MESOP : DEUTSCHE RAKETEN SCHON VOR ORT

IS-Terroristen erbeuten in Syrien deutsche Raketen

Die Terroristen des Islamischen Staats haben bei der Eroberung des Luftwaffenstützpunkts Takba in Syrien offenbar deutsches Kriegsgerät erbeutet: In einem Video sind Raketen aus Deutschland zu sehen.


Dieser Screenshot aus dem IS-Propagandavideo zeigt: Die Dschihadisten haben offenbar deutsche Raketen erbeutet
Dieser Screenshot aus dem IS-Propagandavideo zeigt: Die Dschihadisten haben offenbar deutsche Raketen erbeutetFoto: Screenshot: Die Welt

Im Internet ist ein Video der Terrorgruppe Islamischer Staat (IS) aufgetaucht, das veranschaulichen soll, wie schnell deutsches Kriegsmaterial in den Wirren eines Bürgerkrieges in die falschen Hände gelangen können: Die Dschihadisten hatten in der vergangenen Woche nach tagelangen Kämpfen den Luftwaffenstützpunkt Takba nahe der Stadt Rakka im Norden Syriens erobert. Und anschließend offenbar Dutzende Regierungssoldaten hingerichtet. Der Flugplatz war die letzte Stellung des syrischen Regimes in der weitestgehend von Dschihadisten kontrollierten Region.

In dem nun veröffentlichten Propagandavideo präsentieren die Terroristen desIslamischen Staates das von ihnen erbeutete Kriegsgerät. Zu sehen sind dabei unter anderem Kampfflugzeuge vom Typ MiG in einem Hangar sowie schwere Artilleriegeschütze. Als die Kamera nach unten schwenkt, ist eine verpackte Rakete zu sehen. In deutscher Sprache ist darauf zu lesen “Lenkflugkörper DM 72 – 136 mm Panzerabwehr”.

Nach Informationen der “Welt” handelt es sich dabei um Panzerabwehrraketen vom Typ HOT des ehemaligen deutsch-französischen Herstellers Euromissile. Die Raketen sollen im Jahr 1981 an das syrische Regime geliefert worden sein, das damit die Kampfhubschrauber vom Typ Gazelle bestückt haben soll.

In den vergangenen Monaten gab es immer wieder Berichte, wonach europäische Waffen, die einst an das syrische Regime geliefert worden waren, sich nun in den Händen von Terrorgruppen befinden. Unter anderem waren im kurdischen Teil Syriens Milan-Raketen aufgetaucht, die aus deutsch-französischer Produktion stammten und offenbar 1978 nach Damaskus geliefert worden waren.

Merkel warnt vor Anschlägen durch Rückkehrer

Mit der Mehrheit der Koalitionsfraktionen hat sich der Bundestag für die Lieferung von Waffen an die irakischen Kurden ausgesprochen. In der Sondersitzung am Montag unterstützten die Fraktionen von CDU/CSU und SPD den Beschluss der Bundesregierung vom Vorabend, während die Opposition aus Linken und Grünen dagegen stimmte. Die Bundesregierung hatte am Sonntagabend beschlossen, dass die irakischen Kurden unter anderem Panzerfäuste, Gewehre, Handgranaten und Munition erhalten sollen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) begründete am Montag die umstrittenen Waffenlieferungen an die Kurden im Nordirak auch mitdeutschen Sicherheitsinteressen. Die von den IS-Dschihadisten betriebene Destabilisierung einer ganzen Region “wirkt sich auch auf Deutschland und Europa aus”, sagte Merkel in ihrer Regierungserklärung im Bundestag. Wenn sich Terroristen dort einen Rückzugsort schaffen könnten, “dann wächst auch für uns die Gefahr, dann sind unsere Sicherheitsinteressen betroffen”.

Merkel wies darauf hin, dass sich unter anderen mehr als 400 Deutsche dem IS angeschlossen hätten. “Wir müssen befürchten, dass diese Kämpfer eines Tages zurückkehren und unsere Sicherheit auch ganz unmittelbar bedrohen”, sagte sie mit Blick auf mögliche Anschläge durch kampferprobte und radikalisierte Rückkehrer. Deswegen könne der IS-Terror “uns in keinem Fall kaltlassen”.

Die Kanzlerin wies zudem darauf hin, dass die Not Hunderttausender Flüchtlinge in der Region gelindert werden müsse. Deutschland habe bereits Hilfsgüter geliefert und 50 Millionen Euro für derartige Hilfen ausgegeben beziehungsweise zugesagt. Sie versicherte, dass Deutschland auch “durch die zusätzliche Aufnahme von Flüchtlingen” helfen werde.

Merkel gestand ein, dass die Entscheidung, Waffen in ein Konfliktgebiet zu liefern, “weitreichend” sei. Die Regierung habe sie “sehr sorgsam abgewogen” und sei sich bewusst, dass dies auch Risiken berge. “Wir haben jetzt die Chance mitzuhelfen, eine menschenverachtende Terrorgruppe zu stoppen.” Diese Chance müsse genutzt werden. “Das, was ist, wiegt schwerer als das, was sein könnte”, sagte Merkel.

Erfolge im Kampf gegen den IS

Irakische und kurdische Truppen setzten ihre Offensiven gegen Stellungen des IS im Nordirak fort. Mehrere Orte konnten nach Medienberichten zurückerobert werden. Peschmerga-Milizen und irakisches Militär waren am Wochenende an mehreren Fronten nördlich von Bagdad sowie im Umland von Mossul gegen IS-Stellungen vorgerückt. Nach Angaben der unabhängigen irakischen Nachrichtenseite “al-Sumaria News” eroberten Soldaten am Montag die Ortschaft Sulaiman Bek rund 160 Kilometer nördlich von Bagdad. Dabei seien ein wichtiger IS-Anführer getötet und 36 weitere Kämpfer gefangen genommen worden, berichtete Rudaw.

Zuvor hatten kurdische und irakische Truppen am Sonntag die nahe Sulaiman Bek gelegene Stadt Amerli befreit. IS-Extremisten hatten die Stadt zwei Monate lang belagert. Nach Angaben des irakischen Staatssenders al-Irakija wurden mindestens 100 IS-Kämpfer getötet.

Hunderte Familien in Amerli litten Hunger, berichtete “al-Sumaria News” unter Berufung auf lokale Politiker. Viele Menschen seien erkrankt. Sie hätten über Wochen verunreinigtes Wasser aus versiegenden Brunnen trinken müssen. Der scheidende Ministerpräsident Nuri al-Maliki sei nach Amerli gereist, um sich ein Bild der Lage vor Ort zu machen.

Nördlich von Mossul hatten Peschmerga-Kämpfer nach Angaben der kurdischen Nachrichtenseite Rudaw den strategisch wichtigen Ort Sumar von IS-Kämpfern zurückerobert. Die Peschmerga hatte den unweit des Mossul-Damms gelegenen Ort vor einem Monat an IS-Kämpfer verloren, im Anschluss waren die Extremisten auf den mittlerweile wieder gesicherten Staudamm vorgerückt.

Syriens Armee geht gegen Al-Nusra-Front vor

Die US-Luftwaffe hatte nach Angaben des US-Zentralkommandos die Offensiven in Amerli und Sumar mit Luftschlägen unterstützt. Vom Beginn ihres Einsatzes am 8. August bis zum Sonntag haben die US-Streitkräfte eigenen Angaben zufolge 120 Luftangriffe im Irak geflogen.

Auf den syrischen Golanhöhen griffen syrische Regierungstruppen am Morgen in der Stadt Kunaitra Stellungen der Islamistenmiliz Al-Nusra-Front an. Das meldete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Über mögliche Tote und Verletzte war zunächst nichts bekannt.

Keine neuen Erkenntnisse gab es über den Verbleib von 44 UN-Soldaten der Fidschi-Inseln. Die Blauhelmsoldaten waren am Donnerstag gemeinsam mit 72 philippinischen Kameraden von Kämpfern der Al-Nusra-Front eingekesselt worden. Ein Teil der philippinischen UN-Soldaten wurde im Verlauf des Samstags von Kameraden befreit, der andere konnte sich in der Nacht zum Sonntag in Sicherheit bringen. Die UN-Soldaten beobachten auf den Golanhöhen den Waffenstillstand zwischen Israel und Syrien.