WOWEREIT FÖRDERT POLITISCHE ISLAMISTEN / MILLI GÖRUS ua.

“Höchst zwielichtige islamische Veranstalter” : Eine im Berliner Rathaus geplante “Islamwoche Berlin” gefällt nicht jedem in der SPD

Aufgrund eines Link-Hinweises auf die mit Unterstützung der Berliner Landesregierung geplante “Islamwoche” vom 19.-21.3.14 in Berlin hat der Politologe und Historiker Dr. Johannes Kandel (Ex-Referatsleiter “Interreligiöser Dialog” bei der Friedrich-Ebert-Stiftung, Autor von “Islamismus in Deutschland“, HERDER-Verlag 2011) seinem SPD-Genossen Klaus Wowereit, dem Reg. Bürgermeister der Stadt, einen Brief geschrieben. Kandel protestiert darin gegen die Zusammenarbeit des Regierenden bzw. seiner Senatskanzlei für den mit tatkräftiger Beteiligung reaktionärer Muslim-Verbände organisierten Veranstaltungsreigen.

Das Schreiben wird unten dokumentiert.

“Islamwoche Berlin”:
http://islamwoche-berlin.de/index.php/speakers
http://islamwoche-berlin.de/index.php/veranstalter
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Sehr geehrter Herr Regierender Bürgermeister, werter Genosse Wowereit,

mit großer Verwunderung und Befremden habe ich die Kooperation der Staatskanzlei für Kulturelle Angelegenheiten mit den Veranstaltern der diesjährigen Islamwoche zur Kenntnis genommen.

Es ist mir unerfindlich, warum die Berliner SPD ihre hilfreiche Hand darbietet, höchst zwielichtige islamische Veranstalter und muslimische Referenten nicht nur aufzuwerten, sondern sie geradezu mit staatlicher Kooperation noch adelt. Warum Sie, werter Genosse Wowereit, die Veranstaltung mit einem Grußwort beehren und Genosse Körting sich gar als Podiumsdiskutant einspannen lässt, ist mir unbegreiflich.

Entweder ist das die neue islampolitische Linie der SPD (was ich als Mitglied der Partei der Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität, der ich nunmehr seit 44 Jahren angehöre, noch nicht glauben mag) oder die Damen und Herren, die in der Staatskanzlei für die Vorbereitung der Veranstaltung verantwortlich waren, haben sich nicht über islamische Veranstalter und muslimische Referenten informiert. Sie hätten durchaus einmal bei der Abteilung Verfassungsschutz beim Innensenator nachfragen können und es wären ihnen gewisse Erkenntnisse nicht verschlossen geblieben.

Ich kann in diesem kurzen Schreiben nicht auf alle fragwürdigen Einzelheiten im Programm und im Blick auf die Referenten eingehen, nur so viel:

„Islamic Relief“ ist eine vom wahabitischen Saudi-Arabien finanzierte politische Propaganda- und Vorfeldorganisation, deren Ziel es offensichtlich ist, camoufliert durch „karitative“ Aktivitäten, die Agenda des wahabitischen Islam zu verbreiten. Es sollte Ihnen klar sein, was dies im Blick auf Menschenrechte und Demokratie bedeutet.

Ibrahim El-Zayat ist ein der Muslimbruderschaft nahestehender, bzw. ihr angehörender, Aktivist der „Islamischen Gemeinschaft in Deutschland“ (IGD), die vom Verfassungsschutz als Teil der Muslimbruderschaft zu Recht beobachtet wird. Sein Geschäftsgebaren, u.a. als Liegenschaftsverwalter islamischer Einrichtungen, war in der Vergangenheit häufig Gegenstand von Untersuchungen und Ermittlungen.

Mustafa Yoldas ist ein dem Scharia-Islam treu ergebener Funktionär der Islamischen Gemeinschaft Milli Görüs und hat dies in den letzten Jahren mit zahlreichen öffentlichen Auftritten und Publikationen unterstrichen. Er ist einer der schärfsten Kritiker von Professor Mouhanad Khorchide, einem bemerkenswerten islamischen Theologen aus Münster, der es gewagt hat, der islamistischen und konservativ-orthodoxen Islam Agenda der muslimischen Verbände eine alternative Islamkonzeption („Islam ist Barmherzigkeit“) entgegenzustellen. Dass der Hamburger Senat mit der Schura Hamburg, in der Yoldas eine führende Rolle einnimmt, einen Staatsvertrag geschlossen hat, ändert nichts an der islamistischen Grundorientierung von Yoldas und seinen Milli Görüs Freunden. Der Staatsvertrag hat sie nur leider weiter aufgewertet. An dieser Aufwertung beteiligt sich nun bedauerlicherweise auch die Führungsspitze der Berliner SPD. Ich bin mir aus eigener Erfahrung und Beobachtung sehr sicher, dass eine große Zahl (wahrscheinlich die Mehrheit) von Genossinnen und Genossen diesem Kurs nicht zustimmten, fragte man sie nur. Doch das wird sorgfältig vermieden.

Damit Sie mich nicht missverstehen: Ich bin nun wahrhaftig jemand, der sowohl für die staatliche als auch die kirchliche Ebene den interkulturellen und interreligiösen Dialog für unverzichtbar hält und habe mich seit vielen Jahren auf diesen Feldern engagiert (u.a. in dem „Gesprächskreis Sicherheit und Islamismus“ der Ersten Deutschen Islamkonferenz 2006-2009). Aber es befremdet mich, dass die Staatskanzlei und führende Vertreter der SPD nicht sorgfältig prüfen mit wem sie „Dialog“ betreiben. Die Islamwoche dient aus islamischer Sicht vor allem Propagandazwecken, was in dem „Missionskonzept“ des Islam („da’wa“) beschlossen ist. „Dialog“ und „Da’wa“ gehören nach islamischem Verständnis zusammen. Das wäre zunächst nicht anstößig, man muss es nur wissen. Problematisch und nicht akzeptabel ist aber, dass islamistisch und konservativ-orthodoxe muslimische Gruppierungen jede sich bietende „Dialog“-Gelegenheit nutzen, ihr Islamverständnis, das schwerlich mit der freiheitlich-demokratischen Grundordnung vereinbar ist, den nicht-muslimischen Dialogpartnern als demokratisch kompatibel zu verkaufen.

Ich lege Ihnen mein Buch über Islamismus bei, das eine Reihe von hilfreichen Hinweisen zu den bei der Islamwoche aktiven Veranstaltern und muslimischen Referenten enthält.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Johannes Kandel