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„Manche Analysten meinen, dass der Crash nicht ausschließlich mit den US-Sanktionen zu tun gehabt habe. Sie führen auf, dass auch die Zuspitzung des Konfliktes in Syrien die Investoren gegenüber Moskau habe vorsichtig werden lassen.“

Kurssturz US-Sanktionen lösen in Moskau Börsencrash aus

Von Eduard Steiner | Stand: 17:42 Uhr | DIE WELT – 9 April 2018  –  Händler in Moskau: Die Kurse stürzten nach den neuen US-Sanktionen in den Keller

Die Börse in Moskau stürzte am Montag so tief wie zuletzt bei der Annexion der Krim. Investoren fürchten verheerende Wirkungen der neuen US-Maßnahmen. Und sie glauben, dass es noch schlimmer kommt. Diese Wirkung hatten wohl selbst in Washington nur wenige erwartet. Denn normalerweise brauchen Sanktionen Wochen, Monate, wenn nicht gar Jahre, bis sich ein Effekt einstellt. Nicht so im Falle der neuen US-Maßnahmen gegen Russland, die am Freitagabend verhängt worden waren.Denn schon am Montag fegten die Auswirkungen wie ein Sturm über die Moskauer Börse. Der in Dollar notierende russische Leitindex RTS stürzte im Tagesverlauf um mehr als elf Prozent ab, sein in Rubel notierendes Pendant Micex um neun Prozent. Investoren warfen panisch schier alles auf den Markt. Auch der Rubel verlor deutlich an Wert, obwohl der Ölpreis stieg. Eine solche Wucht hatte Russlands Aktienmarkt seit dem Einmarsch russischer Truppen auf der Krim nicht mehr erlebt.

Am härtesten traf es den Oligarchen Deripaska

Die USA hatten am Freitag 24 Russen und 15 mit ihnen verbundene Unternehmen, denen enge Verbindungen zum Kreml nachgesagt werden, auf eine schwarze Liste gesetzt. Ihnen werden internationale Zahlungsflüsse in Dollar untersagt, zudem werden ihre Vermögenswerte in den USA eingefroren. US-Bürgern ist es künftig untersagt, mit ihnen in eine Geschäftsbeziehung zu treten. Washington begründete die Maßnahmen ziemlich diffus mit dem „wachsenden Muster bösartiger Aktivitäten Russlands in der Welt“.

Am härtesten traf es den weltweit zweitgrößten Aluminiumhersteller Rusal, dessen Aktie gleich zu Handelsbeginn am Montag um 47 Prozent in den Keller gerasselt war und dann vom Handel ausgesetzt wurde. Das Unternehmen, das mehrheitlich im Besitz des Oligarchen Oleg Deripaska steht, war am Freitag von den USA ebenso mit Sanktionen belegt worden wie Deripaska selbst. Später warnte Rusal die Anleger in einer Pflichtmitteilung, dass sich das nicht nur negativ auf das Geschäft auswirken, sondern auch dazu führen könnte, dass die Firmengruppe bestimmten Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen könne. Auch der Jahresbericht für 2017 könnte sich verzögern.

„Sanktionen gegen Russland spielen Putin in die Hände“

Die jüngsten Sanktionen der USA gegen Russland werden eine „harte Antwort“ erhalten, so das russische Außenministerium. Washington hatte gezielt Strafmaßnahmen gegen russische Oligarchen verhängt. Dazu WELT-Korrespondent Christoph Wanner aus Moskau.

Parallel dazu stürzte die Aktie von Deripaskas Energieunternehmen En+ um knapp 20 Prozent ab. In London, wo es erst im Vorjahr gelistet worden war, wurde es bereits am Freitagabend vom Handel ausgesetzt. Weil Rusal auch am weltweit führenden Palladium- und Nickelproduzenten Norilsk Nickel beteiligt ist, wurde dessen Aktie mit nach unten gerissen. Da half es auch nichts, dass die russische Regierung den von den Sanktionen betroffenen Unternehmen schnelle Hilfe zugesagt hatte.

Auch kremlfernere Magnaten werden nicht ausgenommen

Auf der Sanktionsliste finden sich jedoch nicht nur Oligarchen, die besonders eng mit der Regierung verbunden sind, sondern auch andere, die nicht durch eine besondere Nähe zum Kreml aufgefallen sind. Doch es reicht offenbar, dass sie Teil des Systems sind. „Russische Oligarchen und Eliten, die von einem korrupten System profitieren, werden nicht länger von den Konsequenzen ausgenommen sein, welche die destabilisierenden Aktivitäten ihrer Regierung nach sich ziehen“, hatte US-Finanzminister Steven Mnuchin erklärt.

So findet sich Viktor Wekselberg auf der Liste. Wekselberg, früher stark im Ölgeschäft investiert, hat im Laufe der Zeit zunehmend ein Auge auf Technologiekonzerne geworfen. Heute gehören ihm über seine Renova-Gruppe der Schweizer Technologiekonzern Oerlikon und das Industrieunternehmen Sulzer. Beide Aktien sackten zwischenzeitlich um bis zu zehn Prozent ab.

„Die Sanktionen sind ein Riesenschlag gegen Deripaska und Wekselberg, die sich durch eine starke internationale Präsenz auszeichnen“, meint Anders Oslund von der US-Denkfabrik Atlantic Council. Deripaska wird bekanntlich von den USA verdächtigt, über seine Kontakte zu Donald Trumps Wahlkampfmanager Paul Manafort eine Einmischung Russlands in den US-Wahlkampf durchgeführt zu haben. Aktuell könnte in seinem Fall hinzukommen, dass die USA derzeit protektionistische Maßnahmen im Stahl- und Aluminiumsektor ergriffen haben, wird ein ehemaliger russischer Regierungsbeamter in der „Financial Times“ zitiert.

Investoren fürchten weitere Maßnahmen

Die überraschenden neuen Sanktionen und die völlige Unberechenbarkeit dessen, was noch kommen könnte, führen an der Moskauer Börse zu schockartigen Reaktionen. „Viele denken, dass nach Rusal Sanktionen auch gegen andere russische Unternehmen folgen, und sie befürchten harte Gegenmaßnahmen seitens der russischen Machthaber“, wird Kirill Tremasow, Chefanalyst der Investmentgesellschaft Lokinvest, von der Zeitung „Wedomosti“ zitiert.

So sackten auch Titel ab, die keinen beziehungsweise keinen neuen Sanktionen unterworfen worden sind. In die Knie ging etwa der zweitgrößte und private Ölkonzern Lukoil. Der staatliche Branchenprimus Rosneft verlor über elf Prozent, die größte und staatliche Bank Sberbank über 13 Prozent. Da nahmen sich die minus 11,45 Prozent der zweitgrößten Bank VTB fast bescheiden aus – ihr Chef Andrej Kostin steht auf der Sanktionsliste. Und weil auch Gazprom-Chef Alexej Miller mit Sanktionen belegt wurde, brach das Papier im Tagesverlauf um zehn Prozent ein.Manche Analysten meinen, dass der Crash nicht ausschließlich mit den US-Sanktionen zu tun gehabt habe. Sie führen auf, dass auch die Zuspitzung des Konfliktes in Syrien die Investoren gegenüber Moskau habe vorsichtig werden lassen.

Getroffene Oligarchen machen sich über Sanktionen lustig

Gazprom-Chef Miller jedenfalls kommentierte die Sanktionen gegen ihn süffisant, sieht er sie doch als Bestätigung für die Richtigkeit seines Handelns. „Als ich nicht auf die erste Sanktionsliste aufgenommen worden war, hatte ich sogar einigen Zweifel, dass hier vielleicht etwas nicht stimme. Aber nein, nun bin ich endlich drauf. Das heißt, wir machen alles richtig“, sagte er im russischen Staatsfernsehen NTV.

Zurückhaltender war VTB-Chef Kostin. „Ich wurde bestraft, weil die US-Administration Russlands Regierungspolitik als unrichtig auffasst“, sagte er gegenüber CNN. „Das ist sehr traurig und zeigt, wie wenig die US-Administration die Absichten der russischen Regierung versteht.“

https://www.welt.de/finanzen/article175297575/Wegen-US-Sanktionen-Crash-an-der-Moskauer-Boerse.html