KURDWATCH WEST KURDISTAN REPORT OKTOBER 2013

PYD Al-Qamischli: Nach Monaten wieder von Aktivisten organisierte Demonstration

KURDWATCH, 19. Oktober 2013 – Am 27. September 2013 haben in alQamischli zwei Dutzend Aktivisten an einer Demonstration im Stadtviertel alʿAntariya teilgenommen. Ihre Transparente richteten sich gegen »Angriffe terroristischer Gruppierungen« und forderten »Freiheit und Föderalismus« in den kurdischen Gebieten. Bei der Demonstration, die vom Generalausschuss der Kurdischen Jugend und der unabhängigen Kurdischen Jugendbewegung, zwei Mitgliedsorganisation des Kurdischen Nationalrats, organisiert worden war, handelte es sich um die erste Demonstration von Aktivisten seit dem 20. Juli 2013. Infolge des Angriffs der Volksverteidigungseinheiten (YPG) der Partei der Demokratischen Union (PYD) auf Aktivisten und Mitglieder anderer Parteien in ʿAmuda Ende Juni 2013 [weitere Informationen] hatten unabhängige Aktivisten ihre regimekritischen Demonstrationen sukzessive eingestellt.

Al-Qamischli: Türkei baut Mauer gegen illegale Einwanderung

KURDWATCH, 1. November 2013 – Seit Anfang Oktober 2013 lässt die türkische Regierung entlang der syrischen Grenze zwischen den Städten alQamischli und Nusaybin eine Mauer bauen. Die Mauer soll Medienberichten zufolge etwa zwei Meter hoch und mit Stacheldraht versehen werden. Offizielle Erklärungen zum Mauerbau gibt es bislang nicht. Eine weitere, etwa zweieinhalb Kilometer lange Mauer ist Angaben der türkischen Regierung zufolge in der Provinz Hatay geplant. Unklar ist, was derartige Maßnahmen angesichts der neunhundert Kilometer langen Grenze zwischen Syrien und der Türkei bewirken können.

 

Aleppo: Inhaftierte im Zentralgefängnis von Aleppo unterernährt

KURDWATCH, 30. Oktober 2013 – Die Gefangenen des Zentralgefängnisses in Aleppo leiden unter Mangelernährung. Dschigarkhwin Mula Ahmad, ein vor kurzem entlassener Häftling, erklärte gegenüber KurdWatch: »Mehr als zwei Monate lang erhielten die Gefangenen nur ein Glas Mehl und ein Glas Wasser täglich. Sie verbrannten Kleidungsstücke und andere Gegenstände, um das Mehl zu kochen oder zu backen. Dutzende sind in den letzten Monaten aufgrund dieser Mangelernährung gestorben. Jede Infektion, auch eine leichte Grippe, kann unter diesen Umständen zum Tod führen.«

 

Aleppo: Desertierter Soldat massiv gefoltert

KURDWATCH, 30. Oktober 2013 – Am 19. März 2012 ist Hammuda ʿAdnan Hamkiro (geb. 1989 in ʿAfrin) von Mitarbeitern des Militärischen Nachrichtendienstes festgenommen worden. Hamkiro war im Januar 2012 vom Militärdienst desertiert. Er war eingezogen worden, obwohl er als einziger Sohn seiner Eltern nach syrischem Recht keinen Militärdienst hätte ableisten müssen. Im März 2012 wollte er von einem Erlass Gebrauch machen, demzufolge Deserteure nicht bestraft werden, wenn sie sich selbst den Sicherheitskräften stellen. Hamkiro wurde dennoch verhaftet und bis Juni 2012 von Mitarbeitern des Militärischen Nachrichtendienstes brutal gefoltert. Seit Juni 2012 ist er im Zentralgefängnis von Aleppo inhaftiert.

 

Al-Qamischli: Sprengsatz verletzt Zivilisten

KURDWATCH, 24. Oktober 2013 – Am 13. Oktober 2013 ist in alQamischli vor einem Hotel im Stadtzentrum sowie vor dem Zollamt im Viertel Qudurbak jeweils ein Sprengsatz explodiert. Bei der ersten Explosion wurden zwei Personen verletzt. Die Hintergründe der Explosionen sind bisher nicht bekannt.

 

Al-Qamischli: Demonstranten fordern Freilassung von Husain ʿIso

KURDWATCH, 23. Oktober 2013 – Am 18. Oktober 2013 haben rund fünfzig Aktivisten an einer Demonstration im Westviertel von alQamischli teilgenommen. Die Versammelten forderten die Freilassung des Schriftstellers Husain ʿIso [weitere Informationen zum Fall] und anderer kurdischer Gefangener aus den Gefängnissen der syrischen Regierung. Der Protest war von verschiedenen Jugendgruppen und Parteien des Kurdischen Nationalrats organisiert worden.

 

 Damaskus: Kurdischer Aktivist auf Kaution frei

KURDWATCH, 22. Oktober 2013 – Am 11. September 2013 hat das Terrorismusgericht in Damaskus den Studenten und Aktivisten Dschigarkhwin ʿAbdurrazzaq Mula Ahmad [weitere Informationen zum Fall] gegen Kaution aus der Haft entlassen. Es folgte damit einem Antrag seines Rechtsanwalts. Mula Ahmad war am 3. März 2012 in Aleppo verhaftet worden. Wegen der andauernden Kämpfe war sein Fall vom Militärgericht in Aleppo an das Terrorismusgericht in Damaskus verwiesen worden. Dem Gericht, das am 15. Juli 2012 durch Präsidialerlass 22 ins Leben gerufen worden ist, stehen drei Richter vor, darunter ein Militärrichter. Die Angeklagten sind sowohl Zivilisten als auch Militärangehörige. Am 13. Oktober konnten Mitarbeiter des Syrischen Roten Halbmonds sowie des Internationalen Roten Kreuzes Mula Ahmad in Aleppo in Empfang nehmen. Wann die nächste Gerichtsverhandlung stattfinden wird, ist bislang nicht bekannt.

Al-Qamischli: YPGKämpfer erschießen Vater

KURDWATCH, 20. Oktober 2013 – Am 15. Oktober 2013 haben Kämpfer der Volksverteidigungseinheiten (YPG) der Partei der Demokratischen Union (PYD) in Latifiya (sieben Kilometer östlich von alQamischli) Husain ʿAbdussalam Schakir (geb. 1985 in alQamischli, verheiratet, ein Kind) erschossen und seinen Cousin Erisch ʿAbdulmadschid Schakir verletzt. Hasan ʿAbdussalam Schakir, der in Deutschland lebende Zwillingsbruder des Getöteten, erklärte gegenüber KurdWatch: »Es war der erste Tag des Opferfestes, meine Familie hatte viele Gäste. Mein Cousin Erisch hat den YPGMitgliedern, die vor unserer Haustür einen Kontrollpunkt errichtet hatten, einen Tee angeboten und sie dann höflich gebeten, den Kontrollpunkt ein wenig zu verlegen. Er war zu nah an unserer Haustür. Die YPGMitglieder sind sofort aggressiv geworden. Sie haben meinen Cousin beschimpft und dann versucht, ihn zu verhaften. Als mein Bruder Husain ihm helfen wollte, haben die YPGLeute auf die beiden geschossen. Mein Bruder starb und mein Cousin wurde am Bein verletzt.«

 

Al-Qamischli: Student bei Minenexplosion getötet

KURDWATCH, 16. Oktober 2013 – Am 30. September 2013 ist Muhammad Hasan (geb. 1991 in alQamischli), Student der Rechtswissenschaft und Mitglied der Kurdischen Einheitspartei in Syrien (Yekîtî), bei dem Versuch, die syrisch-türkische Grenze bei adDarbasiya in Richtung Türkei zu überqueren, durch die Explosion einer Mine ums Leben gekommen.

Damaskus: Inhaftierter brutal von Nationaler Verteidigungsarmee gefoltert

KurdWatch, 14. Oktober 2013 – Am 1. Juli 2013 ist Dschamal Ahmad ʿAli (geb. in adDarbasiya) an einem Kontrollpunkt der Nationalen Verteidigungsarmee im überwiegend kurdisch bewohnten Damaszener Stadtviertel Wadi alMaschariʿ (Zorava) verhaftet worden. Muhammad Sadiq ʿAbdurrahman ʿUthman, ein inzwischen freigekommener Mithäftling , erklärte gegenüber KurdWatch: »Als Dschamal Ahmad ʿAli am Kontrollpunkt angehalten wurde, hat man gedroht, ihn zu verhaften, sollte er keine hunderttausend Syrischen Lirazahlen. Er konnte diesen Betrag nicht aufbringen, deshalb wurde er zu uns gebracht, in das Gefängnis der Nationalen Verteidigungsarmee. Man hat Dschamal sechs Tage lang brutal gefoltert. Sein Rücken und seine Beine wurden mit kochendem Bratöl verbrannt.« ʿAli wird beschuldigt, Soldaten bei der Desertion geholfen zu haben.