MESOP NEWS Gastkommentar von Gunnar Heinsohn / NEUES VOM EUROPEAN EXIT

 

Europa wird den globalen Kampf ums technische Wissen verlieren

Neue Zürcher Zetung – 16 Nov 2017 – Mit der Globalisierung sind nicht nur Wirtschaftsräume, sondern auch Bildungssysteme in Konkurrenz getreten. Nicht alle Länder nutzen Migration als Mittel, sich besser für die Zukunft zu rüsten. Am besten steht Ostasien da.

Zwischen 2014 und 2015 hat Japan die Aufnahme von Asylbewerbern um 145 Prozent gesteigert. Und doch sitzt das Land – zusammen mit Südkorea – wegen «Null-Akzeptanz» von Flüchtlingen auf der Sünderbank von Amnesty International. Die Anklage ist ein wenig übertrieben, in der Sache aber nachvollziehbar, denn Tokio hat die Zahl der Aufgenommenen lediglich von 11 auf 27 Personen angehoben. Deutschland steht 40 000 Mal grossmütiger da. Das färbt auf die ehrgeizigen und auch nachahmungswilligen Ostasiaten jedoch in keiner Weise ab. Selbst im grossen China lebten 2015 unter 1,388 Milliarden Einwohnern – das entspricht rund 17 Deutschlands oder 3 EU ohne die Briten – nur 583 anerkannte Flüchtlinge.

Die Menschenrechtler reagieren jedoch nicht nur mit Empörung, sondern verstehen die Ostasiaten einfach nicht. Schliesslich lässt sich leicht errechnen, dass aufgrund der minimalen Anzahl Kinder (zwischen 0,8 pro Frau in Singapur und 1,6 pro Frau in China) bis 2030 rund 280 Millionen Einwanderer benötigt werden, wenn die Vergreisung der Gesellschaft gestoppt werden soll. Die Hälfte könnte allein Südasien heute schon auf einen Schlag bereitstellen – doch Einladungen bleiben aus.

Enorme Differenzen

Handeln die Ostasiaten gegen die eigenen Interessen? Sind sie fremdenfeindlich oder gar rassistisch? Doch wie lassen sich solche Vorhaltungen damit vereinbaren, dass etwa Hongkong (7,4 Millionen Einwohner) und Singapur (5,8 Millionen) mit 39 bzw. 43 Prozent extrem hohe Werte an im Ausland geborener Bevölkerung aufweisen, wogegen Deutschland im Vergleich mit 15 Prozent ausgesprochen bescheiden anmutet? Nichtsdestoweniger betrachten 85 Prozent der Deutschen Zuwanderer und deren Integration als grösstes Problem des Landes. Verfügt die Zuwanderungspolitik der beiden asiatischen Stadtstaaten über einen Beruhigungsfaktor, der hierzulande fehlt? In der Tat: Einen solchen gibt es nicht nur, er lässt sich sogar quantifizieren.Unter 1000 zehnjährigen Schülern erreichten bei Trends in International Mathematics and Science Study (Timss) 2015 in Hongkong 450 und in Singapur sogar 500 die höchste mathematische Leistungsstufe. In Gesamt-Ostasien liegen die Japaner mit 320 Assen unter 1000 Schülern am Schluss. Erst im globalen Vergleich zeigt sich die Aussagekraft dieser Werte. So hat Frankreich unter 1000 Kindern lediglich 20 solcher Könner. Deutschland steht mit 53 auf 1000 etwas besser da.

Aus diesen enormen Differenzen lassen sich, wenn man auf den Faktor Bildung fokussiert, die Einwanderungsregeln Ostasiens herleiten. Da alle übrigen Länder der Welt unter ihrer Eigenkompetenz rangieren, ist der Rekrutierungspool extrem eingeschränkt. Würde man Einwanderer aus unteren Rängen akzeptieren, triebe das den eigenen Leistungsdurchschnitt nach unten. Nur die Allerbesten aus schlechter abschneidenden Nationen kämen infrage.

Wer ökonomisch an der Weltspitze bleiben will, darf einen Hochqualifizierten nicht aufgrund seiner Hautfarbe zurückweisen.

So lag der Mathematik-Durchschnitt der besten 10 Prozent der Achtklässler in Libanon 2015 bei 539 Timss-Punkten, während in Singapur schon der Gesamtdurchschnitt mit 621 Punkten (Libanon: 442) weit höher war und die obersten 10 Prozent sogar 715 Punkte erreichten. Obwohl es sich bei Libanon um eine der tüchtigsten arabischen Nationen handelt, würde man sich bei einer Öffnung der Tore stark verschlechtern. Man lernt dabei auch vom Blick auf Deutschland, wo die Zahl der Ausländer, die von Sozialhilfe leben, von 130 000 im Jahr 2010 auf 979 000 im Jahr 2015 hochschnellte und 41,5 bis 78,1 Prozent der Zuzüger aus dem arabischen Raum vom Staat bzw. vom Steuerzahler finanziert werden müssen.

Wer Schularbeiten macht, überwindet Grenzen

Ostasiaten also können ihre Lage nur dadurch nicht verschlechtern, indem sie ostasiatische Migranten aufnehmen. Deshalb gibt es in Hongkong, Singapur, Südkorea und Japan 4,15 Millionen chinesische Einwanderer. Die angelsächsischen Länder (Australien, Neuseeland, Kanada, Grossbritannien und USA) folgen mit 3,3 Millionen. Deutschland begnügt sich mit 100 000 Chinesen.

Rassismus also verrät die Bevorzugung «seinesgleichen» keineswegs. Was den Ausschlag gibt, ist die Kompetenz der im Übrigen durchaus ungeliebten Nachbarn. Wer ökonomisch an der Weltspitze bleiben will, darf einen Hochqualifizierten nicht aufgrund seiner Hautpigmentierung zurückweisen. Das wäre nicht nur moralisch verwerflich, sondern ein Schaden für das Land. Würde ein Schulabbrecher hereingelassen, weil seine Haare oder seine Religion gefielen, wäre der Nachteil gross. Wer seine Schularbeiten macht, überwindet Grenzen. Wer sich dagegen um sie herumdrückt, kann sich nicht auf Diskriminierung herausreden.  www.mesop.de