MESOPOTAMIA NEWS ACHILLE MBEMBES „NEGERDENKEN“ ! / SOLIDARITÄTSAUFRUFE & TEXTE
04.05.2020. Nun mobilisiert ein breites Bündnis von Professoren für Achille Mbembe. Ein Papier israelischer Akademiker fordert die Absetzung des Bundesbeauftragen für Antisemitismus, Felix Klein. Ein weiteres Professorenbündnis um die Assmanns, Eva Illouz, Wolfgang Benz und viele andere verteidigt den Vergleich als Methode des Erkenntnisgewinns. Aleida Assmann fürchtet außerdem in der Berliner Zeitung, dass die Debatte um Mbembe vom wahren Antisemitismus ablenke. Die taz erinnert an den israelischen Beitrag zur südafrikanischen Apartheid. Außerdem: Die SZ erinnert daran, dass Aufklärung nichts ist, wenn sie nicht an der Kanalisation arbeitet. Und Golem erklärt am Beispiel von Xiaomi, was eine “Hintertür mit Telefonfunktion” ist.
Schwerpunkt Debatte um Achille Mbembe
Nun wird nochmal breit für Achille Mbembe mobilisiert.
Mbembe sei vor allem ein Theoretiker des “Negerdenkens“, schreibt Dominic Johnson in der taz (der die Übersetzung von Mbembes Titel “Critique de la raison nègre” als “Kritik der schwarzen Vernunft” mutlos findet). “Neger” sei für Mbembe praktisch jeder, der nach einem universalisierten Kolonialismusmodell unterdrückt wird: “Die Vorwürfe gegen Israel stehen bei Mbembe nicht im Hauptwerk, sondern bloß in Streitschriften, die im Kontext der universitären Debatten Südafrikas entstanden. Denn der Apartheid-Vorwurf gegenüber dem israelischen Besatzungsregime ist in Südafrika und auch in Israel selbst gang und gäbe, und in beiden Ländern ist auch präsent, dass Israel und Apartheid-Südafrika einst militärisch zusammenarbeiteten und dass Israels radikale Siedlerbewegung das Homelandsystem bejubelte. Heute tritt Israel in Afrika vor allem als Elite-Militärausbilder sowie als Anbieter von Spitzentechnologie zu Kampf- und Überwachungszwecken auf: Hightech gegen den ‘Neger‘.”
Zugleich zirkulieren zwei höchst prominent unterzeichnete Akademikerpetitionen, auf die die taz heute verweist. Im ersten Schreiben fordern israelische Universitätsleute (darunter Eva Illouz) eine Absetzung des Antisemitsmusbeauftragen der Bundesregierung, Felix Klein. Sie beklagen vor allem einen Missbrauch der Antisemitismusdefinition der “International Holocaust Remembrance Alliance” (IHRA). Hier werde Antisemitismus mit “Kritik und Aktivismus mit Bezug zu Israel vermengt, um Gegner der israelischen Politik zu diskreditieren und zum Schweigen zu bringen. Auch hier beobachten wir, dass Herr Klein in Synergie mit der israelischen Regierung arbeitet.”
Im zweiten Schreiben verteidigen prominente Wissenschaftler, darunter die Assmanns, Micha Brumlik, Wolfgang Benz, wieder Eva Illouz, Andreas Eckert und Susan Neiman Mbembes Apartheid-Vergleiche: “Ohne die vergleichende Betrachtung wäre ein Erkenntnisgewinn in der Geschichtswissenschaft, wie in den meisten anderen Wissenschaftsdisziplinen, grundsätzlich nicht möglich. Unseren Kollegen dafür der Verharmlosung der Shoa oder gar Gleichsetzung des Genozids an den europäischen Jüdinnen und Juden mit dem rassistischen Regime Apartheid-Südafrikas zu bezichtigen, stellt eine fundamentale Grundlage der Wissenschaft in Frage und ist deshalb falsch.” Und in der Berliner Zeitung verteidigt Aleida Assmann Mbembe nochmal extra und beklagt, dass die Einmütigkeit, die wir im Kampf gegen Antisemitismus so dringend brauchen, “gerade durch eine Debatte gestört (wird), die von dieser Aufgabe ablenkt, die Gemüter verwirrt und die falschen Gegner ins Visier nimmt”.
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