MESOP MIDEAST WATCH – Iran-Proteste: ISW sieht Situation auf Messers Schneide – Video zeigt Frauen-Demo an Uni / FULL DETAILED REPORT!
31.10.2022, INSTITUTE FOR THE STUDY OF WAR – Brutale Gewalt: Proteste im Iran niedergeschlagen
Update vom 31. Oktober, 16.10: Im Iran gehen die systemkritischen Proteste in die siebte Woche. Seit Beginn der Demonstrationen wurden laut der Menschenrechtsorganisation Iran Human Rights mindestens 215 Menschen durch brutales Vorgehen der Sicherheitskräfte getötet – unter den Todesopfern waren demnach 27 Kinder.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) verurteilte am Montag das gewaltsame Vorgehen der Sicherheitskräfte im Iran gegen Demonstranten und stellte weitere EU-Sanktionen in Aussicht. „Es bestürzt mich, dass bei den Protesten im Iran friedlich demonstrierende Menschen ums Leben kommen“, schrieb Scholz auf Twitter. „Wir verurteilen die unverhältnismäßige Gewalt der Sicherheitskräfte und stehen den Menschen im Iran bei.“
Experten der US-Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW) gehen indes davon aus, dass das Regime im Iran sein Vorgehen gegen die Proteste weiter intensivieren wird. Dies werde entweder dazu führen, dass die Demonstranten ihre Proteste beenden oder es werde „einen anhaltenden und zunehmend gewalttätigen Aufstand gegen das politische Establishment anheizen“, hieß es in einem ISW-Bericht vom Sonntag. Offenbar bauen die Protestierenden bereits eine Infrastruktur auf, die für einen langwierigen Kampf gegen das Regime erforderlich wäre – etwa ein Netzwerk zur Versorgung und Koordination.
Befehlshaber ruft zum sofortigen Ende der Proteste auf, doch Demonstrationen gehen weiter
Obwohl der Befehlshaber der Islamischen Revolutionsgarden, Generalmajor Hossein Salami, zu einem sofortigen Ende der Aufstände aufgerufen hatte, gingen die Proteste dem ISW-Bericht zufolge offenbar weiter. Auch ein von der Iran-Expertin Natalie Amiri geteiltes Video zeigt eine große Menschenmenge, die offenbar am Montag in Teheran auf die Straße ging. Protestorganisationen mobilisierten zudem laut ISW-Bericht zu weiteren Demonstrationen vom 1. bis 3. November.
Arte-Journalist am Freitag in der iranischen Region Kurdistan festgenommen
Der iranische Journalist Vahid Shamsoddinnezhad, der für die Produktionsfirma Keyi Productions im Auftrag von ARTE über die Ereignisse in seinem Land berichten sollte, wurde am 28. September in Saqqez, einer Stadt in der iranischen Region Kurdistan, festgenommen. Seit Montag befindet er sich nach Angaben Artes in Teheran in Haft. Es sei ein Ermittlungsverfahren gegen ihn eingeleitet worden.