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Nach Huthi-Angriffen : Frachtmenge im Roten Meer fällt dramatisch

  • Aktualisiert am 11.01.2024-09:34 FAZ

Die Anzahl verschiffter Container ist um mehr als die Hälfte zurückgegangen, errechnen Fachleute. Das hat auch Folgen für den Welthandel insgesamt.

Nach wiederholten Angriffen der Huthi-Rebellen auf Frachtschiffe im Roten Meer ist die Menge der dort transportierten Container eingebrochen. Die Anzahl verschiffter Container sei im Dezember um mehr als die Hälfte zurückgegangen, wie Fachleute des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) mitteilten, die dies nachgerechnet haben. Aktuell betrage das Volumen nur rund 200.000 Container pro Tag. Noch im November waren es rund 500.000.

„Die Umleitung von Schiffen aufgrund der Angriffe im Roten Meer um das Kap der Guten Hoffnung in Afrika führt dazu, dass sich die Zeit für den Transport von Waren zwischen den asiatischen Produktionszentren und den europäischen Verbrauchern deutlich um bis zu 20 Tage verlängert“, sagte der Direktor des Forschungszentrums Handelspolitik, Julian Hinz. „Dies zeigt sich auch in den rückläufigen Handelszahlen für Deutschland und die EU, da transportierte Waren nun noch auf See sind und nicht wie geplant bereits in den Häfen gelöscht wurden.“

Schwächerer Welthandel

Der Welthandel ist den Berechnungen zufolge von November auf Dezember preis- und saisonbereinigt um 1,3 Prozent zurückgegangen. Für die EU wird sowohl bei den Exporten (minus 2 Prozent) als auch bei den Importen (minus 3,1 Prozent) ein Minus vorausgesagt. Auch im Außenhandel Deutschlands hält demnach die Schwächephase an: Exporte (minus 1,9 Prozent) und Importe (minus 1,8 Prozent) gingen abermals zurück. Chinas Handel wächst gegen den Trend: Exporte (plus 1,3 Prozent) und Importe (plus 3,1 Prozent) zeigen nach oben. „Ein Grund dafür dürfte im bevorstehenden chinesischen Neujahrsfest liegen, das die Handelsumsätze nach oben treibt“, hieß es.

Statt durch das Rote Meer fahren die Schiffe nun um Afrika und das Kap der Guten Hoffnung. Der Umweg nimmt den Angaben nach sieben bis 20 Tage in Anspruch. Die verlängerte Fahrzeit hat die Frachtraten deutlich erhöht: Der Transport eines 40-Fuß-Standardcontainers zwischen China und Nordeuropa koste aktuell mehr als 4000 Dollar, nach rund 1500 Dollar im November. Der aktuelle Preis ist allerdings noch weit entfernt von den Ausschlägen während der Corona-Pandemie, als der Transport eines Containers auf dieser Route bis zu 14.000 Dollar kostete.

„Entsprechend sind trotz merklichem Anstieg der Transportkosten keine spürbaren Folgen für die Verbraucherpreise in Europa zu erwarten, zumal der Anteil der Frachtkosten am Warenwert hochpreisiger Artikel etwa im Bereich Consumer-Elektronik nur im Promillebereich liegt“, sagte IfW-Experte Hinz. Die Situation sei nicht mit dem Umfeld während des Evergiven-Unglücks im Suezkanal und der Pandemie vergleichbar, als Lockdowns zu einem Einbruch des Warenangebots führten und gleichzeitig die Nachfrage in Europa nach oben schnellte. „Außer einer aktuell etwas längeren Lieferzeit für Produkte aus Fernost und erhöhten Frachtkosten, auf die sich das Containerschiffnetzwerk schnell einstellen dürfte, sind keine negativen Folgen für den weltweiten Handel zu erwarten“, sagte Hinz.