Zur Ausbreitung der Partizipialmonster / Save the mother tongue

Der Gebrauch des Begriffs „Studierende” verdankt seine Einführung dem Sprachfeminismus, der gern von „geschlechtergerechter Sprache” spricht und der sich an dem Begriff „Studenten” stieß, weil hierin das weibliche Geschlecht nicht zum Ausdruck kommt. Wesentliche Forderung der feministischen Linguistik ist, Frauen nicht nur mitzumeinen, sondern ausdrücklich zu erwähnen.

So kommt es dann zur Doppelnennung, worin sich besonders unsere Politiker gefallen. Die Doppelnennung findet allerdings ihre ideologischen Grenzen, denn von einer Warnung vor Taschendiebinnen und Taschendieben wird man wohl nichts hören, von SpekulantInnen war noch nie die Rede oder von AusbeuterInnen.

Inkonsequent ist doch aber auch das Ausweichen auf den Begriff Studierende. Denn auch hier wird das weibliche Geschlecht nicht ausdrücklich genannt. Abgesehen davon, daß Studenten und Studierende nicht dasselbe sind, sträubt sich auch die Sprachästhetik bei den Komposita, den Wortzusammensetzungen (Fußgängerinnen-und-Fußgänger-Überweg, vom Studierendenausweis bis zum Studierendenfutter) und mehr noch bei der Koppelung zweier Funktionen (Schülervertreter). Es dürfte konsequenterweise auch keine Dozenten mehr geben, keine Wanderer, Spaziergänger, Marktforscher, Bäcker oder Mitarbeiter. Daß es hier einen Unterschied gibt, zeigt beispielsweise, daß ein Mitarbeitender kein Angestellter oder ein Backender logisch kein Bäcker sein muß.

Alle die sprachlichen Verrenkungen beruhen auf der Gleichsetzung der biologischen Geschlechtlichkeit (Sexus) mit dem grammatischen Geschlecht (Genus): Es gibt aber nur zwei Geschlechter, in der deutschen Sprache jedoch drei Genera (Maskulinum, Femininum, Neutrum), zum anderen wird auch Ungeschlechtlichem ein grammatisches Geschlecht zugeordnet (der Löffel, die Gabel).

Hier einige Beispiele aus neueren Dissertationen und Habilitationsschriften im Bereich Lehren und Lernen von Fremdsprachen zur Betonung der Zweigeschlechtlichkeit der Menschheit in Dortmund:

Schulforscherinnen, Fachdidaktikerinnen, Schülerinnen, Lehrkraft-SchülerInnen-Interaktion, Biographieträgerinnen, Direktorinnen, BerufsanfängerInnen, Spitzenwissenschaftlerinnen, Studentinnenschaften, Französischlehrer/inne/n, des/der Autor/in/en/innen, der Name des/ der Autor/in/en/innen. Dazu kommen merkwürdige Trennungen: Schüle-rinnen (oft), Schülerin-nen, Schü-lerinnen.

Wie sollte man solche Wortungetüme zum Beispiel ins Englische übersetzen? ProblemschülerInnen = problem pupils of both sexes?

Mein Kommentar zur Problematik:

„Wohlwissend um die Diskussionen des Deutschen als Männersprache und die Kritik am androzentrisch (dieses Wort gibt es im Rechtschreib-Duden von 2006 noch nicht) interpretierten generischen Maskulinum, ebenso wohlwissend um die erschwerte Lesbarkeit eines Textes mit konsequent durchgehaltenem Splitting, zudem irritiert angesichts des Vorschlags feministischer Linguistinnen zur Einhaltung des ,Titanicprinzips` der Reihenfolge maskuliner und femininer Formen der Personenbezeichnung (in Anlehnung an den Rettungsruf ,Frauen und Kinder zuerst’: Samel 1995: 136), schicke ich folgendes voraus: In der deutschen Sprache stehen drei grammatische Genera zur Verfügung, Menschen unterscheidet man in der Regel nach zwei Geschlechtern.”