THEO VAN GOGH SPRACHVERWIRRUNG & UMERZIEHUNG

 

Dem Streit fehlt Seriosität

15-10-23 Gerade, wenn die Mehrheit der Deutschen das Gendern ablehnt, benötige man besonders starke Evidenz, die für das Gendern spricht.

Das vermisst Philipp Hübl im Gespräch mit wissenschaftskommunikation.de. Er forscht in der Rationalitätstheorie, Sprachphilosophie, Moralpsychologie und Wissenschaftstheorie. Er meint, ein Dilemma des Sprachgenderns liege in der Verübelung des Sprachstils, sobald man anfange, darüber nachzudenken, wie man Nomen vermeiden könne. „Dann wird der Sprachstil passiv und technisch. Häufig entstehen dann Notlösungen wie (…) ‚die Coachenden‘, ‚die Arztleute‘ oder ‚die Linguistikkräfte‘, die sprachästhetisch nicht schön oder teilweise semantisch falsch sind.“

Zur Frage, warum die Debatte um das Gendern teilweise sehr aggressiv geführt werde, verweist Hübl darauf, dass die eigentlichen Fragen komplexe, wissenschaftstheoretische, sprachphilosophische, linguistische und moralische Fragen seien. „Die Außenpositionen sind klar – total dafür oder total dagegen. Doch die differenzierte Mittelposition einzunehmen ist unglaublich schwer geworden.“ Darüber müsse mehr diskutiert werden. Es gebe inzwischen viele Leitfäden, die erklären, wie man „richtig“ gendert. Aber nirgends könne man erfahren, „dass die Datenlage vollkommen unklar ist, und dass Gendern nicht die Effekte hat, die die Aktivisten sich wünschen.“ Eben das löse bei vielen Wohlmeinenden eine Abwehrreaktion aus. ( wissenschaftskommunikation.de)