand der Produktivkräfte – ein Abgrund trennt den Menschen von seinesgleichen. Die Langeweile im Produktionsprozeß entsteht mit seiner Beschleunigung (durch die Maschinen). Der Flaneur protestiert mit seiner ostentativen Gelassenheit gegen den Produktionsprozeß. Das Andenken ist das Komplement des »Erlebnisses«. In ihm hat die zunehmende Selbstentfremdung des Menschen, der seine Vergangenheit als tote Habe inventarisiert, sich niedergeschlagen. Die Allegorie hat im neunzehnten Jahrhundert die Umwelt geräumt, um sich in der Innenwelt anzusiedeln. Die Reliquie kommt von der Leiche, das Andenken von der abgestorbenen Erfahrung her, welche sich, euphemistisch, Erlebnis nennt. Im Gähnen tut sich der Mensch selber als Abgrund auf; er macht sich der langen Weile ähnlich, die ihn umgibt. Die ewige Wiederkunft ist ein Versuch, die beiden antinomischen Prinzipien des Glücks miteinander zu verbinden: nämlich das der Ewigkeit und das des: noch einmal. – Die Idee der ewigen Wiederkunft zaubert aus der Misere der Zeit die spekulative Idee (oder die Phantasmagorie) des Glücks hervor. Die Rettung hält sich an den kleinen Sprung in der kontinuierlichen Katastrophe. Im Flaneur, so könnte man sagen, kehrt der Müßiggänger wieder, wie ihn sich Sokrates als Gesprächspartner auf dem athenischen Markte auflas. Nur gibt es keinen Sokrates mehr, und so bleibt er unangesprochen. Und auch die Sklavenarbeit hat aufgehört, die ihm seinen Müßiggang garantiert. Die Ware ist an die Stelle der allegorischen Anschauungsform getreten. Einbahnstrasse TANKSTELLE FÜR MÄNNER NORMALUHR CHINAWAREN Ein Kind, im Nachthemd, ist nicht zu bewegen, einen eintretenden Besuch zu begrüßen. Die Anwesenden, vom höheren sittlichen Standpunkt aus, reden ihm, um seine Prüderie zu bezwingen, vergeblich zu. Wenige Minuten später zeigt es sich, diesmal splitternackt, dem Besucher. Es hatte sich inzwischen gewaschen. HANDSCHUHE
II. III. IV. V. VI. VIII. IX. XI. XII. XIII. Die Schrift, die im gedruckten Buche ein Asyl gefunden hatte, wo sie ihr autonomes Dasein führte, wird unerbittlich von Reklamen auf die Straße hinausgezerrt und den brutalen Heteronomien des wirtschaftlichen Chaos unterstellt. Und ehe der Zeitgenosse dazu kommt, ein Buch aufzuschlagen, ist über seine Augen ein so dichtes Gestöber von wandelbaren, farbigen, streitenden Lettern niedergegangen, daß die Chancen seines Eindringens in die archaische Stille des Buches gering geworden sind. Heuschreckenschwärme von Schrift, die heute schon die Sonne des vermeinten Geistes den Großstädtern verfinstern, werden dichter mit jedem folgenden Jahre werden. Die Schreibmaschine wird dem Federhalter die Hand des Literaten erst dann entfremden, wenn die Genauigkeit typographischer Formungen unmittelbar in die Konzeption seiner Bücher eingeht. Vermutlich wird man dann neue Systeme mit variablerer Schriftgestaltung benötigen. Sie werden die Innervation der befehlenden Finger an die Stelle der geläufigen Hand setzen. DEUTSCHE TRINKT DEUTSCHES BIER!
I. II. III. IV. VI. VII. VIII. IX. X. XI. XII. XIII.
Die Technik des Kritikers in dreizehn Thesen II. III. IV. V. VI. VII. VIII. IX. X. XI. XIII.
II. III. IV. V. VI. VII. VIII. IX. X. XI. XII. XIII. GALANTERIEWAREN Einer, der sich verlassen glaubt, liest und es schmerzt ihn, daß die Seite, die er umschlagen will, schon aufgeschnitten ist, daß nicht einmal sie mehr ihn braucht. Gaben müssen den Beschenkten so tief betreffen, daß er erschrickt. Als ein geschätzter, kultivierter und eleganter Freund mir sein neues Buch übersandte, überraschte ich mich dabei, wie ich, im Begriff es zu öffnen, meine Krawatte zurecht rückte. Wer die Umgangsformen beachtet, aber die Lüge verwirft, gleicht einem, der sich zwar modisch kleidet, aber kein Hemd auf dem Leibe trägt. Wenn der Zigarettenrauch in der Spitze und die Tinte im Füllhalter gleich leichten Zug hätten, dann wäre ich im Arkadien meiner Schriftstellerei. Glücklich sein heißt ohne Schrecken seiner selbst innewerden können. ANTIQUITÄTEN MEDAILLON. An allem, was mit Grund schön genannt wird, wirkt paradox, daß es erscheint. Einen Menschen kennt einzig nur der, welcher ohne Hoffnung ihn liebt. BOGENLAMPE HALTEPLATZ FÜR NICHT MEHR ALS 3 DROSCHKEN KRIEGERDENKMAL OPTIKER Im Frühling gewahrt man bei hellem Sonnenwetter das junge Laub, im kalten Regen die noch unbelaubten Äste. Wie ein gastlicher Abend verlaufen ist, das sieht an der Stellung der Teller und Tassen, der Becher und Speisen, wer zurückblieb, auf einen Blick. Grundsatz der Werbung: sich siebenfach machen; siebenfach sich um die stellen, die man begehrt. Der Blick ist die Neige des Menschen. POLIKLINIK DIESE FLÄCHEN SIND ZU VERMIETEN WEGEN UMBAU GESCHLOSSEN! TECHNISCHE NOTHILFE KURZWAREN Die Tötung des Verbrechers kann sittlich sein – niemals ihre Legitimierung. Der Ernährer aller Menschen ist Gott und der Staat ihr Unterernährer. NACHTGLOCKE ZUM ARZT Das bürgerliche Dasein ist das Regime der Privatangelegenheiten. Passagenwerk Das Empire ist der Stil des revolutionären Terrorismus, dem der Staat Selbstzweck ist. So wenig Napoleon die funktionelle Natur des Staates als Herrschaftsinstrument der Bürgerklasse erkannte, so wenig erkannten die Baumeister seiner Zeit die funktionelle Natur des Eisens, mit dem das konstruktive Prinzip seine Herrschaft in der Architektur antritt. Erstmals in der Geschichte der Architektur tritt mit dem Eisen ein künstlicher Baustoff auf. Weltausstellungen sind die Wallfahrtsstätten zum Fetisch Ware. Die Mode schreibt das Ritual vor, nach dem der Fetisch Ware verehrt sein will. Der Privatmann, der im Kontor der Realität Rechnung trägt, verlangt vom Interieur in seinen Illusionen unterhalten zu werden. Der Flaneur steht noch auf der Schwelle, der Großstadt sowohl wie der Bürgerklasse. Keine von beiden hat ihn noch überwältigt. In keiner von beiden ist er zu Hause. Er sucht sich sein Asyl in der Menge. Die Menge ist der Schleier, durch den hindurch dem Flaneur die gewohnte Stadt als Phantasmagorie winkt. In ihr ist sie bald Landschaft, bald Stube. Beide baut dann das Warenhaus auf, das die Flanerie selber dem Warenumsatze nutzbar macht. Das Warenhaus ist der letzte Strich des Flaneurs. Mit der Herstellung von Massenartikeln kommt der Begriff der Spezialität auf. Hier hat die Mode den dialektischen Umschlageplatz zwischen Weib und Ware – zwischen Lust und Leiche – eröffnet. Ihr langer flegelhafter Kommis, der Tod, mißt das Jahrhundert nach der Elle, macht wegen der Ersparnis selbst den Mannequin und leitet eigenhändig den Ausverkauf, der auf französisch »revolution« heißt. Denn nie war Mode anderes als die Parodie der bunten Leiche, Provokation des Todes durch das Weib und zwischen geiler memorierter Lache bitter geflüsterte Zwiesprach mit der Verwesung. Das ist Mode. Darum wechselt sie so geschwinde; kitzelt den Tod und ist schon wieder eine andere, neue, wenn er nach ihr sich umsieht, um sie zu schlagen. Jede Saison bringt in ihren neuesten Kreationen irgendwelche geheimen Flaggensignale der kommenden Dinge. Wer sie zu lesen verstünde, der wüßte im voraus nicht nur um neue Strömungen der Kunst, sondern um neue Gesetzbücher, Kriege und Revolutionen. – Zweifellos liegt hierin der größte Reiz der Mode, aber auch die Schwierigkeit, ihn fruchtbar zu machen. Ich formulierte, »daß das Ewige jedenfalls eher eine Rüsche am Kleid ist, als eine Idee«. Im Fetischismus legt der Sexus die Schranken zwischen organischer und anorganischer Welt nieder. Kleidung und Schmuck stehen mit ihm im Bunde. Er ist im Toten wie im Fleisch zuhause. Auch weist das letztere selber ihm den Weg, im ersten sich einzurichten. Moden sind ein Medikament, das die verhängnisvollen Wirkungen des Vergessens, im kollektiven Maßstab, kompensieren soll. Je kurzlebiger eine Zeit, desto mehr ist sie an der Mode ausgerichtet. Der despotische Schrecken der Klingel, der über der Wohnung waltet, hat seine Kraft ebenfalls aus dem Zauber der Schwelle. Gellend schickt etwas sich an, die Schwelle zu überschreiten. Langeweile haben wir, wenn wir nicht wissen, worauf wir warten. Daß wir es wissen oder zu wissen glauben, das ist fast immer nichts als der Ausdruck unserer Seichtheit oder Zerfahrenheit. Die Langeweile ist die Schwelle zu großen Taten. – Nun wäre zu wissen wichtig: der dialektische Gegensatz zur Langweile? Langeweile ist ein warmes graues Tuch, das innen mit dem glühendsten, farbigsten Seidenfutter ausgeschlagen ist. In dieses Tuch wickeln wir uns wenn wir träumen. Man muß sich nicht die Zeit vertreiben – muß die Zeit zu sich einladen. Sich die Zeit vertreiben (sich die Zeit austreiben, abschlagen): der Spieler. Zeit spritzt ihm aus allen Poren. – Zeit laden, wie eine Batterie Kraft lädt: der Flaneur. Endlich der Dritte: er lädt die Zeit und gibt in veränderter Gestalt – in jener der Erwartung – wieder ab: der Wartende. Zu früh gekommenes Glas, zu frühes Eisen. In den Passagen ist das sprödeste und das stärkste Material gebrochen, gewissermaßen geschändet worden. Mitte vorigen Jahrhunderts wußte man noch nicht, wie mit Glas und Eisen gebaut werden muß. Darum ist der Tag so schmutzig und trübe, der durch die Scheiben zwischen eisernen Trägern von oben hereinfällt. Die ersten Eisenbauten dienten transitorischen Zwecken: Markthallen, Bahnhöfe, Ausstellungen. Das Eisen verbindet sich also sofort mit funktionalen Momenten im Wirtschaftsleben. Aber was damals funktional und transitorisch war, beginnt heute in verändertem Tempo formal und stabil zu wirken. Die Reklame ist die List, mit der der Traum sich der Industrie aufdrängt. Die Weltausstellungen waren die hohe Schule, in der die vom Konsum abgedrängten Massen die Einfühlung in den Tauschwert lernten. »Alles ansehen, nichts anfassen.« Dem, was die Dichter selbst von ihren Schriften sagen, soll man niemals trauen. Es ist beim Sammeln das Entscheidende, daß der Gegenstand aus allen ursprünglichen Funktionen gelöst wird um in die denkbar engste Beziehung zu seinesgleichen zu treten. Diese ist der diametrale Gegensatz zum Nutzen und steht unter der merkwürdigen Kategorie der Vollständigkeit. Es ist die tiefste Bezauberung des Sammlers, das Einzelne in einen Bannkreis einzuschließen, indem es, während ein letzter Schauer (der Schauer des Erworbenwerdens ) darüber hinläuft, erstarrt. Alles Erinnerte, Gedachte, Bewußte wird Sockel, Rahmen, Postament, Verschluß seines Besitztums. Das Sammeln ist ein Urphänomen des Studiums: der Student sammelt Wissen. Der Allegoriker bildet gleichsam zum Sammler den Gegenpol. Er hat es aufgegeben, die Dinge durch die Nachforschung nach dem aufzuhellen, was etwa ihnen verwandt und zu ihnen gehörig wäre. Er löst sie aus ihrem Zusammenhange und überläßt es von Anfang an seinem Tiefsinn, ihre Bedeutung aufzuhellen. Warum der Blick in fremde Fenster immer auf eine Familie beim Essen oder auf einen einsamen, mit rätselhaft Nichtigem beschäftigten Mann unter der Hängelampe am Tische trifft? Solch ein Blick ist die Urzelle von Kafkas Werk. Die Urform allen Wohnens ist das Dasein nicht im Haus sondern im Gehäuse. Dieses trägt den Abdruck seines Bewohners. Wohnung wird im extremsten Falle zum Gehäuse. Das neunzehnte Jahrhundert war wie kein anderes wohnsüchtig. Es begriff die Wohnung als Futteral des Menschen und bettete ihn mit all seinem Zubehör so tief in sie ein, daß man ans Innere eines Zirkelkastens denken könnte, wo das Instrument mit allen Ersatzteilen in tiefe, meistens violette Sammethöhlen gebettet, daliegt. Der Grübler, dessen Blick, aufgeschreckt, auf das Bruchstück in seiner Hand fällt, wird zum Allegoriker. Die Allegorien stehen für das, was die Ware aus den Erfahrungen macht, die die Menschen dieses Jahrhunderts haben. Die barocke Allegorie sieht die Leiche nur von aussen, Baudelaire vergegenwärtigt sie von innen. Im Flaneur, so könnte man sagen, kehrt der Müßiggänger wieder, wie ihn sich Sokrates als Gesprächspartner auf dem athenischen Markte auflas. Nur gibt es keinen Sokrates mehr. Und auch die Sklavenarbeit hat aufgehört, die ihm seinen Müßiggang garantiert. Der Nebel erscheint als Trost des Einsamen. Er erfüllt den Abgrund, der um ihn ist. Das Grab als die geheime Kammer, in der Eros und Sexus ihren alten Streit vergleichen. Gelächter ist zerschlagene Artikulation. Der Kapitalismus war eine Naturerscheinung, mit der ein neuer Traumschlaf über Europa kam und in ihm eine Reaktivierung der mythischen Kräfte. Die ersten Weckreize vertiefen den Schlaf. Das kommende Erwachen steht wie das Holzpferd der Griechen im Troja des Traumes. Solange es noch einen Bettler gibt, solange gibt es noch Mythos. Eigentlich ist die Wachsfigur der Schauplatz, in der der Schein der Humanität sich überschlägt. In ihr kommt nämlich Oberfläche, Teint und Kolorit des Menschen so vollkommen und unüberbietbar treu zum Ausdruck, daß diese Wiedergabe seines Scheins sich selber überschlägt und nun die Puppe nichts darstellt als die schreckliche durchtriebene Vermittlung zwischen Eingeweide und Kostüm. Den Flanierenden leitet die Straße in eine entschwundene Zeit. Ihm ist eine jede abschüssig. Sie führt hinab, wenn nicht zu den Müttern, so doch in eine Vergangenheit, die um so bannender sein kann als sie nicht seine eigene, private ist. Dialektik der flanerie: einerseits der Mann, der sich von allem und allen angesehen fühlt, der Verdächtige schlechthin, andererseits der völlig Unauffindbare, Geborgene. Vermutlich ist es eben diese Dialektik, die »Der Mann der Menge« entwickelt. 1839 war es elegant, beim Promenieren eine Schildkröte mit sich zu führen. Das gibt einen Begriff vom Tempo des Flanierens in den Passagen. Die beste Kunst, so, träumend den Nachmittag in das Netz des Abends einzufangen, ist das Plänemachen. Straßen sind die Wohnung des Kollektivs. Das Kollektiv ist ein ewig unruhiges, ewig bewegtes Wesen, das zwischen Häuserwänden soviel erlebt, erfährt, erkennt und ersinnt wie Individuen im Schutze ihrer vier Wände. Die eigentümliche Unschlüssigkeit des Flanierenden. Wie das Warten der eigentliche Zustand des unbeweglich Kontemplativen so scheint das Zweifeln der des Flanierenden zu sein. Der Flaneur ist der Beobachter des Marktes. Sein Wissen steht der Geheimwissenschaft von der Konjunktur nahe. Er ist der in das Reich des Konsumenten ausgeschickte Kundschafter des Kapitalisten. Ein Rausch kommt über den, der lange ohne Ziel durch Straßen marschierte. Das Gehn gewinnt mit jedem Schritte wachsende Gewalt; immer geringer werden die Verführungen der Läden, der bistros, der lächelnden Frauen, immer unwiderstehlicher der Magnetismus der nächsten Straßenecke, einer fernen Masse Laubes eines Straßennamens. Dann kommt der Hunger. Er will nichts von den hundert Möglichkeiten, ihn zu stillen, wissen. Wie ein asketisches Tier streicht er durch unbekannte Viertel, bis er in tiefster Erschöpfung auf seinem Zimmer, das ihn befremdet, kalt zu sich einläßt, zusammensinkt. Der Müßiggang des Flaneurs ist eine Demonstration gegen die Arbeitsteilung. Der Asphalt fand zuerst auf den Bürgersteigen Anwendung. Die Stadt ist die Realisierung des alten Menschheitstraumes vom Labyrinth. Erst das Zusammentreffen zweier verschiedener Straßennamen macht die Magie der »Ecke«. Zuhälter sind die eisernen Naturen dieser Straße und ihre gläsernen Spröden sind Huren. In der Figur des Flaneurs hat die des Detektivs sich präformiert. Dem Flaneur mußte an einer gesellschaftlichen Legitimierung seines Habitus liegen. Es paßte ihm ausgezeichnet, seine Indolenz als eine scheinbare präsentiert zu sehen, hinter der in Wirklichkeit die angespannte Aufmerksamkeit eines Beobachters sich verbirgt, der den ahnungslosen Missetäter nicht aus den Augen läßt. Für den Flanierenden geht folgende Verwandlung mit der Straße vor sich: sie leitet ihn durch eine entschwundene Zeit. Er schlendert die Straße entlang; ihm ist eine jede abschüssig. Sie führt hinab, wenn nicht zu den Müttern so doch in eine Vergangenheit, die um so tiefer sein kann, als sie nicht seine eigene, private ist. Dennoch bleibt sie immer Vergangenheit einer Jugend. Warum aber die seines gelebten Lebens? Der Boden, über den er hingeht, der Asphalt ist hohl. Seine Schritte wecken eine erstaunliche Resonanz, das Gas, das auf die Fliesen herunterstrahlt, wirft ein zweideutiges Licht auf diesen doppelten Boden. Die Figur des Flaneurs rückt wie’ von einem Uhrwerk getrieben über die steinerne Straße mit dem doppelten Boden dahin. Und im Innern, wo dieses Triebwerk steckt, pocht(?) wie bei altem Spielzeug eine Spieluhr. Die spielt das Lied: »Aus der Jugendzeit / aus der Jugendzeit / folgt ein Lied. mir immerdar.« Was wissen denn wir von Straßenecken, von Bordschwellen, von der Architektur des Pflasters, die wir niemals die Straße, Hitze, Schmutz und Kanten der Steine unter den nackten Sohlen gefühlt, niemals die Unebenheiten zwischen den breiten Fließen auf ihre Eignung, uns zu leiten, untersuchten? Die Presse ruft einen Überfluß von Informationen auf den Plan, deren Reizwirkung um so stärker ist, je mehr sie irgendwelcher Verwertung entzogen sind. (Die Ubiquität des Lesers allein würde möglich machen, sie zu verwerten; und deren Illusion wird denn auch erzeugt.) Das reale Verhältnis dieser Informationen zum gesellschaftlichen Dasein ist in der Abhängigkeit dieses Informationsbetrieb(s) von den Börseninteressen und in seiner Ausrichtung auf sie beschlossen. – Mit der Entfaltung des Informationsbetriebes setzt sich die geistige Arbeit parasitär auf jede materielle, so wie das Kapital mehr und mehr jede materielle Arbeit in seine Abhängigkeit bringt. Spur und Aura. Die Spur ist Erscheinung einer Nähe, so fern das sein mag, was sie hinterließ. Die Aura ist Erscheinung einer Ferne, so nah das sein mag, was sie hervorruft. In der Spur werden wir der Sache habhaft; in der Aura bemächtigt sie sich unser. Der Sandwichman ist die letzte Inkarnation des Flaneurs. In den Gebieten, mit denen wir es zu tun haben, gibt es Erkenntnis nur blitzhaft. Der Text ist der langnachrollende Donner. Gebiete urbar zu machen, auf denen bisher nur der Wahnsinn wuchert. Vordringen mit der geschliffenen Axt der Vernunft und ohne rechts noch links zu sehen, um nicht dem Grauen anheimzufallen, das aus der Tiefe des Urwalds lockt. Aller Boden musste einmal von der Vernunft urbar gemacht, vom Gestrüpp des Wahns und des Mythos gereinigt werden. Methode dieser Arbeit: literarische Montage. Ich habe nichts zu sagen. Nur zu zeigen. Ich werde nichts Wertvolles entwenden und mir keine geistvollen Formulierungen aneignen. Aber die Lumpen, den Abfall: die will ich nicht inventarisieren sondern sie auf die einzig mögliche Weise zu ihrem Rechte kommen lassen: sie verwenden. Sich immer wieder klarmachen, wie der Kommentar zu einer Wirklichkeit (denn hier handelt es sich um den Kommentar, Ausdeutung in den Einzelheiten) eine ganz andere Methode verlangt als der zu einem Text. Im einen Fall ist Theologie, im andern Philologie die Grundwissenschaft. Jede Kindheit leistet etwas Großes, Unersetzliches für die Menschheit. Die materialistische Geschichtsdarstellung führt die Vergangenheit dazu, die Gegenwart in eine kritische Lage zu bringen. Mein Denken verhält sich zur Theologie wie das Löschblatt zur Tinte. Es ist ganz von ihr vollgesogen. Ginge es aber nach dem Löschblatt, so würde nichts was geschrieben ist, übrig bleiben. Für den Dialektiker kommt es darauf an, den Wind der Weltgeschichte in den Segeln zu haben. Denken heißt bei ihm: Segel setzen. Wie sie gesetzt werden das ist wichtig. Worte sind seine Segel. Wie sie gesetzt werden, das macht sie zum Begriff. Zur Rettung gehört der feste, scheinbar brutale Zugriff. Zum Denken gehört ebenso die Bewegung wie das StillstelIen der Gedanken. Wo das Denken in einer von Spannungen gesättigten Konstellation zum Stillstand kommt, da erscheint das dialektische Bild. Geschichte schreiben heißt, Jahreszahlen ihre Physiognomie geben. Die jeweils Lebenden erblicken sich im Mittag der Geschichte. Sie sind gehalten, der Vergangenheit ein Mahl zu rüsten. Der Historiker ist der Herold, welcher die Abgeschiedenen zu Tische lädt. Kein Mädchen würde sich entschließen, Hure zu werden, rechnete sie allein mit der tarifmäßigen Entlohnung durch ihre’ Partner. Gewiß, die Liebe der Hure ist käuflich. Nicht aber die Scham ihres Kunden. Die sucht für diese Viertelstunde ein Versteck und findet das genialste: im Gelde. So viele Nuancen der Zahlung wie Nuancen des Liebesspiels, träge und schnelle, heimliche oder brutale. Was ist das? Die schamgerötete Wunde am Körper der Gesellschaft sondert Geld ab und heilt. Sie überzieht sich mit metallnem Schorf. Das Spiel ist das höllische Gegenstück zur Musik der himmlischen Heerscharen. Die Liebe zur Prostituierten ist die Apotheose der Einfühlung in die Ware. Es ist eine eigentümliche Wollust im Benennen von Straßen. Die Frauen sehen sich hier mehr als anderswo, daraus ist die bestimmte Schönheit der Pariserinnen Spiegel entsprungen. Ehe ein Mann sie anblickt, sehen sie sich schon zehnmal gespiegelt. Das »Moderne« die Zeit der Hölle. Die Höllenstrafen sind jeweils das Neueste, was es auf diesem Gebiete gibt. Es handelt sich nicht darum, daß »immer wieder dasselbe« geschieht, geschweige dass hier von der ewigen Wiederkunft die Rede wäre. Es handelt sich vielmehr darum, daß das Gesicht der Welt gerade in dem, was das Neueste ist, sich nie verändert, daß dies Neueste in allen Stücken immer das Nämliche bleibt. – Das konstituiert die Ewigkeit der Hölle. Die Totalität der Züge zu bestimmen, in denen das »Moderne« sich ausprägt, hieße die Hölle darstellen. Die Erfahrung unserer Generation: daß der Kapitalismus keines natürlichen Todes sterben wird. Wer Muße genießt, der entrinnt der Fortuna, wer sich dem Müßiggang ergibt, der fällt ihr anheim. Die Erfahrung ist der Ertrag der Arbeit, das Erlebnis ist die Phantasmagorie des Müßiggängers. Statt des Kraftfeldes, das mit der Entwertung der Erfahrung der Menschheit verloren geht, erschließt sie sich ein neues in Gestalt der Planung. Die Masse der unbekannten Gleichförmigkeiten wird gegen die erprobte Vielfalt des Überlieferten aufgeboten. »Planen« ist seither nur noch in großem Maßstab möglich. Müßiggang hat wenig Repräsentatives, wird aber weit mehr als die Muße ausgestellt. Der Bürger hat begonnen, sich der Arbeit zu schämen. Er, für den sich die Muße nicht mehr von selbst versteht, stellt seinen Müßiggang gern zur Schau. Zum Feuilleton. Es galt, das Gift der Sensation der Erfahrung gleichsam intravenös einzuspritzen; das heißt, der geläufigen Erfahrung den Erlebnischarakter abzumerken. Dem bot sich die Erfahrung des Großstadtmenschen am ersten dar. Der Feuilletonist macht sich das zu nutze. Er verfremdet dem Großstädter seine Stadt. So ist er einer der ersten Techniker, die durch das gesteigerte Bedürfnis nach Erlebnissen auf den Plan gerufen werden. Gewohnheiten sind die Armatur der Erfahrungen. Von Erlebnissen wird diese Armatur angegriffen. Unter den Bedingungen des Müßigganges kommt der Einsamkeit ganz besondere Bedeutung zu. Erst die Einsamkeit emanzipiert nämlich das Erlebnis virtuell von jedem, wie auch immer geringen oder dürftigen Ereignis: sie stellt ihm, auf dem Wege der Einfühlung, jeden beliebigen Passanten als sein Substrat bei. Einfühlung ist nur dem Einsamen möglich; darum ist die Einsamkeit eine Bedingung des echten Müßigganges. Die Figur des Flaneurs. Er gleicht dem Haschischesser, nimmt den Raum in sich auf wie dieser. Im Haschischrausch beginnt der Raum uns anzublinzeln: »Nun, was mag denn in mir sich alles zugetragen haben?« Und mit der gleichen Frage macht der Raum an den Flanierenden sich heran. Das Wahre hat keine Fenster. Das Wahre sieht nirgends zum Universum hinaus. Die Konkretion löscht das Denken, die Abstraktion entzündet es. Im Jazz emanzipiert sich der Lärm. Der Jazz tritt in einem Moment auf, da der Lärm immer mehr aus dem Produktions-, Verkehrs- und Handelsprozeß ausgeschaltet wird. Geschichtliche Wahrheitserkenntnis ist nur möglich als Aufhebung des Scheins: diese Aufhebung aber soll nicht Verflüchtigung, Aktualisierung des Gegenstandes bedeuten sondern ihrerseits die Konfiguration eines schnellen Bildes annehmen. Das schnelle kleine Bild im Gegensatz zur wissenschaftlichen Gemütlichkeit. Die Mode. Eine Art Wettrennen um den ersten Platz in der gesellschaftlichen Schöpfung. Das Rennen wird jeden Augenblick von neuem gelaufen. Gegensatz von Mode und Uniform.
BEGRIFFE lassen sich überhaupt nicht denken, sondern nur Urteile. ARTEN DES WISSENS I. II. III. IV. V. Kapitalismus ist eine Religion aus bloßem Kult, ohne Dogma. Kunstwerke sind nur in der Idee schön. In dem Maße sind sie es nicht, als sie gemäß dem Kanon sind, statt in ihm. Die Farbe ist schön, aber es hat keinen Sinn, schöne Farben hervorzubringen, weil Farbe Schönheit als Eigenschaft, nicht als Erscheinung im Gefolge ist. Farbe nimmt in sich auf, indem sie färbt und sich hingibt. Farbe muß gesehen werden. Farbe verhält sich zu Optik nicht, wie Linie zu Geometrie. Das Licht der Ideen kämpft mit dem Dunkel des schöpferischen Grundes und in diesem Kampfe erzeugt es das Farbenspiel der Phantasie. Nichts eigentlich Lebendiges ist wahrhaft schön. Daher ist das wesenhaft Schöne Schein, wo es sich an das eigentlich Lebendige heftet. DER HUMOR CHAPLIN Chaplin grüßt mit seiner Melone und es sieht aus als wenn der Deckel eines überlaufenden Kessels sich hebt. Seine Kleider sind imprägniert gegen alle Schicksalsschläge. Er sieht aus wie einer, der vier Wochen nicht aus den Kleidern gekommen ist. Er kennt kein Bett, wenn er sich irgendwo hinlegt, so ist es ein Schubkarren oder eine Wippe. Durchnäßt, verschwitzt, in viel zu engen Kleidern ist Chaplin das sinnfällige Exempel der Goetheschen Wahrheit: Der Mensch wäre nicht der Vornehmste auf der Erde, wenn er nicht zu vornehm für sie wäre. Dann kommt als Großaufnahme sein durch und durch zerknitterter Leib, wie er auf einem Stein in der Arena Platz nimmt; nun glaubt man den Schluß mit Händen zu greifen, und dann erhebt er sich und man sieht ihn von hinten, wie er langsam sich weiter und weiter entfernt, mit dem Gang Charlie Chaplins, seine eigene wandelnde Echtheitsmarke(,) wie am Ende der übrigen Filme sich das Signet der Ursprungsfirma einstellt. Und hier nun, an der einzigen Stelle, wo kein Einschnitt ist und man ihm mit den Blicken ewig folgen möchte, hier eben ist Schluß! Zu Micky-Maus Der Weg eines Akts im Amt hat mehr Ähnlichkeit mit einem von jenen, die Micky-Maus zurücklegt(,) als mit dem des Marathonläufers. In diesen Filmen bereitet sich die Menschheit darauf vor, die Zivilisation zu überleben. Die Micky-Maus stellt dar, daß die Kreatur noch bestehen bleibt, auch wenn sie alles Menschenähnliche von sich abgelegt hat. Sie durchbricht die auf den Menschen hin konzipierte Hierarchie der Kreaturen. Diese Filme desavouieren, radikaler als je der Fall war, alle Erfahrung. Es lohnt sich in einer solchen Welt nicht, Erfahrungen zu machen. |
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SABRA & CHATILA
Jean Genet, der Schweizer Arzt Leo Loch und Hans Branscheidt (Medico international) betraten vor 43 Jahren im September eine Schädelstätte: ERINNERN WIR SABRA & CHATILA ! ISRAELISCH-FALANGISTISCHES MASSABER NAHE BEIRUT –
Vor 43 Jahren fand das genozidale Massaker an palästinensischen Geflüchteten in den Lagern Sabra und Shatila im Libanon statt. Von Israel/Begin &Scharon kommandierte Rechte libanesische Milizen, – die früher den NAZIS verbunden waren – ermordeten mit Hilfe von Israel in 2 Tagen 3000 Palästinenser, sie erschossen, alle, die sie fanden, von Babys bis zu den Alten.
CHATILA (BEIRUT) DAS FÜRCHTERLICHSTE INDIVIDUELLE SCHLACHTMASSAKER DIESER ZEIT AN PALÄSTINENSERN: 80 Meter entfernt vom Armeecamp der „tapferen“ israelischen Tsahal Armee. – Report
Ungesühnt (NEUE ZÜRCHER ZEITUNG 31-8-2002)
Diese Dreckarbeit soll allerdings nicht von den Israeli Defense Forces vollzogen werden, sondern von den rechten libanesischen Phalangisten, die dafür unter israelischen Befehl gestellt werden. Ariel Sharon rät, «nicht wie Frauen zu weinen, sondern wie Männer zu handeln».
Wie die Mörder wohl aussehen? Jean Genet hat sich das gefragt, als er am 18. September 1982 das Gassenlabyrinth des palästinensischen Flüchtlingslagers Chatila in Beirut betrat und die Leichen sah. Einzeln oder auf Haufen geworfen lagen sie da, das Blut oft……
Im Februar 1983, ein halbes Jahr nach dem Blutbad, kam eine Kommission unter der Leitung des Präsidenten des Obersten israelischen Gerichtshofes zu einem für Sharon vernichtenden Schluss. Der Bericht der Kommission – er liest sich wie die Chronik eines voraussehbaren, ja bewusst in Kauf genommenen Massakers – hält unmissverständlich fest, Sharon habe zu wenig unternommen, um die Ermordung der Flüchtlinge zu verhindern. Ein solches Vorgehen der Phalangisten sei «zwingend» zu erwarten gewesen, weshalb der Verteidigungsminister seine «humanitäre Verpflichtung» hätte wahrnehmen und entsprechende Gegenmassnahmen ergreifen müssen. Weil er das als oberster Befehlshaber unterlassen habe, sei er «persönlich» für die Ereignisse verantwortlich. Sharon trat nach der Publikation des Berichts von seinem Amt als Verteidigungsminister zurück
THEO VAN GOGH REFLEXION : ANATOMIE EINES MENSCHHEITSVERBRECHENS – DIE LÜGENBASIERTEN USA
Die Lügen, die sich Amerika über den Nahen Osten erzählt
Als sein Einfluss schwand, verstellte sich Washington und leugnete die Realität
Hussein Agha und Robert Malley – FOREIGN AFFAIRS USA 16. September 2025
Am Ort eines israelischen Angriffs in Gaza-Stadt, September 2025Dawoud Abu Alkas / Reuters
HUSSEIN AGHA ist seit mehr als einem halben Jahrhundert in israelisch-palästinensische Angelegenheiten und Verhandlungen involviert. Von 1996 bis 2023 war er Senior Associate am St. Antony’s College der University of Oxford.
ROBERT MALLEY ist Dozent an der Jackson School of Global Affairs der Yale University. Er war in leitenden Positionen im Nahen Osten in den Regierungen Clinton, Obama und Biden tätig.
Dieser Artikel ist eine Adaption ihres Buches Tomorrow Is Yesterday: Life, Death, and the Pursuit of Peace in Israel-Palestine (Farrar, Straus und Giroux, 2025).
Während des langen Krieges in Gaza konnte man von einem Beamten der Biden-Regierung erwarten, dass er an jedem beliebigen Tag eine der folgenden Behauptungen ausführte: Ein Waffenstillstand stand vor der Tür, die Vereinigten Staaten arbeiteten unermüdlich daran, einen solchen zu erreichen, sie kümmerten sich gleichermaßen um die Israelis und die Palästinenser, ein historisches saudisch-israelisches Normalisierungsabkommen stand bevor, und all dies war mit einem unumkehrbaren Weg zu einem palästinensischen Staat verbunden.
Keine dieser Äußerungen hatte auch nur die geringste Ähnlichkeit mit der Wahrheit. Die Gespräche über einen Waffenstillstand zogen sich hin, und als sie Früchte trugen, zerbrachen die daraus resultierenden Vereinbarungen schnell. Die Vereinigten Staaten unterließen es, das eine zu tun – die Militärhilfe für Israel, die das Feuer vor dem Abklingen bewahrte, an Bedingungen zu knüpfen oder zu stoppen –, die es hätten bewirken können. Dieser Schritt war auch das Einzige, was jenseits von Plattitüden das Engagement der USA für den Schutz des Lebens von Israelis und Palästinensern hätte demonstrieren können. Saudi-Arabien wiederholte immer wieder, dass eine Normalisierung mit Israel von Fortschritten in Richtung eines palästinensischen Staates abhänge, und die israelische Regierung schloss solche Fortschritte konsequent aus. Je mehr Zeit verging, desto mehr wurden die Erklärungen der USA als leere Worte entlarvt, die auf Unglauben oder Gleichgültigkeit stießen. Das hinderte sie nicht daran, hergestellt zu werden. Haben die politischen Entscheidungsträger in den USA geglaubt, was sie gesagt haben? Wenn nicht, warum haben sie es immer wieder gesagt? Und wenn ja, wie konnten sie so viele gegenteilige Beweise ignorieren, die ihnen ins Gesicht starrten?
THEO VAN GOGH : MUST READ – VORLÄUFIGER GESAMTBERICHT Wenn Journalisten Journalisten zum Abschuss freigeben – ISRAEL – PALÄSTINA
Von FABIAN GOLDMANN
Exegese13. September 2025 Die Bilder stammen von der britischen Künstlerin Peonica Fernando.
ALLE FOTOS & BILDER VIA https://www.schantall-und-scharia.de/journalisten/
Über 200 Journalisten hat Israels Armee in den letzten zwei Jahren getötet. Mit Bomben, mit Raketen, und mit der Unterstützung deutscher Medien.
Globale Medien, die internationale Gemeinschaft, Menschenrechtsorganisationen: Ihr alle behauptet, euch um die Pressefreiheit zu kümmern. Ihr postet Hashtags. Ihr haltet Konferenzen ab. Aber hier ist die Wahrheit: Ihr habt uns sterben lassen.
Nour El-Assy, Autorin aus Gaza
„Wenn diese Worte dich erreichen, dann wisst ihr, dass Israel es geschafft hat, mich zu töten und meine Stimme zum Schweigen zu bringen.“ Als diese Nachricht in der Nacht vom 10. auf den 11. August 2025 auf X erschien, war klar: Israels Armee hatte ihre Drohung wahr gemacht und Anas Al-Sharif, einen der bekanntesten palästinensischen Reporter, ermordet. Mit ihm tötete die israelische Armee in dieser Nacht den Reporter Mohammed Qreiqeh, den Kameramann Ibrahim Zaher, den Kameramann Moamen Aliwa und Kamera-Assistent Mohammed Noufal – das gesamte Team von Al-Jazeera in Gaza-Stadt.
Ein Staat ermordet fünf Journalisten. Indem er Kampfjets Raketen auf ein Pressezelt feuern lässt. Im Hof eines Krankenhauses. Mit voller Absicht und lange angedroht. Allein diese Nachricht hätte das Zeug für Breaking News und Sondersendungen gehabt. Für Titelseiten mit den Fotos der Getöteten. Für Solidaritätserklärungen und Hashtag-Kampagnen. Für offene Briefe und wütende Proteste von Medienschaffenden, die ihre Regierung auffordern, ihren verfolgten Kollegen in Gaza endlich zu Hilfe zu kommen.
Kameramann Moamen Aliwa, Kameramann Ibrahim Zaher, Kamera-Assistent Mohammed Noufal, Reporter Mohammed Qreiqeh und Reporter Anas Al-Sharif
MESOP MIDEAST WATCH: DAS AUSERWÄHLTE LAND !- Mit Ausnahme der Veto-Mitglieder des UN-Sicherheitsrats ist kein Staat in der Geschichte der Weltorganisation mit einer auch nur annähernd ähnlichen Bilanz wie Israel systematisch von Sanktionen und Verurteilung verschont geblieben
An Israel wird definitiv ein anderer Maßstab gemessen – nur nicht so, wie es denkt
Von geheimen Atomwaffen bis hin zu offenen Kriegsverbrechen hat seit dem Zweiten Weltkrieg kein Staat – und dazu gehören die Vereinigten Staaten, die Sowjetunion, Russland und China – eine solche Straffreiheit genossen wie der Staat Israel.
Mouin Rabbani 08. September 2025 Dieser Artikel wurde zuerst von dem niederländisch-palästinensischen Analysten und Autor Mouin Rabbani auf seinem Substack veröffentlicht. Zeteo veröffentlicht es mit seiner Erlaubnis erneut.
Israel und seine Sympathisanten beschweren sich immer wieder, dass an Israel ein anderer Maßstab gemessen wird als an anderen Staaten.
Die Behauptung ist sachlich richtig, wenn auch nicht in der beabsichtigten Weise.
Kein Staat seit dem Zweiten Weltkrieg, und dazu gehören die Vereinigten Staaten, die Sowjetunion, Russland und China, hat sowohl die Straffreiheit als auch die Freiheit von Kritik genossen, die Israel genoss.
THEO VAN GOGH : DER WERTEWESTEN !? – fin de partie!
Rechtspopulismus : Wir erleben eine Revolution
Ein Kommentar von Nikolas Busse FAZ – 05.09.2025,
Trump oder die AfD werden nicht mehr nur aus Protest gewählt – sondern für ihre Weltanschauung. Sie sprechen Gruppen an, die von der linken Politik vergessen oder bekämpft wurden: Arbeiter, Männer, traditionelle Familien.
Die alte Erkenntnis, dass nichts so mächtig ist wie eine Idee, deren Zeit gekommen ist, gilt heute für den Rechtspopulismus. Sein Aufstieg vollzieht sich inzwischen in allen drei Weltgegenden, die man dem erweiterten Westen zurechnet und in denen sich lange etablierte Demokratien befinden: Nordamerika, Europa und jetzt auch Japan. In den Vereinigten Staaten und in Italien haben es Rechtspopulisten bekanntlich schon in die Regierung geschafft, Trump zum zweiten Mal. In Großbritannien und Frankreich liegen sie in Umfragen vorn, in Deutschland kommt die AfD der Union nahe.
Das lässt sich nicht mehr mit Besonderheiten im jeweiligen Land erklären, noch nicht mal mit Protest oder Uninformiertheit der Wähler. Der Rechtspopulismus hat eine global verbreitbare Weltanschauung hervorgebracht, für die sich seine Anhänger bewusst entscheiden. Wir erleben eine Revolution.
Eine Idee kann man nicht verbieten
MESOP MIDEAST WATCH: Wie Israels neue Regeln für die Registrierung von NGOs versuchen, die internationale Hilfe zu spalten
“Wir sind auf Schritt und Tritt eingeschränkt, sei es durch bürokratische und administrative Prozesse oder durch direkte Angriffe auf uns vor Ort, wo unsere Kollegen in Rekordzahlen getötet wurden.”
Riley Funken THE NEW HUMANITARIAN 27-8-25
Die Zerstörungen in der Region Nuseirat im zentralen Gazastreifen, wo Israel beharrlich Hilfsbemühungen behindert, versucht hat, das von den Vereinten Nationen geführte System an den Rand zu drängen, und zunehmend Kontrolle über NGOs ausübt.
Neue Richtlinien für internationale Hilfsgruppen drohen, das humanitäre System in Palästina weiter zu biegen, um israelischen politischen und militärischen Zielen zu dienen, indem sie die Interessenvertretung mundtot machen und NGOs in diejenigen spalten, die bereit sind, sich an israelische Regeln zu halten, und diejenigen, die sich weigern, sagen Helfer in Gaza und im Westjordanland.
Diejenigen, die sich weigern, sich an Israels Regeln zu halten, werden zunehmend eingefroren, sagten mehrere internationale Helfer gegenüber The New Humanitarian. Die meisten sprachen unter der Bedingung der Anonymität, weil sie befürchten, dass die israelischen Behörden Vergeltungsmaßnahmen gegen Organisationen ergreifen werden, die sich zu Wort melden.
Die bevorstehende vollständige Umsetzung der Richtlinien am 9. September kommt zu einem Zeitpunkt, an dem der Hilfssektor in Palästina bereits durch die Nachricht von einem geheimen Treffen zwischen UN-Organisationen, großen humanitären Organisationen und der von den USA und Israel unterstützten Gaza Humanitarian Foundation (GHF) erschüttert wird.
THEO VAN GOGH : FACEBOOK = DIE NEUESTEN ZENSUREN ! (RECHTLICHE MÖGLICHKEITEN)
VON POMMES LEIBOWITZ – 25-8-25
Niemand berichtet darüber, ja die wenigsten merken es überhaupt. Wenn ein Account plötzlich gesperrt ist, dann erscheint er nicht mehr im Feed (neue Posts, die Freunden und Followern gezeigt werden), er ist nicht mehr aufrufbar (als Meldung kommt, dass möglicherweise ein technischer Fehler vorliegt), und die Betroffenen, virtuell Ausgelöschten können nicht mal mehr Kontakt zu ihren engsten Freunden aufnehmen, denn jeder Zugang ist ihnen versperrt, und die konkreten Kontaktdaten sind ja bei Facebook gespeichert und auch nicht exportierbar.
Aus der Welt, aus den Augen, aus dem Sinn. So, als wären sie bei einer Razzia verhaftet und weggesperrt worden, nur halt virtuell, was es nicht besser macht.
So dauerte es einige Zeit, bis sich erste Opfer, Betreiber völlig harmloser privater Accounts, die witzige Memes teilten, teilweise halt frech und regierungskritisch, bei mir meldeten. Alles Leute, die Tausende Aufrufe am Tag hatten und jetzt komplett gesperrt wurden – ohne jede Angabe von Gründen bzw. nur mit dem pauschalen Hinweis, eine KI habe einen Verstoß gegen die Nutzungsbedingungen festgestellt: Angeblich „Betrug und Täuschung“, was immer das heißen soll.
Zur Erläutung wird man auf eine Info-Seite von Meta verwiesen, wo Kreditbetrug, Glückspielbetrug, Finanz- oder Anlagebetrug, Geldwäsche etc. erläutert werden? Ein schlechter Witz? Nein, ein fadenscheiniger Vorwand. Es geht um private Meme-Accounts ganz normaler Familienmenschen, die Geburtstagsgrüße versenden, Urlaubsbilder posten und zwischendurch halt auch regierungskritische Memes. Nur eben mit vergleichsweise großer Reichweite.
Wie kann man sich dagegen wehren?
THEO VAN GOGH ISRAEL/DEUTSCHLAND – AUFARBEITUNG VON VERBRECHEN DURCH VERBRECHEN! /EINE DOKUMENTATION
Welche Verantwortung trägt Deutschland?
Recherchen der ZEIT zeigen, wie sehr sich die Ampelregierung bemühte, Waffen an Israel zu liefern. Ohne die Öffentlichkeit zu informieren
Von Kai Biermann, Alice Bota, Luisa Hommerich, Luise Land, Christina Schmidt und Pia Schreiber – ZEIT Nr. 35/2025 Aktualisiert am 14. August 2025, 9:51 Uhr
Welche Verantwortung trägt Deutschland? –
Der Matador-Raketenwerfer ist eine mächtige Waffe: ein Rohr aus Fiberglas, ein Meter lang, 7,5 Kilogramm schwer. Ein Soldat legt ihn sich auf die Schulter, entsichert, drückt ab und kann mit dem Geschoss Panzer oder Wände durchschlagen. Die perfekte Waffe für den Häuserkampf.
Gefertigt wird der Matador in Burbach im Siegerland, in deutsch-israelischer Kooperation, von der Firma Dynamit Nobel Defense. Zu den Abnehmern gehörte schon in der Vergangenheit die israelische Armee (Israel Defense Forces, IDF). Die Waffe wird aktuell im Gazakrieg eingesetzt. Nach Informationen der ZEIT genehmigte die Bundesregierung unter Olaf Scholz noch in der zweiten Jahreshälfte 2024 eine Ausfuhr nach Israel – zu einem Zeitpunkt also, als den IDF längst Kriegsverbrechen vorgeworfen wurden. Doch Kritik der Öffentlichkeit glaubten die Entscheider nicht fürchten zu müssen. Sie hatten vorgesorgt.
Rüstungsexporte sind in Deutschland grundsätzlich Verschlusssache. Bei Waffenverkäufen ins Ausland geht es immer um militärische Details und diplomatische Rücksichtnahmen, das braucht Vertraulichkeit. Besonders bei Rüstungsgeschäften mit Israel. Sie zählen zu den heikelsten Fragen der deutschen Politik.
Gestützt auf als geheim eingestufte Dokumente und Gespräche mit rund 20 Beteiligten, die alle auf Anonymität bestanden, erlaubt eine Recherche der ZEIT jetzt erstmals Einblicke in die Entscheidungsprozesse der Ampelkoalition zu Waffenlieferungen an Israel nach den Terrormassakern der Hamas vom 7. Oktober 2023.
Die Recherche zeigt ein Gewirr aus politischen Abwägungen, juristischen Bedenken, diplomatischem Druck, Machtkämpfen, Gewissensnot und Gremientricksereien, alles ausgetragen auf der Hinterbühne. Mit einem Ziel: Israel mit Waffen zu versorgen, ohne die Öffentlichkeit zu informieren.