MESOP MIDEAST WATCH REPORTAGE: Kurden in Syrien: Sie haben alles zu verlieren
MESOP MIDEAST WATCH REPORTAGE: Kurden in Syrien: Sie haben alles zu verlieren
Kurden im Nordosten Syriens sollen ihre Waffen niederlegen. Für eine geeinte Nation. Doch sie sind nach dem Sturz Assads so bedroht wie lange nicht.
Eine Reportage von Issio Ehrich, Rakka DIE ZEIT 2. Januar 2025
Sie haben alles zu verlieren –
Der Mann in der dunklen Flecktarnuniform verstummt. Er schluckt mehrmals schwer, wendet seinen Blick ab. Seine Augen füllen sich mit Tränen. “Hunderte meiner Kameraden sind für diese Stadt gestorben”, sagt er, als er sich wieder fasst. “Ich habe ihre abgetrennten Arme und Beine gesehen. Ich habe gesehen, wie sie enthauptet, in Stücke gerissen wurden.”
Ismet Sheikh Hassan, der Verteidigungsminister von Kobane, einer kurdischen Stadt in Syrien, sitzt auf einem grauen Sofa in seinem Büro. Er tupft sich die Augen trocken, lässt seine Hand auf den Oberschenkel sinken und umklammert das feuchte Taschentuch. “Das war nicht einfach nur ein Krieg”, sagt er. “Es ist unmöglich, zu beschreiben, was das war. Mein Herz zerbricht daran.” Sheikh Hassan hat Kobane einst gegen den selbst ernannten Islamischen Staat (IS) verteidigt. Er und seine kurdischen Kämpferinnen und Kämpfer errangen damals einen triumphalen Sieg, für den sie jedoch einen hohen Preis zahlten. Und nun muss Sheikh Hassan schon wieder um diese Stadt bangen. Um seine Stadt. Sein Kobane.
Es ist Mitte Dezember. Kämpfer der Syrischen Nationalen Armee, kurz SNA, attackieren die kurdischen Gebiete im Nordosten Syriens. Bei der SNA handelt es sich um eine islamistische Miliz, die von der Türkei gestützt wird. “Die Menschen in Kobane haben seit Tagen keinen Strom und kein fließendes Wasser”, sagt Sheikh Hassan. “Eine Großoffensive steht unmittelbar bevor. Massenmord.”
Die Freude über das Assad-Ende ist getrübt
Als Baschar al-Assad, der alte Machthaber Syriens, am 7. Dezember aus dem Land im Nahen Osten flüchtete, feierten Millionen von Syrerinnen und Syrern das Ende einer brutalen Diktatur. Auch in den Kurdengebieten im Nordosten Syriens jubelten die Menschen. Aber die Freude über das Ende der despotischen Herrschaft der Assad-Dynastie war getrübt. Kurden haben im neuen Syrien wenig zu gewinnen – und fast alles zu verlieren. Sie sind bedroht, vielleicht mehr denn je. Von der Türkei, aus der Hauptstadt Damaskus, ja selbst aus ihrer eigenen Autonomieregion.
Mauern mit Stacheldraht, Wachpersonal mit Sturmgewehren: Das Büro von Sheikh Hassan befindet sich in einem Militärposten in Rakka, der früheren Hauptstadt des IS, heute der Hauptsitz der Verwaltung der Kurden in Syrien. Der bekannte Al-Naim-Platz ist nicht fern. Früher vollzogen die Terroristen dort ihre öffentlichen Hinrichtungen, spießten die Köpfe ihrer Opfer auf Zaunpfähle. “Städte wie Rakka nahm der IS einst im Sturm”, sagt Sheikh Hassan, Kobane nicht.
Sheikh Hassan hat graues Haar, einen akkurat gestutzten Oberlippenbart und eine Haltung, wie sie nur Militärs haben. Er kam 1962 in Kobane zur Welt, wuchs in der Stadt auf. Noch als kleiner Junge erlebte er mit, wie Hafis al-Assad in Syrien die Macht übernahm. Als dessen Sohn Baschar ihm folgte, war er bereits ein erwachsener Mann. Zeit seines Lebens kannte Sheikh Hassan keine anderen Machthaber als die Assads. Er wurde zum Oppositionellen, schloss sich der Revolution an, die 2011 mit friedlichen Protesten gegen das autoritäre Regime der Familie Assad begann. “Ich wurde immer wieder vom Geheimdienst festgenommen”, sagt Sheikh Hassan. “Selbst meine Frau haben sie sich geholt.”
Wie so viele im Syrien der Assads wurde auch Sheikh Hassan gefoltert. “Einige meiner Verwandten wurden zu Tode gequält”, fügt er hinzu.
Als sich die Meldung verbreitete, dass Assad aus Syrien verjagt wurde, machte sich trotzdem nicht nur ein Gefühl von Genugtuung bei Sheikh Hassan breit. “Ich frage mich”, sagt er: “Wird das, was jetzt auf uns zukommt, besser sein?”
“Kobane war der Wendepunkt”
Mit der Stadt Manbidsch mussten die Kurden in Syrien bereits einen strategisch wichtigen Ort räumen. “Wir wollten ein Blutbad verhindern”, sagt Sheikh Hassan. Doch Kobane, so sagt es der Minister, könnten die Kurdinnen und Kurden nicht einfach hergeben. Kobane ist ein Symbol – für den Kampf gegen den Terror und die kurdische Unabhängigkeit. “Kobane war der Wendepunkt”, sagt Sheikh Hassan.
Der Sieg, den er mit seinen Kameradinnen und Kameraden dort gegen den IS feierte, veränderte tatsächlich die Lage im Nahen Osten. Damals, 2014, beherrschte der IS eine Fläche von 100.000 Quadratkilometern, große Teile Syriens und des Irak. Und die islamistische Herrschaft dehnte sich noch weiter aus, IS-Kämpfer schickten sich an, Kobane zu erobern. Um jeden Preis. Mörser, Jeeps, die zu fahrenden Bomben umgebaut wurden, Selbstmordattentäter. Der IS schlug fast eine halbe Million Menschen aus der Stadt und den umliegenden Dörfern in die Flucht, tötete mehr als 1.000 kurdische Soldaten und Zivilisten. Doch der Widerstand von Sheikh Hassan und seinen Truppen hielt. Sie verteidigten die Stadt in harten Häuserkämpfen und mit der Hilfe amerikanischer Luftangriffe. Ein halbes Jahr lang ging das so, und plötzlich begann das Kalifat der selbsternannten Gotteskrieger in sich zusammenzufallen.
Sheikh Hassans Kameradinnen und Kameraden eroberten Dörfer und Städte zurück, sie rückten vor, bis das Kalifat in Syrien nicht mehr existierte. Eine Errungenschaft, nicht nur für die Kurden, sondern wohl für die ganze Welt. Der IS im Nahen Osten hatte schließlich einen globalen Herrschaftsanspruch. Die Führer der Terrorgruppe sehnten sich danach, auch Europa und die USA zu verwüsten. Und das taten sie ja auch immer wieder mit Terroranschlägen.
Die Kurden haben einen Staat im Staate
In den Gebieten, die Sheikh Hassans Leute zurückerobert hatten, etablierten die Kurden einen Staat im Staate. Im Februar 2016 riefen sie die autonome Föderation Nordsyrien aus. Eine Selbstverwaltung mit drei Kantonen: Afrin im Nordwesten, Kobane im Norden und Cizîrê im Nordosten Syriens. Viele nannten das Gebilde Rojava, kurdisch für Sonnenuntergang. Die Flagge: gelb, rot, grün.
Mehrere Flaggen in diesen Farben hängen nun auch in Sheikh Hassans Büro. Das Taschentuch noch immer umklammert, sitzt er da und sagt: “Wenn unsere Gegner vorrücken, bedeutet das Zerstörung. Wenn wir vorrücken, bauen wir etwas auf.” Die Kurdinnen und Kurden haben in Rojava tatsächlich einiges aufgebaut. Die Selbstverwaltung hat viele der zusammengeschossenen Städte wieder hergerichtet, sie hat sich für Gleichberechtigung von Mann und Frau eingesetzt, ein paritätisches System installiert, in dem für jeden Posten je ein Mann und eine Frau vorgesehen sind.
Die Selbstverwaltung hat es auch geschafft, dass sich in Rojava nicht nur Kurden, sondern auch Menschen mit arabischer, assyrischer und jesidischer Abstammung sicher fühlen konnten. Dank der Kurdinnen und Kurden ist im Nahen Osten eine progressive, linke Autonomie entstanden – in einer Region, in der sonst konservativer Chauvinismus dominiert. Obendrein verwahren sie bis heute in Gefängnissen überlebende IS-Kämpfer und ihre Unterstützer, darunter etliche aus Europa.
Doch jetzt ist fraglich, ob Rojava bleiben kann, wie es ist.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan will einen derartigen Staat im Staate nicht in der Nähe der Türkei haben. Er hält die Streifkräfte Rojavas, die Demokratischen Kräfte Syriens (SDF), für Verbündete der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK). Die kämpft seit Mitte der 1980er-Jahre in der Türkei mit Waffengewalt für mehr Rechte und Unabhängigkeit für Kurdinnen und Kurden.
Bereits seit 2016 attackiert die Türkei Rojava
Ganz abwegig ist die Verbindung, die Erdoğan zwischen PKK und SDF aufzeigt, nicht: Auf dem wuchtigen hölzernen Schreibtisch Sheikh Hassans steht ein Bild von Abdullah Öcalan, dem inhaftierten Gründer der PKK. Wo man auch hinfährt in Rojava, das Konterfei Öcalans ist allgegenwärtig, hängt in Form überlebensgroßer Plakate an Straßenkreuzungen oder als Graffiti mit seinem Kürzel APO an Fassaden. Letztlich basiert auch das politische System Rojavas auf Ideen des PKK-Gründers. Dabei ist die Gruppe nicht nur in der Türkei, sondern auch in Europa und den USA als Terrororganisation eingestuft.
Wollen die Kurdinnen und Kurden, die im Nahen Osten als größte Minderheit, ohne eigenen Staat gelten, am Ende in Wirklichkeit das? Eine kurdische Nation, die sich über Syrien, bis in die Türkei, den Irak und den Iran erstreckt? Sheikh Hassan verneint das: Am Ende gehe es um ein demokratisches Syrien, in dem alle Minderheiten zusammenleben könnten.
Die Türkei fing bereits 2016 an, Rojava anzugreifen. Präsident Erdoğan erklärte, dass er keinen sogenannten Terrorkorridor an der Grenze dulden würde, dass er eine Pufferzone einrichten wolle. Mit Panzern, Drohnen und den Söldnern der SNA. Bis 2019 gelang es ihm, große Teile Rojavas einzunehmen. Afrin fiel komplett in die Hände der SNA. Genauso ein Territorium zwischen Kobane und Cizîrê. Dann allerdings fror dieser Zustand weitgehend ein. Bis zum Sturz Assads.
Die Geschichten klingen nach ethnischen Säuberungen
Ein kalter Nachmittag Mitte Dezember. Eine Baustelle in Kamischli im Osten Rojavas. Die grauen Skelette halb fertiger Mehrfamilienhäuser ragen in den Himmel. Fünf Stockwerke hoch. Keine Fenster, kein Putz auf dem Beton. Und doch sind die Gebäude bewohnt. “Hier leben 600 Menschen”, sagt Sheikh Qarehese, der in einer viel zu dünnen Lederjacke zwischen den Häusern steht, “110 Familien”, präzisiert er. Es sind Menschen, die in den vergangenen Tagen vor der SNA geflohen sind. Einige wenige von ihnen zumindest: Menschenrechtsorganisationen zufolge waren es bereits Anfang Dezember mehr als 100.000 Vertriebene.
“Die SNA-Kämpfer haben mich geschlagen, mich als Ungläubigen beschimpft”, sagt Qarehese. “Einige von uns haben sie ermordet und am Straßenrand aufgehängt. Als Warnung. Sie wollen alle Kurden vertreiben.” Nicht nur Qarehese, mehrere Geflüchtete an verschiedenen Orten in Rojava berichten von dieser grausamen Abschreckungsmethode. Ihre Geschichten klingen nach ethnischen Säuberungen.
Während Erdoğan vor allem auf den Kampf gegen den Terror pocht und zwischen Kurden und kurdischen Kämpfern unterscheidet, befeuern Nationalisten in der Türkei Träume von einem Wiederaufleben des Osmanischen Reiches. Einige vergeben für Teile Syriens bereits Nummern nach dem türkischen Autokennzeichensystem. Viele Kurdinnen und Kurden fürchten, dass es um ihre Existenz in der Region geht. Und dass sie bei diesem Kampf bald auf sich allein gestellt sind.
Wird auch Trump den Kurden noch helfen?
Die Truppen Rojavas sind kampferprobt, doch ob sie der Türkei, die Nato-Mitglied ist und über eine starke Armee verfügt, langfristig widerstehen können, ist fraglich. Der einzige Grund, warum die Lage bisher nicht völlig eskaliert ist, sind womöglich die USA, die seit dem Kampf um Kobane ein wichtiger Partner der SDF sind. Gemeinsam versuchen sie bis heute, ein Wiedererstarken des IS zu verhindern.
Derzeit sind rund 2.000 US-Soldaten in Syrien stationiert. Nach dem Sturz von Assad war zudem zu beobachten, wie riesige Kolonnen von Lkws mit militärischem Material über den Irak nach Syrien eskortiert wurden. Die US-Regierung versucht, in dem Konflikt zu vermitteln, schickte mehrmals Vertreter nach Kobane, um Waffenruhen mit der SNA auszuhandeln. Die Vertreter Rojavas boten dabei eigenen Angaben zufolge an, die SDF aus dem Gebiet zurückzuziehen und das Grenzgebiet unter ein amerikanisches Protektorat zu stellen. Doch bisher waren die Verhandlungen nicht erfolgreich. Ob sich die USA auch weiterhin für die Kurden einsetzen, ist ungewiss. Im Januar zieht Donald Trump in das Weiße Haus ein. Er hatte schon während seiner ersten Amtszeit mit dem Gedanken gespielt, sich aus Syrien zurückzuziehen.
Eine verwaiste Straße windet sich von Kamischli aus entlang der türkischen Grenze in Richtung des SNA-Gebiets. Auf der Linken karge, winterliche Felder, auf der Rechten die mit Stacheldraht bestückte Mauer, die Erdoğan bauen ließ, um Terroristen und, so sagen es zumindest seine Kritiker, Geflüchtete zu stoppen. In der Ferne steigen graue Rauchwolken auf. Es ist unklar, ob da nur Müll verbrannt wird oder es zu Explosionen gekommen ist. Nur ein paar Kilometer vor dem Beginn des SNA-Gebiets gibt es noch einen letzten kurdischen Checkpoint. Dort steht ein Asayisch am Straßenrand, so heißen die paramilitärischen Polizeieinheiten der kurdischen Selbstverwaltung. Er schüttelt den Kopf: “Wer hier weiterfährt, gerät direkt in die Feuerlinie”, sagt er.
Auch HTS will keine autonomen Kurden
Die meisten Journalisten kommen Mitte Dezember von kurdischer Seite aus nicht mehr in die Nähe der SNA. Die Menschen in der Selbstverwaltung Rojavas fürchten um ihr Leben. Zu Recht. Vergangene Woche wurden Nazim Dastan und Cihan Bilgin, zwei kurdische Journalisten, bei ihren Recherchen getötet. Sie wurden mutmaßlich von einer türkischen Drohne getroffen. Was also wirklich geschieht, wenn die SNA vorrückt, ob die Berichte Geflüchteter stimmen, dass es dann zu ethnischen Säuberungen kommt, bleibt unbestätigt.
Ob die Kurden in dieser Lage auf Europa zählen können, ist ebenso ungewiss wie der Schutz der USA. Deutschlands Außenministerin Annalena Baerbock war kürzlich in Ankara, um zu befrieden. “Die Sicherheit gerade auch für Kurdinnen und Kurden ist essenziell für eine freie und sichere Zukunft Syriens”, sagte sie nach ihrem Treffen mit ihrem türkischen Amtskollegen. Dann aber forderte Baerbock die Entwaffnung kurdischer Kämpfer.
Waffen niederlegen? Ausgerechnet jetzt, da türkische Söldner Kobane bedrohen? Für viele Kurdinnen und Kurden in der Selbstverwaltung ist das nicht nur angesichts der SNA eine bedrohliche Vorstellung. Auch Schläferzellen des IS nutzen die Unruhe nach dem Sturz Assads. Sie greifen vermehrt Sicherheitskräfte an. Zudem fragen sich arabische Clans, die nicht schlecht mit den Kurden zusammengelebt hatten, immer häufiger, ob sie im neuen Syrien wirklich noch Teil einer kurdisch dominierten Selbstverwaltung sein möchten. Rojava steckt womöglich mitten in einem Zerfallsprozess. Und spätestens mit Baerbocks Forderung, die Waffen niederzulegen, wird deutlich: Deutschland und die EU haben eine Syrienpolitik angestoßen, in der die Unterstützer einer kurdischen Selbstverwaltung wenig zu gewinnen haben.
Bewaffnete Gruppen sollen in die nationalen Streitkräfte eingehen
Den Europäern geht es vor allem darum, mit den neuen Machthabern in Damaskus ins Gespräch zu kommen: mit der Miliz HTS, die Assad aus dem Land gejagt hat. Und die will im Grunde genauso wenig wie die Türkei, dass die kurdische Autonomie auf syrischem Boden fortbesteht. “Wir werden auf keinen Fall zulassen, dass Waffen im Land außerhalb der staatlichen Kontrolle sind”, sagte HTS-Chef Ahmed al-Scharaa. Weder von den revolutionären Gruppierungen noch von den Gruppierungen im SDF-Gebiet.” Al-Scharaas Ziel: Alle bewaffneten Gruppen in Syrien sollen in die nationalen Streitkräfte eingegliedert werden.
Am Dienstag verkündete seine Regierung, sich mit allen Milizen in Syrien darauf geeinigt zu haben. Immer wieder hatte er versichert, dass er ein Syrien schaffen wolle, von dem alle religiösen und ethnischen Minderheiten ein Teil wären, auch die Kurdinnen und Kurden. Die SDF stimmte einer Entwaffnung ohne Vorbedingungen allerdings nicht zu.
Misstrauen
Plötzlich lacht Ismet Sheikh Hassan, doch es ist ein bitteres Lachen. Al-Scharaa kämpfte einst in den Reihen von Al-Kaida – eine Zeit, die er nun als starker Mann in Damaskus als Jugendsünde abtut. “Wir sind bereit, uns an einen Tisch zu setzen und zu sprechen”, sagt Sheikh Hassan. “Wir lehnen nichts partout ab.” Aber, fügt er hinzu, er traue Al-Scharaa nicht. HTS und SNA machten gemeinsame Sache, sie seien Verwandte im Geiste.
Sheikh Hassans Arbeitstag nähert sich dem Ende. Ein paar Stunden noch, dann wird er sein Büro in Rakka verlassen. Allerdings nicht in Richtung seiner geliebten Heimatstadt – seit drei Jahren hat der Verteidigungsminister von Kobane keinen Fuß mehr in die Stadt gesetzt. Er steht eigenen Angaben zufolge auf der Terrorliste der Türkei und fürchtet, Opfer eines gezielten Drohnenangriffs zu werden. Kobane, die Stadt, für die er einst sein Leben riskiert hat, um die er jetzt wieder bangt, wird er womöglich nie wiedersehen.