Währungskrise führt zu Zusammenstößen in Teheran – Augenzeugen berichten
Iranische Linke + Demonstranten: „Haltet euch aus Syrien raus – denkt an uns!“
Veröffentlicht am 3. Oktober 2012 | RFE/RL, 3. Oktober 2012 – Am heutigen Tage ist es in Teheran zu Zusammenstößen zwischen der Polizei und Demonstranten gekommen. Unter den Demonstranten befanden sich auch Devisenhändler, die ihrer Wut über den ihrer Meinung nach von schlechter Wirtschaftspolitik und wirtschaftlichen Sanktionen hervorgerufenen Zusammenbruch des Rial Luft machten.
Augenzeugen berichten, dass die Polizei Tränengas und Schlagstöcke gegen die Demonstranten einsetzte. Staatliche iranische Nachrichtenagenturen berichten, dass mehrere Demonstranten verhaftet wurden.
Die Proteste stellen den ersten Ausbruch von Unruhen infolge des rapide sinkenden Kurses der iranischen Währung dar. Der Rial hat ca. ein Drittel seines Wertes der Vorwoche verloren und ein Rekordtief erreicht. Auf Amateurvideos, die bei dem heutigen Protest in Teheran aufgenommen worden sein sollen, ist zu sehen, wie hunderte Menschen im Zentrum der Stadt zu Fuß unterwegs sind. RFE/RL konnte die Authentizität der Videos nicht vollständig verifizieren. In diesem mit einem Mobiltelefon aufgenommenen Video protestieren Demonstranten offenbar gegen die Unterstützung der iranischen Regierung für das syrische Regime.
“Lasst Syrien in Ruhe, denkt an uns” rufen sie.
In diesem Video rufen Demonstranten die Teheraner Basaris zur Unterstützung auf: “Stolze Basaris, unterstützt uns!”. Außerdem verlangen sie die Schließung der Läden und Geschäfte: “Schließen, schließen!”
Die oppositionelle Webseite Kalemeh berichtet, dass unter anderem Parolen wie “Tod Syrien”, “Tod dem Diktator”, “Allah-u Akbar” und “Halbiert den Dollar” zu hören gewesen seien.
Einige Parolen sollen sich auch gegen Präsident Mahmoud Ahmadinejad gerichtet haben, dem massives wirtschaftliches Missmanagement und ineffizientes Krisenmanagement vorgeworfen werden. Ahmadinejad hatte am 2. Oktober erklärt, die Entwertung des Rial habe seine Ursache zum Teil in den Sanktionen, mit denen Iran wegen seines sensiblen Atomprogramms belegt ist. Der rapide Wertverlust des Rial versetzt viele Iraner in Angst und Sorge. Ein Kaufmann aus Teheran berichtete gegenüber RFE/RL, viele Menschen hätten Angst vor der Zukunft: “Jeder hat Angst und macht sich große Sorgen. Ich kann sagen, dass alle sehr verunsichert sind. Natürlich überschattet diese Atmosphäre Iran schon seit langer Zeit”, sagte er. “Niemand weiß, was nächste Woche passieren wird. Die Situation wird sehr ernst. Man sieht niemanden mehr lächeln.”