MESOPOTAMIA NEWS : DER POLITISCHE ISLAM WÄCHST AUCH IN DEUTSCHLAND SEHR GUT / NRW

Besuch einer Großmoschee Laschet in der Ditib-Falle

Stand: 17:32 Uhr | DIE WELT – Von Kristian Frigelj, Düsseldorf  17 Mai 2018

Ministerpräsident unter Druck: Ein Jahr nach dem CDU/FDP-Sieg bei der Landtagswahl kämpft Armin Laschet mit Widrigkeiten im Regierungsalltag

Für Armin Laschet brechen ungemütliche Zeiten an. Der NRW-Regierungschef muss sich für den Besuch einer Großmoschee rechtfertigen. Auch der Rücktritt der Agrarministerin bringt der Landesregierung keine Ruhe.Eigentlich erwartete Armin Laschet (CDU) wichtigen Besuch in seiner Staatskanzlei am Rhein. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident wollte am Donnerstagmittag den neuen US-Botschafter Richard Grenell empfangen, der durch Deutschland reist und Generalkonsulate und Regierende aufsucht. Laschet hatte vor, sich mit dem Amerikaner über die Anliegen der Stahl- und Aluminiumindustrie angesichts der US-Strafzölle auszutauschen.

Allerdings hatte der Christdemokrat wenig Gelegenheit, sich auf die Begegnung vorzubereiten. Denn die parallel laufende Sitzung war so brisant, dass er umplanen musste. Laschet musste bei zwei Tagesordnungspunkten im Parlament Stellung beziehen, und zwischendurch ließ er sich zum Treffen mit Grenell in die nahe gelegene Staatskanzlei fahren.

Ein Jahr nach dem CDU/FDP-Sieg bei der Landtagswahl kämpft Laschet mit Widrigkeiten im Regierungsalltag. So musste er am Morgen zunächst den Besuch in einer Großmoschee des umstrittenen deutsch-türkischen Moscheeverbands Ditib in Aachen verteidigen. Die AfD-Fraktion hatten dazu eine Aktuelle Stunde beantragt und die Frage gestellt, ob Laschet ein „Erfüllungsgehilfe des türkisch-nationalistischen Islam“ sei.Der Regierungschef hatte bei der Einweihung obendrein in einem Grußwort betont: „Der Islam gehört zu Nordrhein-Westfalen.“ Laschet, zugleich ein Stellvertreter von CDU-Chefin Angela Merkel, setzte damit einen Kontrapunkt zu Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU), der vor einigen Wochen erklärt hatte, dass der Islam nicht zu Deutschland gehöre.

Ein solcher Besuch bietet viel Angriffsfläche, denn die Ditib steht als Verband für mehrere Hundert Moscheen in Deutschland in der Kritik. Die Ditib-Zentrale in Köln war über Jahre ein wichtiger Ansprechpartner für die Bereiche Religion und Integration, doch mittlerweile ist sie isoliert. Das Land NRW entschied 2017, dass die Tätigkeit von Ditib im Beirat für islamische Religionsfragen des Landes ruhe, solange es keine Loslösung von Ankara gebe.

Der Ditib-Verband untersteht der staatlichen Religionsbehörde Diyanet in der Türkei, entsendet Imame nach Deutschland und muss sich den Vorwurf gefallen lassen, der „verlängerte Arm“ von Präsident Recep Tayyip Erdogan zu sein. Ende 2016 kam heraus, dass mehrere Imame in Deutschland Glaubensbürger ausspioniert haben sollen.

Kürzlich sorgten mehrere Ditib-Moscheen, unter anderem in Herford, für Empörung, weil sie Kinder mit Spielzeugwaffen und Soldatenuniformen aufmarschieren ließen; die Moscheen wollten an den osmanischen Sieg bei der Schlacht von Gallipoli 1915 gegen die Allianz von Großbritannien und Frankreich erinnern.

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