Türkei Die Millionen von Erdogans Sohn / Bilals Türgev Stiftung

Von Frank Nordhausen – Berliner Zeitung – 27-12-2013 – Bilal Erdogan ist zwar erst Anfang 30, aber schon ein wichtiger Mann in der Türkei. Er sitzt im Vorstand der mächtigen Türgev-Stiftung, gegen die nun wegen angeblicher Schmiergeldzahlungen ermittelt wird. Sein Vater ist überzeugt, dass die Vorwürfe in Wahrheit auf ihn zielten.

Auf dem Titel vieler türkischer Oppositionszeitungen prangte am Freitag das Foto von Necmettin Bilal Erdogan. Die Istanbuler Staatsanwaltschaft hatte den 32-jährigen Sohn von Premier Recep Tayyip Erdogan zuvor im Zuge der Ermittlungen zum Korruptionsskandal zur Vernehmung einbestellt. Doch die neu eingesetzte Polizeiführung weigerte sich, in seinem und in 30 weiteren Fällen die Anordnung auszuführen. Um den Sohn des Premiers zu schützen?

Er ist der prominenteste Beschuldigte der Ermittlungen, die das Land erschüttern. Es geht um dubiose Vorgänge in einer Stiftung namens Türgev, deren Mitbegründer er ist. Sie soll öffentliches Land im Innenstadtbezirk Fatih im Wert von einer Milliarde Dollar für weniger als die Hälfte erworben und dafür rund drei Millionen Dollar Schmiergeld bezahlt haben. Gegen den Bezirksbürgermeister, der wie Bilal, seine Schwester Esra und weitere Mitglieder der Erdogan-Familie im Stiftungsvorstand sitzt, wird wegen Bestechlichkeit ermittelt. Man verfolge seinen Sohn, ziele aber in Wahrheit auf ihn, behauptete unterdessen der Premier, ohne auf die Vorwürfe selbst einzugehen. Türgev sei ein integres Unternehmen, das Hostels für Studenten baue und Stipendien ausreiche.

Auch in der Vergangenheit reagierte der aus kleinen Verhältnissen stammende Vater auf Fragen nach dem märchenhaften Reichtum seiner Familie stets bissig. So versuchte er, Bilals Millionen mit Hochzeitsgeschenken zu erklären. Der Zweitgeborene hat sich nie öffentlich dazu geäußert. Während sein älterer Bruder Burak mittlerweile sein sechstes Containerschiff besitzt, hat Bilal im Frühjahr zusammen mit Onkel Mustafa Erdogan ebenfalls eine Reederfirma und ein Bauunternehmen gegründet. Bilal hat zwei Söhne mit seiner Frau Reyya, die er vor zehn Jahren heiratete, sie war gerade 17. Er studierte in Harvard. In diesem Jahr machte er von sich reden, als er den Militärputsch in Ägypten dem Westen anlastete: „Westliche Zivilisation ist auf Blut und dem Leiden der anderen aufgebaut“, schrieb er auf Twitter.

Türkische Medien berichten, dass ein Maulwurf in der Justiz Bilal Erdogan davor gewarnt habe, dass sein Telefon abgehört werde. Deshalb wohl habe seine Stiftung den bereits genehmigten Antrag, ein Hostel auf geschütztem Ausgrabungsland zu errichten, überraschend zurückgezogen. Volltext: http://www.berliner-zeitung.de/politik/tuerkei-die-millionen-von-erdogans-sohn,10808018,25738470.html