THEO VAN GOGH NEWS INTEL: russischen Geheimdienstoffizier “irrtümlicherweise” ein Einreisevisum
OKTOBER 10, 2022 VON JOSEPH FITSANAKIS
Im vergangenen Sommer stellten Mitarbeiter der Deutschen Botschaft in Russland einem russischen Staatsbürger ein Einreisevisum aus, trotz Warnungen von mindestens zwei europäischen Sicherheitsbehörden, dass er ein bekannter Geheimdienstoffizier sei, so ein Bericht. Der Vorfall hat anhaltende Vorwürfe geschürt, dass Berlins Spionageabwehr gegen Russland ineffektiv sei.
Laut dem deutschen Nachrichtenmagazin Der Spiegel erhielt die deutsche Botschaft in Moskau im Juli dieses Jahres einen Antrag eines russischen Staatsangehörigen auf ein Einreisevisum nach Deutschland. Der Antrag enthielt eine offizielle Einladung, die dem Visumantragsteller vom russischen Generalkonsulat in der ostdeutschen Stadt Leipzig ausgestellt wurde. Der Antrag löste jedoch eine starke Spionageabwehrwarnung des Bundesamtes für Verfassungsschutz (BfV) aus. Laut Spiegel warnte mindestens ein weiterer europäischer Geheimdienst davor, den Russen nach Westeuropa reisen zu lassen. Der Grund für die Warnungen war, dass der Visumantragsteller dafür bekannt war, international unter diplomatischer Deckung im Auftrag eines russischen Geheimdienstes zu operieren.
Die Warnungen der Spionageabwehr wurden geprüft und führten zur Ablehnung des Visumantrags. Einen Monat später reichte der Antragsteller jedoch einen zweiten Antrag auf ein Einreisevisum nach Deutschland ein. Bemerkenswerterweise stimmte die deutsche Botschaft dem zweiten Antrag zu, nachdem sie im Zusammenhang mit diesem Fall “keinen Spionageverdacht mehr” geahndet hatte. Ein möglicher Grund war laut Spiegel, dass russische Beamte Druck auf die deutsche Regierung ausgeübt und eine Überprüfung des Antrags gefordert hatten. Als das Thema in Berlin zur Sprache kam, wurde eine interne Überprüfung eingeleitet. Berichten zufolge stellte sie fest, dass die Spionagewarnungen “aufgrund eines [administrativen] Fehlers übersehen worden waren”. Das Visum wurde somit umgehend annulliert. Der Spiegel behauptet, es sei “möglich, dass die versehentliche Visafrage damit zusammenhängt, dass [Berlin] der russischen Seite guten Willen zeigen wollte”.
Was bedeutet das? Bereits im April hatte Deutschland als Reaktion auf russische Kriegsverbrechen in der Ukraine 40 mutmaßliche russische Geheimdienstoffiziere ausgewiesen. Wie erwartet, wies Russland prompt eine gleiche Anzahl deutscher Diplomaten in einem Tit-for-Tat-Schritt aus. Das russische Außenministerium wies darauf hin, dass es in ähnlicher Weise reagieren würde, sollte Berlin sich dafür entscheiden, in Zukunft mehr russische Diplomaten auszuweisen. Eine solche Eventualität, so der Spiegel, würde das Risiko bergen, die diplomatische Präsenz Deutschlands in Russland zu dezimieren, da seine Größe erheblich geringer ist als die Russlands in Deutschland. Deutschland hingegen ist nicht bereit, einen völligen Zusammenbruch seiner diplomatischen Beziehungen zu Russland zu riskieren.
Einige behaupten jedoch, dass die derzeitige Vereinbarung zwischen den beiden Ländern vom Kreml ausgenutzt wird. Der Spiegel stellt fest, dass laut Geheimdienstexperten kein europäisches Land mehr russische Geheimdienstoffiziere unter diplomatischer Deckung beherbergt als Deutschland. Es wird geschätzt, dass derzeit mindestens 100 gefälschte Diplomaten in Russlands diplomatischen Einrichtungen in ganz Deutschland stationiert sind.