Mit Al Qaida gegen die Hizbullah / Ban Ki Moon (UN) bestätigt Kooperation Israel / Al Nusra

8. Dezember 2014 von Markus Bickel (FAZ – Gegenüber Libanon und Syrien nimmt Israel sich regelmäßig das Recht heraus, Bedrohungen seiner Sicherheit präventiv entgegenzuwirken. Die Angriffe auf den Flughafen von Damaskus und die nahe der libanesischen Grenze gelegene Gemeinde Dima am Sonntag dürften deshalb, wie zuletzt im Januar, von der israelischen Luftwaffe durchgeführt worden sein.

Auch wenn das israelische Militärkommando die Berichte des syrischen Staatsfernsehens nicht kommentierte, gehen Fachleute davon aus, dass abermals Waffendepots der libanesischen Hizbullah Ziel der Attacken gewesen seien. Die libanesische Parteimiliz Generalsekretär Hassan Nasrallahs ist der wichtigste ausländische Unterstützer des Regimes Baschar al Assads gegen Oppositionsmilizen. Sowohl im Grenzgebiet zum Libanon, von wo die Aufständischen Nachschub erhalten, wie in der Hauptstadt, kämpfen Einheiten der Hizbullah Seite an Seite mit Regierungstruppen.

Für Israel jedoch ist etwas Anderes bedrohlich: Zuletzt Anfang 2014 galt es auszuschließen, dass Raketen nahe der Nordgrenze des Landes stationiert würden. Ein Zweifrontenkrieg, mit Beschuss aus dem Libanon und den syrischen Gebieten am Rande der Golan-Höhen, wäre ein strategisches Fiasko. Deshalb gilt es aus israelischer Sicht ein Einsickern von Hizbullah-Einheiten in die 1967 besetzten, 1981 völkerrechtswidrig annektierten Gebiete um jeden Preis zu verhindern. Dass es dem syrischen Arm Al Qaidas, der Nusra-Front, hier im September gelang, die Schiitenmiliz zurückzudrängen, ist so gesehen ein Erfolg.

In westlichen Sicherheitskreisen in Beirut wird deshalb mit wenig Überraschung zur Kenntnis genommen, wie Einheiten der Israel Defense Force (IDF) die Dschihadisten im Süden Syriens walten lassen. „Mit ein paar Scharfschützen wäre die Sache schnell erledigt“, heißt es. Doch da die Al-Qaida-Präsenz weniger bedrohlich sei als eine Rückkehr der Hizbullah, würden „drei Augen zugedrückt“. Auch der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Ban Ki-moon, bestätigte vergangene Woche in einem Bericht an den UN-Sicherheitsrat, dass israelische Militärs mit Nusra-Front-Kommandeuren „interagiert“ hätten.

Inwieweit das israelische Vorgehen auf Dauer Sicherheit bringt, steht in den Sternen. Die Logik, dass der Feind meines Feindes mein Freund sei, hat im Syrien-Konflikt bislang nicht zu dauerhaften Erfolgen für die eine oder andere Seite geführt. Gerade der ungeklärte Umgang mit der Nusra-Front, die einst Seite an Seite mit der sunnitischen Terrorgruppe „Islamischer Staat“ kämpfte, zeigt, welche Gefahren eine solche Taktik in sich birgt.

Die wohl von Israel durchgeführten Angriffe zeigen aber noch etwas: Anders als von Gegnern einer westlichen Intervention vorgebracht, ist Assads Luftabwehr nicht so stark wie die von ihnen ins Felde geführten Militärs behaupten. Die langsame Annäherung zwischen Amerika und der Türkei bei der Schaffung von Pufferzonen im Norden des Landes könnte durch die Luftschläge deshalb beschleunigt werden. Der amerikanische Präsident Barack Obama lehnte Schutzzone bislang ab – und ahndete die jüngsten Giftgasattacken des Diktators in Damaskus nicht wie angedroht militärisch. Anders als Israel.  http://blogs.faz.net/bagdadbriefing/2014/12/08/mit-al-qaida-gegen-die-hizbullah-41/?_ga=1.12013236.1828796061.1403958540