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Richard Edelman Trust Barometer : Deutsche fürchten Wohlstandsverlust und gesellschaftliche Spaltung

Kluft: Die Menschen in Deutschland fürchten die gesellschaftliche Spaltung : Einer Umfrage zufolge sinken nicht nur in Deutschland die Akzeptanz für Andersdenkende und die Sorge vor gesellschaftlichem Abstieg. Hoffnungen ruhen auf der Wirtschaft.

Viele Deutsche haben nach den schwierigen Jahren mit Pandemie und Folgen des Krieges in der Ukraine nur noch wenig Hoffnung für ihre wirtschaftliche Zukunft. Einer aktuellen Umfrage zufolge glaubt nur noch gut jeder Siebte (15 Prozent), dass es ihm und seiner Familie in den kommenden fünf Jahren besser gehen wird als heute.

Wie aus dem am Donnerstag vorgestellten „Trust Barometer“ für Deutschland hervorgeht, ist das ein Rückgang gegenüber dem Vorjahr um sieben Punkte. Nur in Japan (9 Prozent) und Frankreich (12) sind die Menschen noch pessimistischer. In 24 der 28 untersuchten Länder schrauben die Befragten ihre Erwartungen runter. Am größten ist das Vertrauen in persönlichen Wohlstandsgewinn noch in Kenia (80 Prozent), vor Indonesien und Indien (beide 73).

Das Trust Barometer ist eine Umfrage im Auftrag der amerikanischen Kommunikationsberatung Edelman, die zum mittlerweile 23. Mal durchgeführt wurde. Dafür wurden im vergangenen November rund 32.000 Personen in 28 Ländern in halbstündigen Online-Interviews befragt. In Deutschland nahmen 1150 Personen teil. Abgefragt wird das Vertrauen in die Institutionen Politik, Wirtschaft, Medien und Nichtregierungsorganisationen. In der jüngsten Befragung schaffte es einzig die Wirtschaft auf einen Vertrauenswert von 50 Prozent. Politik und Medien kamen auf 47 Prozent, die zivilgesellschaftlichen Organisationen legten leicht auf 41 Prozent zu.

In jeder Befragung gibt es einen aktuellen Schwerpunkt. Dieses Mal drehten sich die zusätzlichen Fragen um die Polarisierung der Gesellschaft. In Deutschland glauben zwei Drittel der Befragten, dass das Land gespaltener ist als in der Vergangenheit. Die Studienautoren sehen Deutschland neben anderen westeuropäischen Ländern wie Großbritannien, Frankreich oder den Niederlanden an einem Scheideweg in der Frage, ob die Spaltung noch überwindbar ist. In den USA, vielen Ländern Lateinamerikas, aber auch Spanien und Schweden sei dies schon nicht mehr der Fall, weil sich die gesellschaftlichen Fronten stark verhärtet hätten. „Länder, deren Bevölkerung ihr Land als polarisiert ansieht, setzen weniger Vertrauen in Institutionen, was wiederum die Polarisierung verstärkt“, sagt Christiane Schulz. Die Deutschlandchefin von Edelman spricht von einem Teufelskreis.

Andersdenkende Kollegen unerwünscht

In Zahlen bedeutet dies, dass rund 70 Prozent der Befragten in Deutschland sagen, dass der Mangel an gegenseitigem Respekt noch nie so groß gewesen sei wie derzeit. Fast zwei Drittel halten das soziale Gefüge für zu schwach als Grundlage für gemeinsame Ziele. Besonders markant: Rund drei Viertel der Menschen mit einer starken Meinung zu gesellschaftlichen Fragen würden Andersdenkenden weder Hilfe anbieten, noch diese als Nachbarn oder Arbeitskollegen akzeptieren.

Hohe Erwartungen haben die Befragten vor allem an die Führungskräfte aus der Wirtschaft, der Spaltung entgegenzuwirken. Es wird erwartet, dass die Topmanager Stellung beziehen zum Klimawandel, zur Energieknappheit und zum Wohlstandsgefälle – immerhin sorgen sich 80 Prozent der Arbeitnehmer um den Erhalt ihres Arbeitsplatzes und 69 Prozent macht die hohe Inflation zu schaffen. Auch deshalb erwarten acht von zehn Teilnehmern der Umfrage, dass die Unternehmen faire Löhne und Gehälter zahlen. Dass Mitarbeiter bei Bedarf umgeschult werden, fordern 73 Prozent und 69 Prozent erwarten, dass Unternehmen einen fairen Steueranteil leisten.