MESOP NEWS „AUFKLÄRUNG“ – WIE DER IRAN ISRAEL SYSTEMATISCH STRATEGISCH UMZINGELT / JOCHEN STAHNKE

„  …….. „Überall, wo der IS verschwindet, kriecht Iran hinein.” Verteidigungsminister Avigdor Lieberman sagte, Israel werde alles tun, um einen schiitischen Korridor von Teheran nach Damaskus zu verhindern.

Schon im Juli soll Israel Russland gedrängt haben, eine Pufferzone von 60 bis 80 Kilometern zur israelisch-syrischen Grenze durchzusetzen, in der sich keine schiitischen Milizen bewegen. Doch hätten die Russen dies abgelehnt, berichtete der Sender Kanal Zwei am Donnerstagabend. Zugestimmt hätten die Russen lediglich, dass iranische Kräfte der Waffenstillstandslinie zwischen Assad-Truppen und sunnitischen Rebellen nicht näher als fünf Kilometer kommen. Noch sollen schiitische Milizen der Grenze auf den Golanhöhen nicht nahe gekommen sein, doch gehen israelische Sicherheitskreise ohnehin davon aus, dass Iran eine langfristige Strategie verfolgt, sich festzusetzen.

 Moskau und Assad schlossen im Juli ein Abkommen, das Russland die Nutzung des Militärflughafens in der Provinz Latakia für ein halbes Jahrhundert garantiert. Israel fürchtet, Assad könnte Teheran Ähnliches gewähren. Schon jetzt erhielt Iran Lizenzen, in Syrien Phosphat abzubauen, ein Mobilfunknetz zu betreiben und Stromkraftwerke wiederaufzubauen. Geheimdienstminister Jisrael Katz sagte diese Woche, Teheran und Damaskus seien kurz davor, einen langfristigen Vertrag abzuschließen, der Iran einen Kriegshafen in Tartus, Luftwaffenbasen und ,,Zehntausende schiitische Milizionäre” permanent in Syrien garantiert.

 Israel sieht dem seit Jahren schon nicht tatenlos zu. Offiziell verhält sich das Land neutral in Syrien, doch flog die is¬raelische Luftwaffe in den vergangenen fünf Kriegsjahren annähernd 100 Angriffe auf für die Hizbullah bestimmte Waffentransporte, wie der Luftwaffengeneral Amir Ehsel bei seinem Ausscheiden nun verriet. In der vergangenen Woche flog Israel einen Angriff auf eine mutmaßliche Chemiewaffen- und Raketenforschungs-anlage in Syrien. Dies galt trotz der vielen vorherigen Luftschläge als ungewöhnlich. Israels Kampfflugzeuge schlugen diesmal tief im syrischen Hinterland zu und im-weit einer russischen Luftabwehrstellung. Russland reagierte nicht und soll, so ein Bericht der Zeitung „Jedioth Ahronot”, Assad aufgefordert haben, dies ebenfalls nicht zu tun.

„Irans langfristige Ziele schließen Russland nicht ein”, sollen Ministerpräsident Netanjahu und Mossad-Chef Jossi Cohen Ende August bei einem Besuch in Sotschi zu Putin gesagt haben. „Die Iraner werden versuchen, auch dich loszuwerden”, zitierte die Zeitung einen Teilnehmer der Sitzung, der sich an Putin gewandt habe. Die Russen hätten Netanjahu beruhigt. „Wenn Iran und die Hizbullah zu weit gehen, werden wir sie zurückhalten”, sagte ein ranghohes russisches Regierungsmitglied „Jedioth Ahronot” in Moskau. Der Russe pries eine verschlüsselte Standleitung zwischen der russischen Luftwaffenbasis Khmeimim und dem Hauptquartier der israelischen Streitkräfte in Tel Aviv, die seit zwei Jahren stehe. Gleichwohl geht in Israel kaum jemand davon aus, dass der israelische Angriff angemeldet gewesen sei.

Es wäre den Israelis ohnehin wohler, wenn sie sich nicht auf Putin, sondern auf die Vereinigten Staaten verlassen könnten. Doch das Bestreben Präsident Donald Trumps, den IS zu besiegen und sich ansonsten aus dieser Weltgegend zurückzuziehen, wird den iranischen Einfluss nicht mindern. Am selben Tag, als Israel seinen Luftangriff in Syrien flog, äußerte Trump: „Wir haben sehr wenig mit Syrien zu tun, abgesehen davon, den IS zu töten.” Entsprechend leichtfertig aus israelischer Sicht hatte Trump im Juli auch die „Deeskalationszonen”, den regionalen Waffenstillstand unter anderem in Südsyrien mit Putin ausgehandelt, ohne zu garantieren, dass schiitische Kräfte nicht nahe an die israelische Grenze rück g. Stattdessen könnte Tramp das Atomabkommen mit Iran kippen.

FAZ 16 Sept 2017

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