BUTLER’S JARGON

Warum ist es eine Schlammschlacht, wenn man nachfragt, weswegen eine  sprachbewußte Philosophin, wie Judith Butler,  Organisationen  wie die HAMAS und HISBOLLAH

“links  deskriptiv ” zuordnet?

Warum fragt die Linke nicht, was links daran ist?

Wenn linken Frauen in Deutschland die Rechte der Frauen so nachrangig sind, wie das bei der HAMAS und HISBOLLAH üblich ist, – und wenn der erklärte Wille dieser Organisationen die Vernichtung Israels ist  – und auch das die linken Frauen nicht stört, dann wird auch eine Gnade anderer Götter nicht reichen.

Halina Bendkowski

 

„Fangen wir an, miteinander zu sprechen“! – so Titel und Motiv des Butler’schen Vorstellungstextes für ihre bevorstehende Reise nach Deutschland in der Frankfurter Rundschau. – Mal ganz abgesehen davon, daß Adorno bei einem derartigen kumpelhaften Satz schon zusammen gezuckt wäre: wen eigentlich meint sie? Und was?

Denkt sie etwa, heute würde zu wenig geredet? Geht es um den leeren Appell an das kommunikativ allgegenwärtige plumpe „WIR“?

Ist nicht eine Debatte mit begründeten Fragen und Hinweisen längst virulent? Will sie nun endlich ohne Umschweife sich dazu äußern?

Mit Kramer vom Zentralrat der Juden in Deutschland will sie jedenfalls nicht sprechen. Den blockiert sie wenig scheinsouverän mit der Denunziation, dieser habe sie „denunziert“.

Wodurch diese Redefreudige sich im nächsten Satz schon von jeglicher Auskunftspflicht für dispensiert erklärt:

„Es „finden sich eigentlich keine  Gründe (…) warum Einspruch gegen mich erhoben wird. Deswegen bin ich auch nicht in der Lage, auf direktem Wege zu antworten“.

Ende der Durchsage – aber leider noch kein Schluß.

Sondern nun ein merkwürdiger Textbau, bei dem man nicht immer genau erkennen kann, wo Butler O-Text redet, wann die FR spricht. Das Gesamtkonglomerat aber in lässiger Übereinkunft „Essay“ genannt wird.

Der enthält stereotype Phrasen und Hohlheiten aus dem Reservoir der berüchtigten  „gehobenen Sprache“ eines Jargons der Eigentlichkeit.

Unverzichtbar darunter der bekannte Hammer:  „Jede Kritik an Israel (wird) als Täuschung verdächtigt“ – obwohl doch contra Butler von Hamas und Hizbollah die Rede war.

Wovon Butler, die das wohl gehört hat, aber wenig wissen will:

„Solange es keine Argumente gibt (…) bleibt mir nichts anderes übrig“ als  (….) „diese Denunziation zu analysieren“.

Vorzugsweise derart, indem sie nun einen umständlich langen Faden spinnt,  eine Aufzählung von Tatsachen,, die niemand erwähnt oder gar bestritten hat:

„Rechtsgerichtete Extremisten im EU Parlament“, „Nazis in Griechenland“ , die „NPD in Deutschland, und weiter mit der „Kritik des Eurozentrismus“, schließlich mit anklagenden Hinweisen auf die Lage von „Einwanderern aus der Türkei, dem Nahen Osten und Afrika“.

Wer von ihren Kritikern hat gegen die Opfer von Nazis oder die Migranten aus dem Maghreb gesprochen ? Die Butler hier umständlich zum Thema macht, um so allen präzise gestellten Fragen auszuweichen. Sie präsentiert sich als Opfer wie die Genannten, die sie sich hier unter den eigenen argumentativen  Nagel reißt – und sie wurde denunziert. Butler möchte sich so selber zum Thema machen.

Weshalb eigentlich soll die triftige Frage an Butler, die einem Hasan Nasrallah und anderen erklärten Feinden der  Demokratie wie der Frauen  „emanzipatorische“ Qualitäten unterstellt, eine „Schlammschlacht“ bedeuten?

Bequem ihr auch die folgende vorwurfsvolle Reden vom „jüdischen Nationalismus“,  – von dem nicht gesprochen werden dürfe, obwohl keiner das verlangt hat, – während es doch existentiell zu Tag und Stunde um das Überleben Israels geht, das der Hizbollah Partner Ahmadinejad als „Krebsgeschwür“ gerade eben wieder „auszulöschen“ fest versprochen hat.

In ihrer entsetzlichen Verlegenheit fällt ihr am Ende zu diesen Exterminatoren  nur ein, im Umgang mit diesen simpel das zu tun, was die israelische Armee ihrerseits betreibe:

„Ich vermute (!) einmal, daß selbst die israelische Armee versucht, die Organisationen einzuordnen“.

Vermutlich – aber dabei kaum zu den Butler’schen Ergebnissen kommt.

Wem das nun doch zu dünn ist, dem sagt sie:

„Darüber hinaus können beide Gruppierungen auch aus rein (!) akademischem Interesse betrachtet werden.“

Von argumentativer Not hilflos getrieben flüchtet sie sich zuletzt in tarnende Undeutlichkeit:

„Noch deutlicher: Ich habe weder Hamas noch Hizbullah jemals unterstützt“.

Was eigentlich ist – von Rechtspositivismus einmal ganz zu schweigen – der Fall, wenn eine renommierte Professorin auf der Bühne von Berkeley von sich gibt, sie bejahe judenfeindliche Terrororganisationen als „links“ und „emanzipatorisch“?

Die Hizbollah weiß das, auch ganz unakademisch, sicherlich als herausragende Unterstützungsleistung zu würdigen.

So schäbig wie argumentativ krumm fügt sie straferschwerend zur Frage des wirtschaftlichen Boykotts Israels noch hinzu:

„Habe mich bereits  deutlich erklärt, ich unterstütze die „Initiative ‚Boycott, Divestment and Sanction‘“ (BDS) – „aber nicht ohne Vorbehalte“. So deutlich wie undeutlich.

Butler unterstützt zwar andauernd und explizit  – will aber von ihrer eigenen Unterstützung nichts hören.

Man versuche auch einmal, eine dekonstruktionistische Diskurstheoretikerin auf eine Aussage festzunageln!

Butler, die keine fixen Rollendispositive mehr mag  und von keiner Essentialität etwas wissen will, entblödet sich jedoch nicht, am Ende ihrer FR Erklärung albern – feixend aus der Affaire sich zu ziehen zu wollen, wenn sie auf einen offenbar ontologischen Judencharakter zu sprechen kommt:

„Vielleicht wäre zu lernen, daß Juden einfach komplizierte Menschen sind“.

Affirmation als politische Strategie

Erklärtermaßen sind Butler sämtliche tradierten Rollen, die Sitten wie Gebräuche und ihre Kulturen sehr zuwider.  Der Mentor Brumlik wird ihr zustimmen, außer wenn es etwa um Beschneidung geht.

Die angeblich von Butler originär geschöpfte Fiktion einer partikularistischen “Vielheit” fluider Rollenmuster, stammt nicht von ihr, sondern gehört als kulturwissenschaftliche Idee zu den Theorien der artistischen Rollenauflösung, wie sie seit den 6oer Jahren in Deutschland zum festen Repertoire von Bazon Brock et.al. gehören. (Siehe „Revolution des JA“, Affirmation als politische Strategie, Melzer Verlag).

Was damals in recht primitiver Vorstellungswelt  noch weit jenseits der Virtualität netzfundierter Lebenswelten gedacht wurde, muß heute von Butler nicht neu erfunden, sondern einfach aus der Wirklichkeit simulativen Scheins der warenproduzierenden Systeme abgeschrieben werden.

Eine vollends verflüssigte Rest-Individualität, deren bits + pieces letztlich auf stochastisch-biologischen Regelkreissystemen fundiert sind,  – hoch fluid entweder umwelt- oder zufallsbedingten Inputs unterworfen – deren  intentionale Balance am Ende logarithmisch gesteuert ist.

Menschen wie Module. Wie die Flüssigkeitskristalle der Tablets ohne persönliche Erinnerung, entleert von aller geschichtlichen Tiefenschärfe, um jeden Tag aufs vermeintlich Neue zur Textur eines  Menschenbilds gemixt zu werden, das aus der vorgegebenen Roulette entspringt.  Scheinbar nur zufällig.

Als das bare Gegenteil von „Indvidualität in Vielheit und Pluralität“. Körper nur noch, deren fetischisiert besetzte Leiblichkeit dem beeinflußbaren Zustand von somatischem Wohlbefinden überantwortet wird.

Eines Theodor W. Adorno Preises bedarf das allerdings nicht.

http://www.fr-online.de/kultur/judith-butler-fangen-wir-an–miteinander-zu-sprechen,1472786,17019694.html