MESOPOTAMIA NEWS : Schwerkrimineller Clan-Chef – Der “Pate von Berlin” reist in die Türkei aus

29.01.21 | 19:09 Uhr rbb 24

Ein fast 40 Jahre in Berlin aktiver Clan-Chef ist nach dpa-Informationen aus Deutschland ausgereist. Er sei so einer Abschiebung zuvorgekommen, heißt es von Seiten der Behörden. Die Polizei hatte nach Jahrzehnten seine Abstammung klären können.

Die Berliner Senatsinnenverwaltung hat am Freitag Medienberichte bestätigt, wonach ein über Jahrzehnte geduldeter Mann mit Clanbezug und kriminellem Hintergrund ausgereist ist. Er flog am Freitag von Berlin aus Richtung Türkei. Wie die Deutsche Presseagentur berichtet, handelt es sich bei dem Mann um einen langjährigen Clan-Chef, auch bekannt als “Pate von Berlin”. Die Senatsinnenverwaltung sagte der dpa, dass ein Mann ausgereist sei, der in der Öffentlichkeit als Mahmoud Al-Zein aufgetreten sei.

Zuvor hatten die “Bild-Zeitung” und “Der Spiegel” über die Ausreise des 54 Jahre alten Mannes berichtet.

dpa/Paul Zinken

Mann musste wegen Passlosigkeit geduldet werden

Nach Angaben der Innenverwaltung versuchten die Behörden fast 40 Jahre lang, die Staatszugehörigkeit zu klären und einen Pass für den Mann zu beschaffen. Dieser habe sich als Staatenloser aus dem Libanon ausgegeben. “Nach Ablehnung seines Asylantrags musste er seit 1984 wegen Passlosigkeit geduldet werden”, heißt es von der Innenverwaltung. Erst vor wenigen Jahren habe die Polizei herausgefunden, dass der Mann tatsächlich türkischer Abstammung ist.

Ausreise vor drohender Abschiebung

Daraufhin habe dieser sich um einen türkischen Pass bemüht – aber auch versucht, eine Bleibeperspektive in Deutschland aus familiären und gesundheitlichen Gründen zu erreichen, vor Gericht ohne Erfolg. Mit der Ausreise sei der Mann nun der drohenden Abschiebung zuvorgekommen.

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Wiederholte Straftaten

“Der heutige Tag ist ein großer Erfolg für die Kolleginnen und Kollegen, die jahrelang daran gearbeitet haben”, erklärte Innensenator Andreas Geisel in der Mitteilung. Man bekämpfe Clankriminalität auf allen Ebenen, auch über das Aufenthaltsrecht.

Nach Angaben der Senatsverwaltung soll der Mann zwischen 2005 und 2011 wiederholt Straftaten begangen haben. Es soll zu elf Verurteilungen gekommen sein, unter anderem wegen des Handels mit Betäubungsmitteln. Und 2017 wegen unter anderem Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte. Mit der Ausreise sei eine Wiedereinreisesperre verbunden.

Autobiografie des selbsternannten Paten

In seiner im vergangenen Herbst erschienenen Autobiografie “Der Pate von Berlin. Mein Weg, meine Familie, meine Regeln” beschrieb der Mann sich als Oberhaupt des Al-Zein-Clans, einer der einflussreichsten arabischstämmigen Familien in Deutschland. Zugleich beklagte Al-Zein,
dass er nie als Asylbewerber anerkannt wurde. Dabei reiste er nach eigener Darstellung in den 80er-Jahren illegal als Urlauber aus dem Libanon ein, war nie politisch verfolgt, dafür aber jahrzehntelang gewalttätig und kriminell.

In einem Zitat zur Veröffentlichung des Buchs sagt er: “Mein Wort zählt. Nicht nur innerhalb der eigenen Familie, auch bei anderen Clans. (…) Wenn mal jemand daneben tritt, wird auch mal ein Auge zugedrückt. Aber wenn die Grenze des Respekts überschritten wird, fließt Blut.”

Sendung: 29.01.2021, Abendschau, 19.30 Uhr