MESOPOTAMIA NEWS : MERKEL SAGT TRUMP AB / TRUMP SAGT MERKEL AB
Massive Truppenreduzierung : Trump will offenbar 9.500 Soldaten aus Deutschland abziehen
- Aktualisiert am 05.06.2020-20:38 FAZ – Bye-bye, Germany? Amerikanische Kampfpanzer des Typs M1 Abrams in Bremerhaven – Ein Paukenschlag für das transatlantische Verhältnis: Die amerikanische Regierung plant einem Medienbericht zufolge binnen drei Monaten ein knappes Drittel ihrer Truppen heimzuholen.
Die amerikanische Regierung will die Präsenz ihrer Streitkräfte in Deutschland offenbar deutlich verringern. Wie das „Wall Street Journal“ unter Berufung auf Regierungsmitarbeiter berichtete, habe Präsident Donald Trump das Verteidigungsministerium angewiesen, 9.500 Soldaten bis September abzuziehen. Das wäre knapp ein Drittel aller Truppen. Gegenwärtig beträgt die Stärke der amerikanischen Streitkräfte in Deutschland rund 34.500 Soldaten.
Zeitgleich soll die maximale Zahl der Dienstangehörigen, die sich in Deutschland aufhalten können, fast halbiert werden. Diese Obergrenze lag bislang bei 52.000 und soll nun auf 25.000 Soldaten sinken. Der Spielraum zwischen stationierten Truppen und Obergrenze wurde in der Vergangenheit dazu genutzt, um etwa zusätzliche Einheiten für Manöver zu verlegen oder die Ablöse zwischen rotierenden Verbänden einfacher gestalten zu können.
Die Anweisung soll nicht aus dem Pentagon, sondern über ein Memorandum des Nationalen Sicherheitsberaters Robert O`Brien direkt aus dem Weißen Haus kommen – was ungewöhnlich ist. Denn der Sicherheitsberater steht außerhalb der Befehlskette. Sie geht über den Präsidenten zum Verteidigungsminister und dann weiter in die Streitkräfte hinein.
Wie das „Wall Street Journal“ weiter unter Berufung auf eine nicht namentlich genannte Quelle berichtete, soll die Entscheidung in keinem Zusammenhang mit der Absage von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) stehen, dem G7-Treffen Ende Juni in Washington fernzubleiben.
Zumindest für Teile der amerikanischen Streitkräfte in Deutschland kam die Weisung offenkundig überraschend. Ein Sprecher der US Army Europe verwies auf das Pentagon. Fragen im Zusammenhang mit der Weisung würden dort beantwortet.
Aus Fachkreisen hieß es, die Zahl der für den Abzug vorgesehenen Truppen lasse keinerlei strategischen Überlegungen erkennen. Das gelte auch für den kurzen Zeitraum, binnen dessen er erfolgen solle. In jedem Fall werde der Abzug die Einsatzbereitschaft der alliierten Streitkräfte in Europa beschädigen.
Die amerikanische Regierung hatte seit Amtsantritt immer wieder die Bundesregierung dazu aufgefordert, die nationalen Verteidigungsausgaben auf zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts anzuheben. Deutschland strebt erst für 2031 an, die von allen Nato-Staaten vereinbarte Zielmarke zu erreichen.
Im vergangenen Jahr hatte zudem Trumps früherer amerikanische Botschafter in Deutschland, Richard Grenell, gefordert, dass Deutschland für die Präsenz der Truppen zahlen solle. „Es ist wirklich beleidigend zu erwarten, dass der amerikanische Steuerzahler weiter mehr als 50.000 Amerikaner in Deutschland bezahlt, aber die Deutschen ihren Handelsüberschuss für heimische Zwecke verwenden“, hatte Grenell im Sommer 2019 gesagt. Wie aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage aus dem Deutschen Bundestag kurze Zeit später hervorging, hat Deutschland die amerikanischen Landstreitkräfte zwischen 2012 und 2019 mit rund 750 Millionen Euro unterstützt.