THEO VAN GOGH VORHERSAGEN & GARANTIEN = ALLE FASCHISTISCH – USA FASCHISTISCH – DER GROSSE KRIEG KOMMT MIT SICHERHEIT /DEUTSCHE MEDIEN & NEUESTE DEUTSCHE IDEOLOGIE
THEO VAN GOGH VORHERSAGEN & GARANTIEN = ALLE FASCHISTISCH – USA FASCHISTISCH – DER GROSSE KRIEG KOMMT MIT SICHERHEIT /DEUTSCHE MEDIEN & NEUESTE DEUTSCHE IDEOLOGIE
„Trump wie Putin seien schlichtweg „Faschisten“, dekretierte er: „Und wenn man Faschisten als Imperialisten begreift, dann macht das alles total Sinn; die regeln gerade die Welt unter sich auf.“ Das sei so wie damals bei den zerstrittenen Aldi-Brüdern, die ihr Unternehmen in Aldi-Süd und Aldi-Nord aufteilten.“
TV-Kritik „Maischberger“ : Noch vier Jahre bis zum großen Krieg – Von Oliver Jungen FAZ 20.03.2025
Eine seltene, existentielle Dringlichkeit ging vom zentralen Gespräch der Sendung „Maischberger“ aus. Ein ranghoher Militär und ein Militärexperte redeten den Deutschen so ruhig wie beängstigend ins Gewissen: Seid nicht unbesorgt! Jetzt zähle die Vorbereitung.
Was jetzt das Wichtigste sei, sagte Militärexperte Carlo Masala mit glaubhafter Überzeugung und guten Argumenten, das sei Tempo. Die Dekade, die es brauche, bis Europa wirklich verteidigungsbereit sei, die habe man nicht, sondern nur noch etwa vier Jahre. Da sei „Tempo angesagt“. Es wirkte, als habe diese Dringlichkeit bereits auf die Sendung von Sandra Maischberger ausgestrahlt, in der einem schwindlig werden konnte vor lauter grundlegenden Fragen zu Krieg und Frieden in Europa, zur Aufrüstung Deutschlands und zum Verhältnis zum eben noch wichtigsten Bündnispartner, den Vereinigten Staaten von Amerika, die hier im besten Falle als unverlässlich galten, im schlimmsten als „faschistisch“.
Tilo Jungs Faschismuskeule
Auch die Auswahl der Diskutanten war dem Ernst der Lage nicht wirklich angemessen. Die politische Allgemeinbildung des Showmasters Johannes B. Kerner in allen Ehren, blieb doch alles, was er beitrug, im Rahmen dessen, was informierte Zeitungsleser über das Telefonat von Trump mit Putin oder über die vermutlich bevorstehenden Sparanstrengung der Merz-Regierung mindestens wissen dürften. Noch viel enervierender freilich waren die großsprecherischen Luftblasen, mit denen der journalistische Podcaster Tilo Jung ein ums andere Mal um Aufmerksamkeit buhlte. Trump wie Putin seien schlichtweg „Faschisten“, dekretierte er: „Und wenn man Faschisten als Imperialisten begreift, dann macht das alles total Sinn; die regeln gerade die Welt unter sich auf.“ Das sei so wie damals bei den zerstrittenen Aldi-Brüdern, die ihr Unternehmen in Aldi-Süd und Aldi-Nord aufteilten.
Ähnlich niveaulos trötete Jung immer wieder steile Sätze („Die NATO ist jetzt tot“; „Hitler hat genau dasselbe gesagt“) in die Diskussionsrunde, zumal dann, wenn die Journalistin Kerstin Münstermann (Rheinische Post) sprach. Sie ging davon aus, dass Putins Machthunger mit einem partiellen Sieg in der Ukraine keineswegs gestillt sei. Und sie war es auch, die Tilo Jungs inflationär benutzte „Faschismus“-Vokabel zurückwies. Trump sei doch eher ein Geschäftsmann, der die westlichen Werte und die Demokratie nicht schätze, ein moralfreier Kapitalist also. So lässt sich seine Gefährlichkeit wohl tatsächlich besser greifen als mit einer naiven Naziparallele.
Sparen am Bürgergeld?
Einmal wurde es dann doch interessant in dieser bunt zusammengewürfelten Runde, nämlich bei der Frage, ob die von Friedrich Merz jüngst angedeutete Härte im Hinblick auf Bürgergeld, Heizungsgesetz und Migration richtig sei. Münstermann räumte ein, dass er damit vor allem die eigene Anhängerschaft besänftigen wolle, die ihm das Schuldenmachen im großen Stil übelnehme. Falsch sei ein Sparrigorismus aber nicht, denn die Kosten für die Sozialsysteme liefen aus dem Ruder. Kerner stimmte zu, allerdings auf Floskelniveau (auch wenn die Formulierung ihm so virtuos erschien, dass er sie sogar zweimal verwendete): Die Bevölkerung verstehe, dass Menschen, die nicht arbeiten könnten, unterstützt würden, nicht aber die, die nicht arbeiten wollten. Dazu machte er ein „So ist es“-Gesicht, bevor er wenig später dann noch messerscharf erkannte, dass die „Danke, Robert“-Schlagzeile unter einem Konterfei von Merz im Stile der Habeck-Werbekampagne („Ein Mensch, ein Wort“) in der „tageszeitung“ „ein vergiftetes Kompliment“ darstelle. Maischbergers „Ja, ich weiß“ war mehr ein Seufzer als ein Kommentar.
Jung hingegen stellte sich auf den Standpunkt von Grünen und SPD, dass eine Verarmung der Gesellschaft bei gleichzeitig massiver Aufrüstung zu Unzufriedenheit und sehr bald zum Wahlsieg der AfD (der „Faschisten“) führe. Holen wollte er sich das nötige Geld, für das der Infrastrukturfonds nur bedingt taugt, über eine höhere Erbschaftssteuer. Münstermann regte stattdessen einen späteren Renteneintritt an. Bis dahin war also alles wie immer in den Talkshows: ein unerquickliches Pingpong wenig überraschender Meinungen.
Putin sitzt am längeren Hebel
Dann aber saßen Sandra Maischberger auf der elliptischen Interviewinsel Carlo Masala und der Generalinspekteur der Bundeswehr, Carsten Breuer, gegenüber – und die Sendung bekam ein ganz anderes, ein selten existentielles Gewicht. Plötzlich nämlich ging es ums Ganze, und das auf der Grundlage von Fachwissen und Einsicht in eher verborgene Bereiche der Politik. Die Konzentration und Gefasstheit beider Gäste ähnelte vom Gestus her dem vertrauensbildenden Ernst, mit dem Politiker zuletzt in Ausnahmesituationen – Finanzkrise, Pandemie – zur Bevölkerung sprachen. Es war ihnen sichtlich darum zu tun, dass diese Gesellschaft aufwacht, dass sie sich nicht länger der Illusion der Rückkehr in eine unbekümmerte Friedenszeit hingibt, sondern – und das wurde explizit als „Best Case“ bezeichnet – mit guter Vorbereitung und starker, glaubhafter Abschreckung (und aller dadurch entstehender Kosten) dafür sorgt, dass Wladimir Putin vor einem direkten Angriff auf NATO-Gebiet zurückschrecke.
Kein einziges Mal widersprachen die beiden Militärexperten einander. Einig waren sie sich schon gleich zu Beginn, dass Verteidigungsminister Boris Pistorius mit seinem Begriff „Nullnummer“ für das Trump-Putin-Telefonat („es sind Gespräche, keine Verhandlungen“, sagte Masala) ins Schwarze getroffen habe. Putin sitze am längeren Hebel, er stelle klare und teils schon von den USA konzedierte Bedingungen, während die Ukraine nicht an den Gesprächen beteiligt sei. Alles, was besprochen wurde, nutze allein Russland, gerade auch ein möglicher Stopp der gegenseitigen Angriffe auf Energieanlagen. Denn die Angriffe mit ukrainischen Drohnen hätten zuletzt ja Erfolge gezeigt.
Vorbereitungen auf einen großen Krieg
Durchatmen, sagte Breuer, könne man also keineswegs, selbst wenn ein irgendwie gearteter Deal zustande komme. „Das, was Putin über die letzten Jahre immer wieder deutlich gemacht hat, war, dass es ihm auch, aber nicht nur um die Ukraine geht.“ Der russische Autokrat rüste stark auf: „Seine Soldaten hat er im Vergleich zur Vorkriegsstärke verdoppelt.“ Zusätzliche Rüstungsgüter würden in die Depots gebracht, das beobachte man. Die Militärstrukturen seien klar erkennbar auf den Westen ausgerichtet, etwa durch Neuaufteilungen von Militärbezirken. Das alles hält Breuer auch für rational begründet: Das Heraustragen dieser Aggression aus Russland in Richtung Westen sichere Putin die Macht im eigenen Land.
Masala ergänzte, um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: „Russland bereitet sich auf einen großen Krieg vor.“ Der müsse nicht sofort groß beginnen. Er vermutet eher eine Mischung aus hybriden Aktivitäten und sehr begrenzten militärischen Aktivitäten, etwa die Einnahme einer Kleinstadt auf NATO-Gebiet unter dem Vorwand, die dortige russische Minderheit zu schützen. Das teste die Reaktion der NATO aus: Wolle sie für diese eine Kleinstadt wirklich den Beistandsartikel wahrmachen und einen vollumfänglichen Krieg mit Russland – inklusive nuklearer Option – riskieren? Man könne nach mehreren Äußerungen Donald Trumps berechtigte Zweifel daran haben, dass die USA in einem solchen Fall dabei wären. Die NATO habe in der Tat ein Glaubwürdigkeitsproblem, wenn Trump rhetorisch nicht einmal ausschließe, ein anderes Allianzmitglied (Grönland) anzugreifen, um dessen Territorium zu besetzen: „ein herber Schlag für die europäischen Verbündeten“.
Russische Drohnen über Deutschland
Krieg begreife Russland nicht als das Gegenteil von Frieden, fügte wiederum Breuer an, sondern „als Kontinuum“. Der volle Konflikt sei nur ein Ende des Spektrums; am anderen Ende stünden „erste Maßnahmen“. Und die seien bereits zu registrieren: „Wir sehen die Drohnen über Kasernen“, „wir sehen die Drohnen über Chemieparks“, „wir merken, dass Sabotageakte nach oben gehen“, „wir sehen, dass Spionage mit nach oben geht“. Russland wolle sich so einerseits „Zugänge verschaffen für einen größeren Krieg“ („Wie kann man angreifen?“) und andererseits Verunsicherung in die Bevölkerung tragen. Beruhigend war auch diese Aufzählung in der Tat nicht.
Sandra Maischbergers auf der Hand liegende Nachfrage, warum man die Drohnen nicht einfach abschieße, beantwortete Breuer damit, dass das schon geschehe, aber in den Fällen, in denen Kasernen in bewohnten Gebieten lägen, zu gefährlich sei, weil man dafür „eine Wolke von Munition“ in die Luft bringen müsse („und diese Geschosse müssen irgendwo auch wieder runterkommen“). Eine weitere Frage betraf die 35 bestellten F35-Kampfflugzeuge amerikanischer Bauart. Man konnte lesen, die Amerikaner könnten im Ernstfall dafür sorgen, dass diese Bomber gar nicht erst starteten. Dem sei nicht so, erfuhr man nun. Einen „Kill Switch“ in den USA für Flugzeuge hierzulande gebe es nicht; allein bei den Software-Updates könnten sich die Hersteller sperren. Das waren wünschenswert klare Antworten.
Lichtblicke und ein harter Bruch
Im Ausgang des denkwürdigen Gesprächs gab es dann doch wenigstens Lichtblicke, die mit der Entschlossenheit zu tun hatten, mit der nun Geld in die Hand genommen wird. Die derzeit chronisch unterausgerüstete Bundeswehr könne in näherer Zukunft bereits mit einem Zulauf von wichtigem Material rechnen, jener Ausrüstung nämlich, die mit dem Sondervermögen bestellt wurde und bald geliefert werde. Das nun beschlossene, nicht mehr begrenzte Budget für Verteidigungsausgaben, werde weiter zu einer Verstetigung führen: „Es entwickelt sich gerade etwas, und ich glaube, sehr zum Positiven“, schloss Breuer. Die alte Wehrpflicht werde kaum wieder eingeführt werden, mutmaßte Masala noch. Da werde es wohl auf eine Kontingent-Wehrpflicht nach schwedischem Modell hinauslaufen. Schwere Zeiten für Pazifisten.