THEO VAN GOGH  = DEFINITIONSMACHT ! – Wen nennst du einen Terroristen? Gewalt ist in die Zivilisation eingebaut

Terry Eagleton UNHERD MAGAZIN 24. Juli 2025 6 Minuten

Das Oxford English Dictionary definiert Terrorismus als “die inoffizielle oder unbefugte Anwendung von Gewalt zur Verfolgung politischer Ziele”. “”Inoffiziell und nicht autorisiert” ist dazu da, um zu verhindern, dass jeder Soldat auf dem Planeten wegen Mordes oder schwerer Körperverletzung vor ein Gericht gezerrt wird. Die israelischen Streitkräfte mögen Kinder massakrieren und Krankenhäuser in Schutt und Asche legen, aber die Armee des Staates Israel ist der Ansicht, dass diese Gräueltaten im Allgemeinen nicht als terroristische Akte angesehen werden. Die monströsen Verbrechen der Hamas am 7. Oktober letzten Jahres waren sicherlich Terrorakte, aber nicht, weil sie keine Uniform trugen.

Wer ein Terrorist ist und wer nicht, ist nicht immer klar. Die Nazis betrachteten die französische Résistance als terroristische Organisation, aber die Briten waren anderer Meinung. War der African National Congress im Südafrika der Apartheid ein Haufen Terroristen oder Freiheitskämpfer? Terrorismus muss laut OED “nicht autorisiert” sein, aber es ist nicht klar, wer ihn legitimerweise genehmigen könnte. “”Der Staat” ist die übliche Antwort auf die Frage, wer das alleinige Recht hat, Gewalt auszuüben, aber viele Regierungen, vom imperialen Rom bis zu den modernen Vereinigten Staaten, haben sich am Massenmord an Zivilisten beteiligt, was ziemlich nach Terror klingt. Waren die Bombardierungen von Dresden und Coventry während des Zweiten Weltkriegs terroristische Akte oder einfach die unvermeidlichen Folgen des Krieges? Doch im Krieg zu sein, ist kein Schutz gegen das Begehen von Gräueln. Im Gegenteil, es ist der Zeitpunkt, an dem Sie sie am ehesten begehen werden.

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THEO VAN GOGH FINALE: YANKEE GOES HOME!?

Wie die US-Truppen Europa verlassen sollten – Und warum Trump den Prozess jetzt beginnen sollte

Christopher S. Chivvis Juli 23, 2025 FOREIGN AFFAIRS – CHRISTOPHER S. CHIVVIS ist Direktor des American Statecraft Program und Senior Fellow am Carnegie Endowment for International Peace.

Jahrzehntelang war die kollektive europäische Selbstverteidigung nur ein Bestreben. Heute ist es endlich an der Zeit, dieses Ziel zu verwirklichen. Die Dynamik in Europa nimmt zu: Nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine im Jahr 2022 wurden nach Jahren marginaler Schritte zur Stärkung der europäischen Verteidigung sinnvolle Maßnahmen gewichen, und diese Bemühungen haben sich in den sechs Monaten seit dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump beschleunigt. Die europäischen Staats- und Regierungschefs versprachen auf dem NATO-Gipfel im Juni eine deutliche Erhöhung der Verteidigungs- und Verteidigungsausgaben, wodurch die Gesamthaushaltsverpflichtungen der Mitglieder von zwei Prozent auf fünf Prozent des BIP angehoben wurden. Um diese wichtigen neuen Zusagen einzulösen, führt Europa neue Finanzierungsmechanismen ein und beseitigt Hindernisse für die Zusammenarbeit in seiner Verteidigungsindustrie.

Die Gefahr besteht nun darin, dass Europa seinen Schwung verliert – und dass die Vereinigten Staaten es zulassen, indem sie den erwarteten Truppenabzug vom Kontinent hinauszögern. Beide Seiten haben gute Gründe, den europäischen Verteidigungsaufbau erfolgreich zu sehen. Die Vereinigten Staaten wären in der Lage, die jetzt in Europa stationierten Truppen für andere Missionen freizusetzen oder einfach Kürzungen vorzunehmen und die Einsparungen einzustecken. Ein handlungsfähigeres Europa würde zu der Art von Partner werden, die Washington will und braucht, und es würde die Freiheit gewinnen, seine eigene Strategie als Weltmacht zu bestimmen.

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THEO VAN GOGH ON LIBERTY! – BETREUTES DENKEN ZUR KOLLEKTIVEN VOLKSERZIEHUNG ODER ÜBER DIE GEFÄHRLICHKEIT VON ÖFFENTLICHEN BIBLIOTHEKEN – oder : NEUE REICHSSCHRIFTTUMSKAMMER

Bibliothekare akzeptieren Gerichtsurteil nicht und fordern gesetzliches Mandat zur Volkserziehung

In Reaktion auf einen Gerichtsbeschluss, der es öffentlichen Bibliotheken verbietet, Werke per Warnhinweis als „umstritten“ abzuqualifizieren, fordern die Bibliotheksverbände Gesetze, die Bibliothekaren ein ausdrückliches Mandat zur Volkserziehung geben.

Wie berichtet  , hatte die Stadtbücherei Münster auf zwei Werken aus ihrem Bestand den Hinweis angebracht, diese seien umstritten und eventuell nicht mit den Grundsätzen einer demokratischen Gesellschaft vereinbar. Einer der betroffenen Autoren klagte auf Unterlassung per einstweiliger Anordnung. Er unterlag in erster Instanz, obsiegte   dann aber vor dem Oberverwaltungsgericht Münster.

Die einstweilige Anordnung, die Hinweise zu entfernen, ist nicht anfechtbar. Die Stadtbücherei kann zwar in das Hauptsacheverfahren gehen. Die Aussichten stünden aber schlecht, da einstweilige Anordnungen nur erlassen werden, wenn die Aussichten auf Erfolg in einem Hauptsacheverfahren gut sind. Die nun veröffentlichte Begründung des Gerichts deutet ebenfalls nicht auf große Erfolgschancen für die Bibliothekare hin.

Polemische Gerichtsschelte

Nachdem das Oberverwaltungsgericht die schriftliche

Begründung

seines Beschlusses mit dem Aktenzeichen 5 B 451/25 veröffentlichte, haben die Bibliothekenvertretung Deutscher Bibliotheksverband (dbv) und die Bibliothekarsvereinigung Berufsverband Information Bibliothek (BIB) dazu kritisch bis polemisch Stellung genommen.

Der dbv lobt in seiner

Stellungnahme

ausdrücklich „die transparente und verantwortungsbewusste Vorgehensweise“, die die Stadtbücherei Münster im Umgang mit umstrittenen Werken entwickelt habe. Den Gerichtsbeschluss bezeichnet der Verband als „Rückschritt für die Entwicklung eines angemessenen rechtlichen Rahmens für die Arbeit von Bibliotheken“. Er sei widersprüchlich und werfe mehr Fragen auf als er kläre.

Die Landesgesetzgeber sollen dem abhelfen, indem sie klarstellen, dass der Auftrag der „Förderung der Medien- und Informationskompetenz“ das Recht der Bibliothekare beinhaltet, das Publikum vor den Inhalten von Büchern zu warnen, die sie für fragwürdig halten. Der Verband beruft sich darauf, dass „die neue Bundesregierung mit ihrem Koalitionsvertrag die Bekämpfung von Desinformation direkt adressiert [hat]“. Diese Passage hat unter dem Stichwort „Lügenverbot“ eine heftige gesellschaftliche Debatte

ausgelöst

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  THEO VAN GOGH HINTERGRUND – INSIDE : DRAMATISCHE MACHTKÄMPFE INDER UKRAINISCHEN FÜHRUNG! REPORT ! UNTERSCHLAGUNG – KORRUPTION – VERRAT! / DIE BLACK ROCK BETEILIGUNG!

Fabio De Masi @FabioDeMasi  20.7.25

THE SPECTATOR – Im März 2002 – kurz bevor der Westen eine greifbare Verhandlungslösung im Ukraine-Konflikt torpedierte, sagte der ukrainische Präsident Selenskyj dem Economist: „Es gibt Menschen im Westen, denen ein langer Krieg nichts ausmacht, weil er Russland erschöpfen würde, selbst wenn dies den Untergang der Ukraine bedeuten und mit dem Tod ukrainischer Bürger einhergehen würde. Dies liegt definitiv im Interesse einiger Länder.“

Nun zeichnet sich ab, dass Selenskyj seine Schuldigkeit getan hat.

Der konservative britische Spectator berichtet über dramatische Machtkämpfe in der Ukraine. Selenskyj wird innenpolitisch bereits mit Putin verglichen.

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THEO VAN GOGH: EINE KINGS COLLEGE LONDON DEBATE / STRATEGISCH FEDERFÜHREND IM UKRAINE KRIEG SIND NICHT DIE USA – SONDERN MI6  UND KEIR STARMER GB

 Hat der Westen Russland provoziert?

Tony Brenton argumentiert, dass es so war, und Lawrence Freedman argumentiert, dass es nicht

Artillerie Row  Von Edward Skidelsky, Tony Brenton und Lawrence Freedman 26 Juni, 2025

O2 Juni Komitee für akademische Freiheit hielt eine Debatte im King’s College London über die Frage: „Die Ukraine war Russlands Invasion, die von der westlichen Außenpolitik provoziert wurde“. Dies war fast die erste Diskussion dieser Art, die an einer britischen Universität stattgefunden hat – eine außergewöhnliche Tatsache, wenn man die Bedeutung des Themas bedenkt. Noch außergewöhnlicher ist die Tatsache, dass diese lange Zeit nicht auf politischen Druck oder ein gesetzliches Verbot zurückzuführen ist, sondern auf eine einfache Entschlossenheit aller Beteiligten, das Thema zu vermeiden. Es ist ein markantes Beispiel für das, was der Soziologe Steven Lukes “Agenalmacht” nannte: die Macht, Fragen im Voraus zu klären, indem man sie vom Tisch schiebt.

An der Debatte nahmen vier angesehene Beobachter Russlands und der Ukraine teil: Tony Brenton, Lawence Freedman, Robert Skidelsky und John Lough. Der Vorsitzende war Direktor des Chatham House Bronwen Maddox.

Edward Skidelsky

Tony Brenton

Sir Tony Brenton war 2004-2008 britischer Botschafter in Russland.

Vielen Dank an alle, dass sie gekommen sind, um ein Thema zu diskutieren, das hier in den letzten drei Jahren ziemlich tabu war: Was denken die Russen eigentlich darüber, was los ist?

Es ist auffallend, dass ich Freunde, Journalisten und Professoren habe, die fast abgesagt wurden, weil sie vorgeschlagen haben, einen Artikel oder ein Buch zu schreiben, das diese Frage untersucht. Daher freue ich mich, versuchen zu können, Sie davon zu überzeugen, dass es sehr gute Gründe gibt, zu glauben, dass die Russen provoziert wurden, das zu tun, was sie tun.

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THEO VAN GOGH ENDSPIEL! Ghiblifizierung ! ALLE NEUE KUNST  GEHÖRT JETZT DER MASCHINE. KEIN PROBLEM, AUSSER: WER BEZAHLTDIE FRÜHER ORIGINÄREN KÜNSTLER?

Heft 914, Juli 2025 MERKUR

Vergemeinschaftung des Stils? – Werkherrschaft im Zeitalter Künstlicher Intelligenzvon Johannes Franzen

»Miyazaki würde euch Loser hassen«

Ein Konflikt, der die moderne Kulturgeschichte stark geprägt hat, dreht sich um die Frage des ästhetischen Eigentums: Wem gehört das Werk? Der Literaturwissenschaftler Heinrich Bosse hat für den Streitgegenstand dieses Konflikts in den 1980er Jahren den Begriff der »Werkherrschaft« etabliert. Erst die vor allem urheberrechtliche Kontrolle über das Werk, die sich im Verlauf des 18. Jahrhunderts entwickelt hatte, bildet demnach die Voraussetzung einer individuellen Autorschaft, die einen Herrschaftsanspruch auf das eigene Werk stellen kann.1 Der Geniegedanke legitimiert diesen Anspruch: Dem Schöpfer eines Werkes soll das Werk auch gehören. Der nichtautorisierte Nachdruck wurde in dieser Zeit umgedeutet – von einem Prozess der Vervielfältigung von Wissen und Kunst zu einem Eingriff in das Eigentumsrecht des Schöpfers. Es handelt sich um eine Vorstellung, die seitdem als kultureller Grundkonsens gilt, auch wenn in der konkreten Praxis der Publikation und Distribution von Kunstwerken natürlich ständig Konflikte über Eigentumsfragen ausgefochten wurden.

Seit einiger Zeit hat man den Eindruck, dieser Grundkonsens sei im Zeichen der digitalen Gegenwart aufgekündigt worden. Mitte März veröffentlichte die Firma OpenAI ein Update zu ihrem KI-Bildgenerator, der es unter anderem möglich machte, Bilder im Stil der Animationsfilme von Hayao Miyazaki (Prinzessin MononokeChihiros Reise ins Zauberland oder Mein Nachbar Totoro) zu erstellen, die für ihre Mischung aus liebenswert-idyllischer Bildsprache und der beunruhigend wuchernden Fantasie ihrer Märchenwelten bekannt sind.

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THEO VAN GOGH : DER DEZISIONIST – VON HITLER  BIS TRUMP

Im Grunde war Hitler Buddhist

Was und vor allem wie hat Carl Schmitt über seine Rolle im Januar 1933 erzählt? War er ein Steigbügelhalter der Nationalsozialisten?

 

Hitler war in Kabinettssitzungen besonders nett und ging auf alles ein und hat mal Popitz in irgendeinem Moment, wie sie so zusammen waren, mit ans Fenster genommen und hat ihm gesagt, ja, er hätte Mitleid mit jeder Kreatur. Im Grunde wäre er Buddhist. Und wir waren alle beeindruckt irgendwie.

 

Von Carl Schmitt

 

Ich versuche jetzt, die Frage zu beantworten: “Warum haben Sie bei Hitler mitgemacht?” Eine sehr naheliegende Frage, die ich als Frage anerkenne, sonst würde ich sie nicht beantworten. Und das interessiert mich ja selber auch: Warum hab ich eigentlich mitgemacht? Wenn man sich das erst nach einem Jahr Mitmachen und dann nach zwei Jahren Mitmachen, dann schließlich nach zehn Jahren, und jetzt sind es ja dreißig Jahre, vierzig beinahe, selber fragt: “Warum hast du mitgemacht?”

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THEO VAN GOGH: SEINE MAJESTÄT ROBERT HABECK !- EINE AFFAIRE IN DER SIGNATUR DIESER ZEIT!

Der Blick hinter die „Schwachkopf-Affäre“

Von Dennis Riehle

Wie ein Dokumentarfilm den Kampf um unsere Meinungsfreiheit auf die Alltagsebene hebt! Kommentar und Rezension von Dennis Riehle zum Film „Schwachkopf-Affäre“ (Tale of a Meme)

Es gibt eine Reihe von Vokabeln, die nutzen wir manchmal gar inflationär, ohne damit irgendeine abschätzige Intention zu verbinden. Wie häufig kam mir schon das Wort „Schwachkopf“ über die Lippen. Doch bis zu dem Augenblick, als Robert Habeck einen Strafantrag stellte, weil ihn ein bayerischer Mitbürger in einem Meme mit der entsprechenden Bezeichnung versehen und dieses über die neuen Medien verbreitet hatte, wäre ich nie auf die Idee gekommen, dass man sich für eine solche flapsige Aussage im Zweifel vor Gericht wiederfinden kann. Wie sehr muss es also den vermeintlichen „Täter“ getroffen haben, als er durch eine Hausdurchsuchung in der gesamten Republik bekannt wurde, hatte er doch lediglich scharfzüngige Kritik am Wirtschaftsminister a.D. geübt, bei dem es nun wahrlich zahlreiche Gründe gab, ihn für seine Politik und sein Auftreten auf die Schippe zu nehmen. Denn normalerweise sollte man davon ausgehen, dass eine wehrhafte Demokratie – in Legitimität eines zweifelsohne zugespitzten Ausdrucks von Missachtung gegenüber den Mächtigen – mit solcher Geringschätzung auf argumentativer Ebene statt mit Strafen, Drangsal und Pranger umgeht, steht doch angeblich auch in unserer Verfassung irgendetwas von dieser sogenannten Meinungs- oder Kunstfreiheit.

Praktisch über Nacht veränderte sich das Dasein gleich mehrerer Personen, die allerdings nicht aufgaben, als sie mit staatlicher Repression überzogen wurden.

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GENESIS UND PRIMITIVITÄT DER „ANTISEMITISMUS-KEULE!“ – „Die größte Tragödie ist, wenn ein „Auserwähltes Volk auf ein sog. „Herrenvolk“ trifft – Begegnungen und Kongruenzen“

 

Usurpatorischer Monotheismus und Weltexentrisches Handeln 

Eckhard Nordhofen aus: MERKUR 53, – 605/606  1999)

(…….) “Noch in einem anderen Punkt liefert Hitler das eindrucksvolle Beispiel einer singularistischen Paranoia.

Es ist erstaunlich, daß der seinerseits singuläre Erforschungseifer, welcher dem Nationalsozialismus und seinem Führer zuströmt, den kryptotheologischen Hintergrund der Vorstellungswelt Hitlers nur wenig beachtet hat.1

Alle möglichen Gründe für den Antisemitismus−ökonomische, psychologische, biographische und verirrte biologische − hat man gehört, doch das zentrale Motiv des Antisemitismus wird kaum erforscht − vielleicht sogar aus singularistischen Gründen?

Seit dem Historikerstreit gilt die Singularität des größten antisemitischen Exzesses des »Holocaust« als ausgemacht. Hitlers Singularität genießt höchsten moralischen Schutz.

Der Holocaust ist die Untat schlechthin, das unerklärbar Böse.  

Wer erklären will, steht unter dem Verdacht, die Bosheit dieses Bösen mindern, durch Vergleiche relativieren oder gar entschuldigen zu wollen.  

Er paktiert selbst mit dem Bösen. Wer zur Erklärung von Auschwitz etwas beitragen will, rührt an ein Tabu.  

Das Risiko verschärft sich noch dramatisch, wenn die Erklärung die Vermutung diskutiert, Opfer und Täter stünden in einem  singularistischen Verstrickungszusammenhang.

 

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THEO VAN GOGH LOOKING GLASS: „EIGENTUM IST DIEBSTAHL!“( Pierre-Joseph Proudhon)

Unsicheres Eigentum

Magnus Klaue geht der Frage nach, worin die Wege der historischen Provenienzforschung vom »Material Turn« der Kulturwissenschaften abweichen.

Seit das bürgerliche Eigentumsverhältnis sich als Form der konstitutiven Zurechenbarkeit von materiellen und immateriellen Gütern zu natürlichen oder nicht natürlichen Personen universalisiert hat, stellt sich die gesamte menschengemachte wie auch die nicht menschengemachte Objektwelt als eine unendliche Sammlung zurechenbaren oder auch nicht zurechenbaren, mithin herrenlosen, Eigentums dar.

Die Tragweite dieser Tatsache – dass nämlich das Eigentumsverhältnis auch dort, wo es sich realgesellschaftlich noch nicht vollständig durchgesetzt hat, alles und jeden umspannt und affiziert, weil es keine jeweils partikulare Vergesellschaftungsform, sondern eine Totalität ist –, wird von manchen, die es verteidigen, ebenso missverstanden wie von vielen, die es abschaffen wollen.

Die »Vergesellschaftung von Wohnraum« etwa, seine Überführung vom Eigentum des Inhabers bzw. Vermieters in kommunales Eigentum oder in Gemeindewohnungen, bedeutet weder, dass er seinem bisherigen Eigentümer »geraubt« würde, noch, dass das, worüber zuvor eine oder mehrere Einzelpersonen verfügten, nun plötzlich virtuell »allen« gehörte. Vielmehr geht das Eigentum (inklusive erforderlicher Neubestimmungen des Rechtsverhältnisses, Entschädigungen, Kompensationen) von einer seiner Formen in eine andere über, bleibt aber Eigentum.

Erst recht unsinnig sind frühsozialistisch-utopisch anmutende Hippie-Maximen wie die, dass die Luft, der Himmel, die Liebe oder das Glück allen gehören würden, weshalb der Versuch, sie ins Eigentum Einzelner oder Weniger zu überführen, inhuman sei. Man muss kein Weltraumforscher, Militärstratege oder politischer Geograph sein, um zu wissen, dass längst auch der Himmel, das All und die fünf Elemente global erschlossen, kartographiert, aufgeteilt und der Eigentumsform subsumiert sind.

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