MESOP NEWS FILM & DESIGN : „FIKKEFUCHS“ IN ZEITEN VIKTORIANISCH-FEMINISTISCHER ZENSUR „KINO PLAKAT BEFEUERT SEXISMUS-DEBATTE – FRANKFURT – FRAUEN DEZERNENTIN FRAU HEILIG (GRÜNE)

15 Nov 2017 – FAZ – Rhein Main –  Die Verkehrsgesellschaft Frankfurt (VGF) genehmigt nun doch, dass das Werbeplakat für den Kinofilm „Fikkefuchs” auch an Frankfurter Bus-, Straßenbahn- und U-Bahn-Haltestellen angebracht werden darf. Damit revidiert die VGF ihre bisher ablehnende Haltung. „Wir haben unsere Entscheidung noch einmal in einem größeren Kreis des Unternehmens diskutiert und sind zu dem Schluss gekommen, das Plakat nun doch freizugeben”, teilte gestern ein VGF-Sprecher mit. Zuvor hatte die für Werbung zuständige Fachabteilung das Plakat als sexistisch eingestuft und deshalb untersagt, dass es auf den VGF-Werbeflächen gezeigt werden dürfe. Um wie viele Plakate es sich handelt, die in Frankfurt aufgehängt werden sollen, ist nicht bekannt.

Die Münchener Verkehrsgesellschaft hatte das Filmplakat in der vergangenen Woche aus den U-Bahn-Stationen in ihrer Stadt entfernen lassen. Das Plakat, das für eine deutsche Filmkomödie wirbt, die an diesem Donnerstag in den Kinos anläuft, zeigt einen stilisierten weiblichen Unterleib, dessen Scham von einem ebenfalls stilisierten Fuchskopf bedeckt wird.

Die Frankfurter Frauendezernentin Rosemarie Heilig (Die Grünen) hält das Filmplakat nicht für sexistisch. Hier gehe es um ein Plakat, das mit satirischen Mitteln für einen Film werbe, der sich „mit grimmigem Humor mit den gescheiterten Potenzfantasien von Männern auseinandersetzt”, sagte Heilig auf Anfrage. Anders sei es, wenn halbnackte Frauen sich auf Kühlerhauben räkelten und damit Werbung für Automarken machten. Das sei Sexismus, da die Frau nur als Blickfang benutzt werde.

 

Heilig kritisierte auch die Werbung eines Frankfurter Feinkostunternehmens in diesem Sommer, das mit einer kaum bekleideten Frau und dem Slogan „Unverschämt frisch” für seine eigenen Frischeprodukte geworben hatte. Das Unternehmen hat in der Stadt einen un tadeligen Ruf als guter Fischhändler. Auch im Fall dieses Unternehmens, so Heilig, sei die Frau nur als Dekoration benutzt worden. „Da werde ich sauer”, sagte sie gestern, „da müssen auch klare Grenzen gesetzt werden.” Für Heilig ist über die aktuelle Aufmerksamkeit hinaus eine grundsätzliche Sensibilisierung für das Thema Sexismus „sinnvoll und wichtig”.

Beim Deutschen Werberat in Berlin sind wegen des aktuellen Filmplakats noch keine Sexismus-Beschwerden eingegangen. Wie eine Sprecherin mitteilte, erwartet sie auch nicht, dass es für

größere Aufregung sorgen werde. Die Bürger würden in der Regel ganz gut verstehen, wenn es sich, wie in diesem Fall, um einen satirischen Film und dessen Ankündigung handele. Auch der Hamburger Verein Pinkstinks, der sich unter anderem gegen Sexismus in der Werbung engagiert und dazu eine vom Bund geförderte App mit dem Namen Werbemelder entwickelt hat, hält das Plakat nicht für sexistisch. „Es ist stereotyp”, teilte Stevie Schmiedel von Pinkstinks mit. Schade sei, dass mit dem perfekt geformten weiblichen Unterleib ein Film beworben werde, der offen-sichtlich Männlichkeitsklischees demontieren solle. „Damit werden auf keinen Fall neue Sichtweisen verkauft.”

PINKSTINKS –  but  pecunia non olet !

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