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 ALICE HINTER DEN SPIEGELN – ALLE BÜCHER DES PÄDOPHILEN LEWIS CARROLL MÜSSEN VERBOTEN  WERDEN

Kevin Spaceys Demontage ist bodenlose Heuchelei  – Von Claudia Becker | 11.11.2017 | DIE WELT / N24

Nach den Vorwürfen des Missbrauchs will die Filmbranche von Kevin Spacey nichts mehr wissen. Aber wenn wir alle übergriffigen Künstler verbannen wollen, müssten wir auch unsere Bibliotheken säubern. Er soll sich 1986 an den 14-jährigen Anthony Rapp herangemacht haben und auch sonst ein schlimmer Finger gewesen sein. In dieser Woche behauptete schließlich die TV-Moderatorin Heather Unruh, Kevin Spacey, 58, habe ihrem 18-jährigen Sohn an einer Bar in Massachusetts entgegen der Alkoholfreigabe ab 21 Jahren Drinks spendiert – und ihm in die Hose gefasst.

Grenzüberschreitung, der sexuellen Gewalt. Kaum verwunderlich, dass es ein großes Bedürfnis gibt, den Megastar unsichtbar zu machen. Nachdem der Streamingdienst Netflix dem Hauptdarsteller der Erfolgsserie „House of Cards“ gekündigt und den Film „Gore“ gestoppt hat, zeigt sich Regisseur Ridley Scott jetzt von einer neuen ungeahnten Radikalität und schneidet aus dem Film „Alles Geld der Welt“ einfach heraus.

Während sich Spacey laut „Daily Mail“ in einer Klinik in Arizona von seiner Sexsucht kurieren lassen will, werden die Filmszenen von Schauspielerkollegen Christopher Plummer, 87, neu gedreht.

Bloß weg mit ihm! Die Filmbranche kann gar nicht schnell genug ihren Abscheu gegenüber dem Mann zum Ausdruck bringen, der zu den größten Stars der vergangenen Jahre gehörte. Und dabei geht es sicher nicht nur um die Ächtung von Sexismus.

Es geht auch um die Furcht vor den Konsequenzen, der eine Produktion mit einem mutmaßlichen Sexualstraftäter in den Kinokassen droht, den vertanen Chancen auf höchste Auszeichnungen. Es geht vermutlich auch um das Bedürfnis, zu verdrängen. Auch die eigene Schuld, die darin bestehen könnte, jahrzehntelang bewusst die Handlungen eines Stars ignoriert und sich so lange mit ihm geschmückt zu schmücken, wie die Gerüchte und möglichen Taten im Verborgenen blieben.

 

Regisseur Alfred Hitchcock soll die Schauspielerin Tippi Hedren belästigt haben

Doch die Ächtung, die Spacey jetzt erfährt, demonstriert noch etwas anderes: Eine bodenlose Heuchelei. Denn dass in Hollywood das Spiel von Sex und Macht, der Einsatz der persönlichen Prominenz bei der Suche nach sexueller Befriedigung maßgeblich sind, ist nicht erst seit den Skandalen um Harvey Weinstein, Dustin Hoffman und Kevin Spacey bekannt.

Tippi Hedren, 87, : Weil sie seine Avancen abgelehnt hätte, habe er sich an ihr gerächt und bei den Dreharbeiten für „Die Vögel“ echte Tiere an sie gebunden, die sie verletzt hätten. Außerdem habe er mit einem knallharten Vertrag dafür gesorgt, dass sie zwei Jahre nach „Marnie“ keine Rolle mehr annehmen konnte und schließlich keine Angebote mehr bekam.

Dürfen wir jetzt auch keine Hitchcock-Filme mehr sehen?

Und was ist mit den deutschen Kulturträgern?

Eigentlich müssten die Bibliotheken aufgeräumt werden.

Der Dichter Theodor Storm machte in seinen Gedichten kein Geheimnis aus seinen pädophilen Neigungen  –   „Du bist so ein kleines Mädchen, / Und hast schon so helle Augen, / Du bist so ein kleines Mädchen / Und hast schon so rothe Lippen.“ (Theodor Storm, „Rechenstunde“)

Ausgelebt haben soll er sich nicht, doch dass Theodor Storm, der sich als 19-Jähriger in die zehnjährige Bertha von Buchan verliebt hatte, pädophile Neigungen hatte, darüber gibt es kaum einen Zweifel. Seine Gedichte und Novellen sind durchzogen von der Leidenschaft für die Kindfrau, die er sich wie in den „Liebeslaunen“ „mit tausend Küssen … zu eigen“ macht.

Verliebt in den eigenen Sohn

Auch Thomas Mann scheint die Problematik gewisser sexueller Neigungen nicht wirklich reflektiert zu haben. Als sein Sohn Klaus, der in der Familie „Eissi“ genannt wurde, 13 Jahre alt war, notierte Thomas Mann in seinem Tagebuch: „Entzücken an Eissi, der im Bade erschreckend hübsch. Finde es sehr natürlich, daß ich mich in meinen Sohn verliebe.“

Von Übergriffen ist nichts bekannt. Aber was mögen das für Blicke, was für Stimmungen gewesen sein, in der der pubertierende Klaus Mann heranwuchs?

Und hat sich der „Brücke“-Künstler Ernst-Ludwig Kirchner wirklich nichts dabei gedacht, als er kleine Mädchen, nackt „kauernd“, mit gespreizten Beinen abbildete?

Mittlerweile wissen wir, dass auch solche Motive einer ansonsten großartigen Kunst problematisch sind, weil sie Vorlage von Phantasien sein können, die, wenn sie ausgelebt werden, schwer verletzen.

Aber weghängen oder einstampfen, was uns an den alltäglichen Sexismus erinnert, wäre ebenso wenig die Lösung, wie es das Entfernen eines unliebsam gewordenen Kevin Spacey aus Filmen ist. Und auch, wenn es gut ist, endlich das Schweigen zu brechen, reicht es nicht, ein MeToo-Erlebnis nach dem anderen zu erzählen. Es kommt vielmehr darauf an, sich noch viel deutlicher der Mechanismen bewusst zu werden, die hinter der Lust stehen, Schwächere, Abhängige auszubeuten.  www.mesop.de