Beständige Unsicherheiten & Grenzenlose Beschwörungen

No borders  !?/ Nationalstaat im vitalen Trend !

Ein Blick auf die globale Wirklichkeit der Nachkriegszeit: die Zahl der Nationalstaaten, gleichgesetzt mit UN-Mitgliedstaaten, hat rapide zugenommen: 51 im Jahre 1945  – 193 im Jahr 2014. Allein zwischen 1990 und 2014 sind 34 Staaten dazugekommen.

Dort hingegen, wo Nationalstaaten zusammengebrochen sind,  herrschen Bürgerkriege und Chaos. Die Alternative zum Nationalstaat ist nicht der ‚Weltbürgerstaat‘ sondern empirisch konstatierbar: der ‚failed state“.

 

No borderline !? – Grenzenlos !?

Die moderne Grenzforschung spricht heute weniger von borders als von bordering.  Grenzen sind keine statischen Gebilde, waren es auch nicht, sondern flexible Prozesse und heute sind sie dies mehr denn je.

Tatsächlich geht es in modernen Grenzregimes im gleichen Maße um die Beherrschung von zirkulierenden Strömen wie um die Sicherung fester Grenzen. Weltweit gibt es zur Zeit etwa 20 000 km schwerbefestigte Grenzanlagen – das ist der halbe Erdumfang (Dan Diner/Hagen – Borders –  Oxford 2013, S. 56-58)

Ideologisierte linke Sekten irren, wie Michael Walzer  lapidar beschreibt: „Die Grenzen des Staates niederreißen“ heiße nicht etwa , eine grenzenlose Welt zu schaffen, „sondern vielmehr tausend kleine Festungen zu errichten“ (Walzer, Sphären der Gerechtigkeit, Frankfurt 2006, S. 92)

 

No borderline außen !? – Innen Gated Communities !?

Grenzen schaffen Sicherheit. – Jeder der einmal versuchen würde das Sendegebäude am Mainzer Lerchesberg oder das Justizministerium in München oder die neue teure Wertanlage-Immobilie von medco international – gleich neben Draghis EZB in Frankfurt – einfach mal so am Pförtner vorbei zu betreten, als handele es sich um die rumänisch-ungarische Grenze, dem würden sehr schnell Grenzen aufgezeigt.  Die politischen und medialen Propagandisten der Grenzenlosigkeit wissen die Grenzen ihrer Lebensräume gut zu schützen.  Franziska und Rudolf Augstein und Heribert Prantls leben so und bestens abgesichert, während ihnen gegenüber allen anderen jede Begrenzung überflüssig erscheint.

Offene Landesgrenzen bringen privilegierte Schutzzonen im Binnenraum hervor, Gated Communities für die, die sie sich leisten können. Und auch die, die es sich nicht leisten können, ziehen Grenzen.

Es entstehen no-go-Areas und Parallelgesellschaften, die nicht mit Mauern umgeben und von Sicherheitspersonal bewacht werden, aber dennoch klar markiert und für die „Anderen“ nicht begehbar sind. (Dan Diner/Hagen, Borders, Oxford 2013, S. 56 – 9)

Mehr: www.mesop.de