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09.02.2023, 10:02 Uhr  Alexander Eser-Ruperti FRANKFURTER RUNDSCHAU – Trotz des verheerenden Erdbebens in der Region setzt das türkische Militär seine Angriffe auf kurdische Gebiete in Nordsyrien fort.

Ankara – Erst nach und nach werden die verheerenden Auswirkungen des Erdbebens in der Türkei und Syrien in ihrem vollen Umfang deutlich. Insgesamt 46.000 Helferinnen und Helfer befinden sich im Einsatz, es gibt Berichte über mehrere tausend Tote, viele Menschen werden weiterhin vermisst. Inmitten der humanitären Notlage soll die Türkei kurdisch kontrollierte Gebiete in Nordsyrien angegriffen haben. Wird die humanitäre Katastrophe vor Ort mutwillig verschlimmert?

Erdbeben in der Türkei und Syrien: Türkei bombardiert betroffene Kurdengebiete in Nordsyrien

Trotz der katastrophalen Auswirkungen des Erdbebens in der Türkei und Syrien hat das türkische Militär offenbar in der Nacht zum Dienstag, dem 07. Februar, die vom Beben betroffene nordsyrische Region um Tal Rifaat attackiert. Dem Redaktionsnetzwerk Deutschland erklärt der Nahostexperte der Gesellschaft für bedrohte Völker, Kamal Sido, in dieser Gegend hätten viele kurdische Vertriebene aus der Region Afrin Schutz gesucht.

Der Menschenrechtler findet klare Worte: „Es ist skandalös, dass ein Nato-Staat eine humanitäre Katastrophe mutwillig verschlimmert. Von anderen Nato-Ländern kommt dazu kein Wort der Kritik“, so Sido. Die Türkei argumentiert mit vermeintlichen Angriffen im Grenzgebiet. Immer wieder lässt sich auffällig verhaltene Kritik der Nato-Staaten an ihrem strategischen Verbündeten Recep Tayyip Erdogan registrieren, so auch jetzt.

 

Kurz nach Erdbeben-Katastrophe: Erdogan bombadiert Kurdengebiete. © IMAGO/Erhan Demirtas

Unabhängig überprüfen ließen sich Meldungen über die Angriffe zunächst nicht. Aber auch die vor Ort im Einsatz befindliche Helferin Fee Baumann von der Hilfsorganisation „Kurdischer Roter Halbmond“ berichtet gegenüber dem ZDFdringend notwendige Hilfe werde „verhindert“. Baumann sagt: „Wir haben gestern Nacht noch mal Nachbeben gehabt, und trotzdem wurden weiter türkische Luftangriffe geflogen.“ Die Helferin betont, es handle sich um eine Gegend, „die schwer betroffen war von den Erdbeben und die vorher schon von den Luftangriffen schwer in Mitleidenschaft gezogen worden war“. Es zeichnet sich ein dramatisches Bild einer Region, die nur wenig Hilfe erreicht.

Angriffe auf Kurdengebiete nach Erdbeben in Syrien: Forderungen nach offenen Grenzen für Hilfe

Die humanitäre Notlage in den kurdisch kontrollierten Gebieten in Nordsyrien verschlimmert sich durch die Blockade der Türkei. Die Versorgung von Verletzten ist unzureichend, denn Grenzübergänge in die kurdischen Gebiete Nordsyriens seien auch für humanitäre Lieferungen abgeriegelt gewesen, so Menschenrechtler Kamal Sido im RND. Und weiter: „Das gesamte medizinische Versorgungssystem lag wegen des andauernden Bürgerkrieges sowie syrischer und russischer Angriffe bereits in Trümmern“. Die Folge: Mit dem Erdbeben in Syrien spitzt sich die ohnehin prekäre Lage vor Ort zu.