MESOPOTAMIA NEWS : ERST-BERICHTE ÜBER CORONA VACCINE WIRKUNG  & CORONA WIRKUNG AUF GEHIRN

LANCET & NEUE ZÜRCHER-ZEITUNG  (NZZ)  10. Dec. 2020

10. Dezember: Erste wissenschaftliche Publikation zur Wirksamkeit eines Impfstoffs

slz. · Nun lässt sich die Erfolgsmeldung über den Impfstoff der University of Oxford und ihrem Big Pharma-Partner AstraZeneca überprüfen: am Dienstag wurden die Daten von rund der Hälfte der mehr als 23 000 Probanden aus Grossbritannien, Brasilien und Südafrika in der Fachzeitschrift «The Lancet» veröffentlicht. Es ist die erste umfangreiche und zudem von Experten begutachtete Publikation von Studiendaten eines Corona-Impfstoffs überhaupt.

Offenbar schützt die Vakzine vor allem vor einer Covid-19-Erkrankung mit Symptomen. Weniger klar ist hingegen, ob zwei Impfdosen auch ebenso effizient vor einer symptomlosen Erkrankung schützen. Ebenso unklar bleibt, ob die Vakzine Menschen über 55 vor einer Sars-CoV-2-Infektion schützen kann. Noch habe man zu wenig ältere Personen geimpft, um statistisch belastbare Aussagen zu bekommen, schreiben die Autoren.

In der Publikation werden die schon vorab in einer Pressemitteilung präsentierten Daten zur Schutzwirkung ebenso aufgeschlüsselt wie Daten zu Nebenwirkungen. Die Vakzine sei sehr sicher, betonen die Oxford-Forscher. So meldeten zwar 168 Studienteilnehmer schwere Nebenwirkungen. Doch nur ein Fall sei auf die Vakzine zurückzuführen. Einen weiteren Fall habe man noch nicht zugeordnet, da die Studie ja noch weiterlaufe.

Schon bei der Vorab-Veröffentlichung einiger Daten hatte ein Ergebnis für Kopfschütteln gesorgt: die Schutzwirkung der Oxford-Vakzine war nämlich deutlich grösser, wenn die Probanden zuerst eine niedrige und dann eine hohe Dosis bekamen. Diese Verabreichung war ein Zufallsprodukt, weil es bei manchen Impfdosen zu einer falschen Berechnung der Konzentration gekommen war und daher manche Injektionen weniger Virusbestandteile enthielten. Es bleibt nach wie vor ein Rätsel, warum die Kombination aus einer niedrigen und einer hohen Dosierung einen bessere Immunschutz auslöst. Ebenso unerklärlich bleibt vorerst, warum ein Abstand von mehr als sechs Wochen zwischen den zwei Injektionen einen etwas höheren Schutz erzielte als ein kürzerer Abstand. Somit wirft die Impfstudie auch neue Fragen zum optimalen Impfregime auf.

Dezember 2020 : Wie das Coronavirus ins Gehirn gelangt

  1. ·  Es wurde schon länger vermutet, jetzt liefert eine deutsche Forschergruppe Beweise: Das neue Coronavirus, Sars-CoV-2, kann bei infizierten Personen über Nervenzellen in der Nasen-Riechschleimhaut ins Gehirn gelangen. Diese Fähigkeit des Erregers könnte laut den Wissenschaftern einige der neurologischen Symptome wie Riech- und Geschmacksverlust, Kopfschmerzen, Müdigkeit oder Schlechtsein erklären, unter denen nicht wenige Covid-19-Patienten leiden.

Bereits in früheren Studien hatten Forscher bei Patienten Erbgut von Sars-CoV-2 im Gehirn und in der Hirn- und Rückenmarksflüssigkeit nachgewiesen. Wie das Virus aber ins Zentralnervensystem vorgedrungen ist, blieb offen. Dieser Frage ging die Forschergruppe von Frank Heppner von der Berliner Charité mit einer in der Fachzeitschrift «Nature Neuroscience» veröffentlichten Autopsiestudie nach. Die 33 untersuchten Patienten waren in der Charité oder im Universitätsspital Göttingen mit der Diagnose Covid-19 gestorben. Sie waren im Schnitt 72 Jahre alt geworden und 31 Tage nach Beginn der Corona-Symptome gestorben.

 

Die Wissenschafter entnahmen bei den Toten Gewebeproben aus dem Nasen-Rachen-Raum und verschiedenen Regionen des Gehirns. In vielen Proben konnten sie das Erbgut von Sars-CoV-2 wie auch einen wichtigen Eiweissstoff des Erregers, das Spike-Protein, nachweisen. Im Nasen-Rachen-Raum fanden sich zudem in und um Zellen herum intakte Viruspartikel. Diese machten die Forscher – nach eigenen Angaben weltweit erstmals – mithilfe elektronenmikroskopischer Aufnahmen sichtbar.

Am meisten Coronaviren gab es im oberen Teil der Nasenhöhle, dort, wo die Riechschleimhaut ihren Sitz hat. In diesem Bereich finden sich die Riechzellen und die von ihnen ausgehenden Nervenfasern. Sie formieren sich zum paarig angelegten Riechnerv, der ins Gehirn zieht. Über diese Nervenzellen könne Sars-CoV-2 ins Zentralnervensystem gelangen, schreiben die Berliner Wissenschafter. Eine weitere Eintrittspforte sehen sie in den kleinen Blutgefässen, die in der nasalen Riechschleimhaut in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Nervenzellen liegen. Auch über diesen Weg dürften die Viren ins Gehirn und in andere Organe des Patienten gelangen.

Trotz ihren Befunden warnen die Forscher vor einer Überinterpretation der Ergebnisse. Die untersuchten Probanden seien vor ihrem Tod alle sehr schwer an Covid-19 erkrankt. Ob das Virus auch bei Patienten mit leichten oder mittelschweren Symptomen ins Gehirn gelange, sei damit nicht geklärt. Zudem hätten neben dem Pandemievirus auch andere Mikroorganismen wie Herpesviren oder der Tollwuterreger die Fähigkeit, nach einer Infektion ins Gehirn des Patienten vorzustossen – mit zum Teil gravierenden Folgen.

Dezember 2020: Forscher arbeiten an kombinierter Masern-Corona-Impfung

  1. ·  Die Idee ist nicht abwegig: Statt ein «harmloses» Transportvirus einzusetzen, um zu Impfzwecken Erbgut von Sars-CoV-2 in den Körper von Impfwilligen einzubringen, könnte man dafür auch abgeschwächte Masernviren verwenden – am besten die gleichen, wie sie bei den weltweiten Impfprogrammen gegen die Infektionskrankheit zum Einsatz kommen. Diese Idee verfolgt ein Team unter der Leitung von Michael Mühlebach vom Paul-Ehrlich-Institut in Deutschland.

Wie die Wissenschafter in der amerikanischen Fachzeitschrift «PNAS» schreiben, bestückten sie das Masernimpfvirus zusätzlich mit dem Gen für das Spike-Protein des pandemischen Coronavirus. Diese Doppel-Vakzine testeten sie an Mäusen und Hamstern, die auf die Immunisierung mit der Bildung von neutralisierenden Antikörpern reagierten und auch sogenannte zytotoxische T-Zellen bildeten. Die für den Impferfolg bedeutsamen Immunzellen waren im Labor in der Lage, selektiv Zellen mit dem Sars-CoV-2-Spike-Protein auf der Oberfläche abzutöten. Wie weitere Experimente zeigten, erkrankten geimpfte Tiere nach der Exposition mit dem Coronavirus weniger schwer als ungeimpfte Nager.

Welche Wirkung eine solche Doppel-Vakzine beim Menschen entfalten würde, ist mit diesen frühen Tests an Labortieren noch völlig offen. Dafür brauchte es erst aussagekräftige klinische Studien. Die deutschen Forscher schreiben, dass sich ihr Doppelansatz insbesondere für arme Länder anbieten könnte. Denn dort sind in der Corona-Pandemie vielerorts die Masern-Impfkampagnen gestoppt worden. Mit einem doppelten Impfstoff könnten somit zwei wichtige Public-Health-Probleme gleichzeitig angegangen werden.

Weniger sinnvoll dürfte es dagegen sein, schon gegen Masern geimpfte Personen mit einem solchen Impfstoff zu immunisieren. Erstens hält der Impfschutz bei der Masernimpfung meistens lebenslang an, weshalb eine Auffrischung nicht nötig ist. Zweitens könnte sich bei einer gegen Masern immunen Person die Wirksamkeit gegen Sars-CoV-2 reduzieren. Dies, weil das gegen das Masernvirus aktivierte Immunsystem darauf bedacht ist, das Impfvirus – und damit auch die Genfähre für das Corona-Spike-Protein – so rasch wie möglich zu eliminieren.

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