MESOPOTAMIA NEWS : DER KONKRETE TATSÄCHLICHE ANTISEMITISMUS DER TAZ – BERLIN
Jürgen von Cölln 13 Febr 2021
Das Abstrafbedürfnis linksidentitären Denkens, das sich selbst zumeist als Rücksichtnahme auf die Befindlichkeiten tatsächlich oder vermeintlich diskriminierter Menschen bzw. sogenannter Opfergruppen (miss-)versteht, im Kern also immer auch paternalistisch ist und gar nicht anders sein kann, mag ein spezifisches Kind der Postmoderne und dessen zumeist linker theoretischer Vor- und Weiterdenker sein, hat sich jedoch als Praxis von Cancel Culture und Kontaktschuldvorwürfen längst als ein allgemeiner Zug nicht nur der sich postmodern dünkenden, sondern innerhalb der gesamten Linken verallgemeinert. Eine Linke jenseits dessen gibt es de facto nicht mehr, wie der Bericht von
über den “Unvereinbarkeitsbeschluss” einer sich selbst als links und pluralistisch verstehenden Wochenzeitung einmal mehr auf eindrucksvolle und zugleich traurige Weise belegt. Pluralismus fungiert dort inzwischen schlicht nur noch als Simulation seiner selbst, in der nurmehr pseudopluralistisch der Meinungskorridor des Erlaubten ausgehandelt wird.
Dass diese Form ausschließenden Denkens und moralisierender Diskursverweigerung sich inzwischen ganz offenbar auch längst gesellschaftlich durchgesetzt oder mindestens mehrheitsfähig geworden ist, offenbart jedem Denkenden sich auch und nicht zuletzt bei der Betrachtung und Reflektion der Ähnlichkeiten von ins Uferlose gehender politischer Korrektheit und Sprachhygiene hie und dem sich zunehmend totalisierenden Hygiene-, Reinlichkeits- und Waschzwang mitsamt Strafbedürfnis gegenüber jedem Anders- oder gar Querdenkenden in Zeiten des großen Schnupfen da.
»Vor einigen Tagen schrieb ich an eine mir seit Jahren bekannte Redakteurin der Wochenzeitung Jungle World, ob ich in ihrem Blatt das neue Buch des deutsch schreibenden, aus der Ukraine eingewanderten Juden Dmitrij Kapitelman besprechen könne. Kapitelman ist ein begabter junger Autor, der besseres Deutsch schreibt als viele gebürtige Deutsche, und außerdem noch geistreich ist. Nachdem ich sein erstes Buch in der Jungle World rezensiert hatte, schien es sinnvoll, dort auch das nächste zu besprechen.
Die Zeitschrift Jungle World versteht sich als „links“ – was immer das bedeuten mag. Ich habe mich, seit ich die Klemmer meiner kommunistischen Jugend abgelegt hatte, nie an solche Etiketten gehalten. Da ich mich mehr für Literatur als für Politik interessiere, habe ich Bücher, die mir bemerkenswert schienen, überall besprochen, in staatlichen Rundfunk-Sendern, im Feuilleton konservativer, liberaler oder linker Medien, im Internet. Einige Jahre lang schrieb ich für die taz, die Jungle World, sogar für das Neue Deutschland. Im Grunde ist es mir egal, ob sich jemand „links“ oder „rechts“ nennt, wenn er nur intelligent und gesprächsbereit ist. Die Zusammenarbeit entstand meist auf der Grundlage persönlicher Bekanntschaft mit Redakteuren, mit denen ich mich gut verstand.
Daher war ich extrem überrascht, von der Redakteurin der Jungle World schon Stunden später folgende Antwort zu erhalten: Lieber Chaim Noll, das Angebot muss ich leider ausschlagen. Grund ist ein Unvereinbarkeitsbeschluss der Redaktion gegenüber der Achse des Guten bzw. ihrer (sic!) Autoren. Tut mir persönlich leid. Mit freundlichen Grüßen und den besten Wünschen XY (…)
Erst einige Tage später wurde mir bewusst, was hier eigentlich geschehen ist: Eine deutsche Zeitschrift beendet die Zusammenarbeit mit einem jüdischen Autor, der in ihrem Feuilleton das Buch eines anderen jüdischen Autors besprechen möchte, mit der Begründung, dass der Abgelehnte für eine von einem dritten jüdischen Autor gegründete Internetzeitung schreibt.
Wenn das nicht de facto Antisemitismus ist, was dann?«