KURDWATCH NEWSLETTER I / 2013 – Ad-Darbasiya: YPG entführt bewaffnete Yekîtî-Mitglieder

KURDWATCH, 15. Januar 2013 – Am 3. Januar 2013 kam es vor dem Büro der Kurdischen Einheitspartei in Syrien (Yekîtî) in ad Darbasiya zu Auseinandersetzungen zwischen Mitgliedern der Volksverteidigungseinheiten (YPG) der Partei der Demokratischen Union (PYD) und Mitgliedern des neu gegründeten Dschiwan-Qatna-Bataillons der Yekîtî.

Beide Seiten schossen in die Luft. Außerdem wurden Nizamuddin ʿAliko, Sulaiman Mizar al ʿIsa, Dschiwan Mirkhan und Ismaʿil ʿAbdulbaqi ʿAli von der YPG entführt. Die YPG beschuldigte sie der Mitgliedschaft in einer islamistischen Gruppe. Ein der Yekîtî nahestehender Aktivist erklärte gegenüber KurdWatch: »Mitglieder des Dschiwan-Qatna-Bataillons sind auf einem Übungsplatz zwischen Raʾs al ʿAin und ad Darbasiya von Mitgliedern des Märtyrer-Tahsin-Mamo-Bataillons im Umgang mit Waffen ausgebildet worden. Die PYD akzeptiert nicht, dass auch andere kurdische Gruppen sich bewaffnen, auch dann nicht, wenn es nur darum geht, die Kurden zu schützen«. Anhänger der Yekîtî organisierten in ad Darbasiya eine Kundgebung, um gegen die Entführung zu protestieren. Auf Vermittlung des Kurdischen Nationalrats kamen die Entführten noch am selben Tag wieder frei.

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Al-Qamischli: Sicherheitskräfte bei Explosion verletzt

KURDWATCH, 13. Januar 2013 – Am 2. Januar 2013 explodierte in der Nähe der Bezirksdirektion von al Qamischli eine Bombe, vier Sicherheitskräfte wurden dabei verletzt. Informationen über Todesopfer konnten nicht bestätigt werden. Der Hintergrund der Explosion ist bisher nicht bekannt.

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Al-Qamischli: Schusswechsel zwischen PYD und Yekîtî

KURDWATCH, 12. Januar 2013 – Am 3. Januar 2013 haben bewaffnete Anhänger der Partei der Demokratischen Union (PYD) in al Qamischli aus einem Wagen heraus auf das Büro der Kurdischen Einheitspartei in Syrien (Yekîtî) geschossen. Mitglieder der Yekîtî erwiderten das Feuer, dabei wurde einer der Angreifer an der Schulter verletzt.

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Al-Qamischli: PYD scheitert bei Versuch, hunderttausend Demonstranten zu mobilisieren

KURDWATCH, 10. Januar 2013 – Bei andauernden Kämpfen zwischen der Freien Syrischen Armee und Regierungstruppen hat es in der Woche vom 29. Dezember 2012 bis zum 4. Januar 2013 erneut zahlreiche Tote und Verletzte gegeben. Die Kämpfe konzentrierten sich auf die Wirtschaftsmetropole Aleppo, die Hauptstadt Damaskus sowie die Gegend um Hama und Idlib. Am 4. Januar forderten Demonstranten, die im ganzen Land unter dem gemeinsamen Motto »Homs ruft die Freien, um die Belagerung zu beenden« auf die Straße gingen, erneut den Sturz des Regimes. Anhänger des Kurdischen Nationalrats demonstrierten nicht unter einem gemeinsamen Motto; ein Teil forderte die Anerkennung der Rechte der Kurden, andere machten auf angebliche Unregelmäßigkeiten bei den Wahlen zu den lokalen Komitees des Kurdischen Nationalrats aufmerksam. Anhänger der Partei der Demokratischen Union (PYD) versammelten sich unter dem Motto »Einheit der Freiheitsjugend«. In al Qamischli gab es je eine Demonstration in den Stadtvierteln al ʿAntariya (organisiert von den Jugendgruppen Biratî, Rojava, Schaikh Maʿschuq und Märtyrer Farhad) und Munir Habib (organisiert vom Kurdischen Nationalrat). Zudem nahmen in al ʿAntariya Anhänger der PYD an einer dreitägigen »Kundgebung der Hunderttausend« teil [weitere Informationen]. Allerdings gelang es bis zum 4. Januar lediglich, rund zehntausend Teilnehmende zu mobilisieren. In ʿAmuda kam es zu drei getrennten Demonstrationen, organisiert von der PYD, dem Kurdischen Nationalrat sowie von verschiedenen Jugendgruppen. In al Hasaka gab es zwei Demonstrationen. In ad Darbasiya und ʿAin al ʿArab (Kobanî) fanden jeweils zwei Demonstrationen statt, eine organisiert von der PYD, die andere vom Kurdischen Nationalrat. Die wöchentlichen Demonstrationen des Kurdischen Nationalrats in al Malikiya und al Maʿbada (Girkê Legê) fanden am Samstag, nicht am Freitag statt. In ʿAfrin, Raʾs al ʿAin (Serê Kaniyê), al Dschawadiya (Çil Axa) und al Qahtaniya (Tirbesipî) sowie in den mehrheitlich kurdisch bewohnten Stadtvierteln von Aleppo und Damaskus gab es keine Proteste.

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Al-Qamischli: Jugendgruppen organisieren dreitägige Kundgebung

KURDWATCH, 10. Januar 2013 – Vom 2. bis zum 4. Januar 2013 haben Anhänger der Partei der Demokratischen Union (PYD) im Stadtviertel al ʿAntariya in al Qamischli eine Kundgebung durchgeführt Sie forderten Freiheit und Demokratie für das kurdische sowie das syrische Volk. Die Organisatoren richteten Zelte ein, zahlreiche Aktivisten übernachteten vor Ort. Mehrheitlich nahmen Mitglieder PYD naher Jugendorganisationen an der Veranstaltung teil, unter den Teilnehmenden waren jedoch auch Mitglieder von Jugendgruppen der Kurdischen Demokratischen Fortschrittspartei in Syrien, der Kurdischen Demokratischen Partei in Syrien (el Partî) von Nasruddin Ibrahim und der Kurdistanischen Einheitspartei in Syrien sowie von parteiunabhängigen Jugendgruppen. An der Aktion, die den Namen »Die Kundgebung der Hunderttausend« trug, nahmen am 4. Januar rund zehntausend Menschen teil.

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Damaskus: Ministerpräsident entlässt neunzig Personen aus dem Staatsdienst

KURDWATCH, 9. Januar 2013 – Ende Dezember 2012 wurde eine Entscheidung des amtierenden syrischen Ministerpräsident Waʾil Nadir al Halqi bekannt, insgesamt neunzig Personen aus dem Staatsdienst zu entlassen. In der Entscheidung Nr. 16488, die auf den 18. Oktober 2012 datiert ist, werden hauptsächlich Lehrer aus der Provinz al Hasaka, aber auch Staatsbedienstete anderer Dienststellen und Provinzen genannt. Eine Kopie der Entscheidung wurde am 11. Dezember 2012 von der Erziehungsbehörde in al Hasaka unterzeichnet. Ob die Betroffenen aus politischen Gründen entlassen wurden, ist nicht bekannt. Die Entscheidung selbst nennt keine Entlassungsgründe.

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Al-Hasaka: Tote bei Zusammenstößen zwischen arabischen Stämmen und PYD

KURDWATCH, 9. Januar 2013 – Am 28. Dezember 2012 haben syrische Sicherheitskräfte Teilnehmer einer von Anhängern der Freien Syrischen Armee organisierten Demonstration in al Hasaka beschossen, es gab mehrere Tote und Verletzte. Bewaffnete Mitglieder mehrerer arabischer Stämme griffen daraufhin Stellungen der Volksverteidigungseinheiten (YPG) der Partei der Demokratischen Union (PYD) an. Sie beschuldigten die PYD, mit dem Regime zu kooperieren. Mitglieder der PYD erwiderten das Feuer. Drei Personen kamen ums Leben, unklar ist, ob durch Schüsse von PYD Anhängern oder syrischen Sicherheitskräften.

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Al-Qamischli: Kurdische Demokratische Politische Union – Syrien gegründet

KURDWATCH, 7. Januar 2013 – Am 15. Dezember 2012 haben die Kurdische Demokratische Partei in Syrien (el Partî) von ʿAbdulhakim Baschar, die Kurdische Einheitspartei in Syrien (Yekîtî), die Kurdische Freiheitspartei in Syrien (Azadî) von Mustafa Khidr Oso sowie die Kurdische Freiheitspartei in Syrien (Azadî) von Mustafa Dschumʿa die Gründung der »Kurdischen Demokratischen Politischen Union – Syrien« bekannt gegeben. Bei der Gründungszeremonie in al Qamischli waren etwa eintausendfünfhundert Person anwesend. Die Union wurde als Projekt auf dem Weg zur Bildung einer neuen Partei präsentiert. Auf die Frage, ob sich die beiden Azadî-Parteien innerhalb der Politischen Union zusammenschließen würden, erklärte Dawran Malke, Mitglied des lokalen Komitees der Azadî von Mustafa Khidr Oso in al Qamischli, gegenüber KurdWatch: »Natürlich möchten wir die beiden Parteien sehr schnell zusammenführen, aber jede Azadî-Partei wird zunächst als eigene Partei behandelt, genau wie die anderen beiden Parteien. Alle Schritte zur Einigung werden im Rahmen der Politischen Union vollzogen.«

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Al-Qamischli: PYD provoziert Anhänger des Kurdischen Nationalrats

KURDWATCH, 4. Januar 2013 – Bei andauernden Kämpfen zwischen der Freien Syrischen Armee und Regierungstruppen hat es am 28. Dezember 2012 erneut zahlreiche Tote und Verletzte gegeben. Die Kämpfe konzentrierten sich auf die Wirtschaftsmetropole Aleppo, die Hauptstadt Damaskus sowie die Gegend um Hama. Im ganzen Land forderten die Demonstranten, die unter dem gemeinsamen Motto »Blutbrot« auf die Straße gingen, den Sturz des Regimes. Anhänger des Kurdischen Nationalrats hielten Transparente mit ähnlichem Inhalt und gedachten so der Opfer des Luftangriffs auf eine Bäckerei in der Nähe von Hama. Anhänger der Partei der Demokratischen Union (PYD) demonstrierten unter dem Motto »Die Befreiung der Dschazira [liegt] in der Einheit ihrer Bevölkerungsgruppen«. In al Qamischli gab es je eine Demonstration in den Stadtvierteln Qanat Suwais, al ʿAntariya (organisiert von den Jugendgruppen Biratî, Rojava, Schaikh Maʿschuq und Märtyrer Farhad) und Munir Habib (organisiert vom Kurdischen Nationalrat) sowie an der Qasimomoschee im Westviertel (organisiert von der PYD). Anhänger der PYD provozierten die Demonstranten des Kurdischen Nationalrats in Munir Habib, indem sie mit mehreren Fahrzeugen im Schritttempo in die Menschenmenge fuhren. In ʿAmuda kam es zu drei getrennten Demonstrationen, organisiert von der PYD, dem Kurdischen Nationalrat sowie von verschiedenen Jugendgruppen. In al Hasaka gab es drei Demonstrationen. In ad Darbasiya, ʿAin al ʿArab (Kobanî), al Dschawadiya (Çil Axa) und al Qahtaniya (Tirbesipî) fanden jeweils zwei Demonstrationen statt, eine organisiert von der PYD, die andere vom Kurdischen Nationalrat. In al Malikiya (Dêrik) fand eine von der PYD organisierte Demonstration statt. Die wöchentlichen Demonstrationen des Kurdischen Nationalrats in al Malikiya und al Maʿbada (Girkê Legê) fanden am Samstag, nicht am Freitag statt. In ʿAfrin und Raʾs al ʿAin (Serê Kaniyê) sowie in den mehrheitlich kurdisch bewohnten Stadtvierteln von Aleppo und Damaskus gab es keine Proteste.

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Raʾs al-ʿAin: Keine Entspannung trotz Übereinkunft zwischen PYD und Freier Syrischer Armee

KURDWATCH, 4. Januar 2013 – Nach zweitägigen Verhandlungen zwischen Vertretern der Freien Syrischen Armee und der Volksverteidigungseinheiten (YPG) der Partei der Demokratischen Union (PYD) haben beide Seiten am 16. Dezember 2012 eine Übereinkunft geschlossen, um die bewaffneten Auseinandersetzungen in Raʾs al ʿAin (Serê Kaniyê)] zu beenden. Details wurden der Öffentlichkeit nicht bekannt gegeben. Informationen von KurdWatch zufolge einigten sich beide Seiten darauf, alle Gefangenen freizulassen, sich aus der Stadt zurückzuziehen und die Verwaltung Vertreten der kurdischen, arabischen, tschetschenischen und christlichen Bevölkerungsgruppen der Stadt zu überlassen. Darüber hinaus sollte es außerhalb der Stadt nur noch gemeinsame Kontrollpunkte geben. Derzeit finden keine Kämpfe statt, die Kontrahenten haben jedoch ihre Kampfstellungen nicht aufgegeben. Ein Aktivist aus Raʾs al ʿAin erklärte Ende Dezember gegenüber KurdWatch: »Beide Seiten betreiben noch immer keine Politik der Entspannung. Wir fürchten, dass sie einander bald wieder angreifen werden.«