MESOP NEWS „FORTSETZUNG“ : DIE AKTE TARIQ RAMADAN

  • Plenel war Trotzkist Er verteidigt die Muslime als neue Proleta­rier so eifrig gegen die „Islamophobie” –

Sie halten ihn für einen Mitwisser

Die fünfte Kolonne der sechsten Säule: Die Sati­rezeitschrift „Charlie Hebdo” attackiert den Journalisten Edwy Ple­nel als Komplizen von Tariq Ramadan. Der Angegriffene fühlt sich an die NS-Zeit erinnert. Jürg Altwegg – GENF 10 Nov –

Mit Tariq Ramadan auf dem Titelbild und seiner Erekti­on „Ich bin die sechste Säu­le des Islams” hat „Charlie Hebdo” in der vergangenen Woche eine neue Welle von Beschimpfungen und Attentatsdrohungen ausgelöst. In der neuesten Ausgabe legt die sich Zeit­schrift mit dem prominenten französi­schen Journalisten Edwy Penel an: Er wird auf dem Cover als Komplize Rama­dans und der Islamisten präsentiert.

Plenel war die Nummer zwei in der Redaktion von „Le Monde”, bevor er das Internetportal „Mediapart” gründe­te. Schon beim „Monde” hatte er sich als Enthüllungsjournalist einen Namen ge­macht. Für „Charlie Hebdo” zeichnete die Karikaturistin Coco vier Plenel-Por­träts nach dem berühmten Vorbild der drei Affen, die nichts sehen, hören und sagen. Sie spielt mit Plenels Markenzei­chen, dem Schnauz, der ihm Augen, Mund und Ohren verstopft. Ein Volltref­fer ist auch die Schlagzeile: „Mediapart enthüllt: Wir wussten von nichts.”

An solidarischer Unterstützung durch die Kollegen hatte es „Charlie Hebdo” in all den Jahren der Drohungen, weltwei­ten Demonstrationen, Prozesse, Brandan­schläge und des Attentats nicht gefehlt. Mit einer Attacke der Zeitschrift auf Me­dien hatte niemand gerechnet. Unterstellt die Journalisten-Schelte, dass Mediapart die Tariq Ramadan vorgeworfenen sexuel­len Verbrechen bewusst unterschlagen hat?

Dafür gibt es keine Belege, auch an­dere Redaktionen wollten nicht über die mutmaßlichen Vergewaltigungen berich­ten, solange es keine Klägerin gab. Der Mediapart-Journalist Fabrice Arfi twitter­te: „Vorbehaltlose Unterstützung, wenn Charlie bedroht wird. Aber mit Worten, Ideen und Fakten gegen dieses erbärmli­che Cover.” Bei diesem Kommentar hätte man es bewenden lassen können.

Doch Edwy Plenel fühlt sich von der provozierenden Attacke der „Charlie Heb­do”-Karikaturistin durchaus getroffen. Er gehört zu den Journalisten, die Tariq Ra­madan förderten und unterstützten. Ple­nel hat viele Auftritte mit dem Islam-Intel­lektuellen bestritten, in den Medien und auch an Orten, wo Ramadan ein Heim­spiel hatte und dem kritischen Journalis­ten vielleicht das eine oder andere hätte auffallen Können. Plenel war Trotzkist Er verteidigt die Muslime als neue Proleta­rier so eifrig gegen die „Islamophobie”, dass man manchmal durchaus den Ein­druck bekam, er verniedliche die Attenta­te. Cocos Titelblatt muss Plenel wohl so gedeutet haben, als würde er nach der „sechsten Säule” des Terrorismus — Rama­dan — als dessen „fünfte Kolonne” vorge­führt. Prompt ließ er sich zur dümmsten und peinlichsten aller möglichen Reaktio­nen verleiten: Edwy Plenel entblödete sich nicht, das Cover mit der berühmten „Affiche Rouge” zu vergleichen.

Das „rote Plakat” war von den Deut­schen im besetzten Paris ausgehängt worden. Auf ihm sind die Mitglieder der Manouchian-Widerstandsgruppe abge­bildet. Ihr gehörten vor allem staatenlo­se Armenier und Juden aus Osteuropa an. „Befreier?”, stand in großen Lettern auf dem Plakat: Nein — eine „Armee des Verbrechens”. Der Aushang war eine Botschaft an die R6sistance. Louis Ara­gon hat „L’Affiche Rouge” ein Gedicht gewidmet, der Sänger Jean Ferrat mach­te daraus ein Chanson, das in Frank­reich jeder kennt.

Auf den Vergleich hat „Charlie Heb­do”-Redakteur Fabrice Nicolino mit ei­nem glänzenden Kommentar reagiert. Er verweist darauf, dass Plenel den Titel sei­nes Pamphlets „Für die Muslime” Emile Zolas „Für die Juden” entlehnt habe. Der Dichter schrieb seinen Artikel zwei Jahre vor seinem Aufruf für den des Landesver­rats angeklagten Juden Alfred Dreyfus: „J’accuse!”. Aber auch sonst, höhnt Nico­lino, habe der Ex-Trotzkist in seiner Ver­wirrung einiges verwechselt. Zum Bei­spiel das kleine Detail, dass nicht er sel­ber und die Redakteure von Mediapart er­schossen wurden wie Missak Manouchi­an und seine 22 „Terroristen” von den Deutschen im Krieg.

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