THEO VAN GOGH : JUPITER FINIS ! – Parlamentswahl in Frankreich : Macrons Mitte-Bündnis verliert absolute Mehrheit / LE PEN gewinnt Sitze

  • Von Michaela Wiegel, Paris FAZ   19.06.2022-20:17 – Zwei Monate nach seiner Wiederwahl kann Macron künftig nur mit einer relativen Mehrheit regieren.Frankreichs wiedergewählter Präsident Emmanuel Macron hat mit seinem Mitte-Lager nach Hochrechnungen die absolute Mehrheit in der Nationalversammlung klar verfehlt.

Der französische Präsident Emmanuel Macron hat die absolute Mehrheit in der Nationalversammlung verloren. Laut ersten Hochrechnungen kommt das Regierungslager Ensemble auf 224 Abgeordnetenmandate und hat die absolute Mehrheit damit deutlich verfehlt. Für die absolute Mehrheit sind 289 Sitze erforderlich. 2017 zog das Regierungslager mit 360 Abgeordneten in die Nationalversammlung ein.

Zwei Monate nach seiner Wiederwahl kann Macron künftig nur mit einer relativen Mehrheit regieren. Hohe Zugewinne an Sitzen erzielte das Linksbündnis NUPES unter Führung der linksradikalen Partei La France Insoumise (LFI). Mit voraussichtlich 149 Abgeordneten laut ersten Hochrechnungen kann das Linksbündnis die stärkste Oppositionsfraktion bilden und damit auch den Vorsitz des Haushaltsausschusses beanspruchen.

Auch Marine Le Pens Partei Rassemblement National (RN) verbesserte ihr Ergebnis deutlich und kann im Gegensatz zu 2017 in Fraktionsstärke ins Parlament einziehen. Laut Hochrechnungen kommt die extreme Rechte auf 89 Abgeordnete. Die rechtsbürgerliche Partei Les Républicains (LR) verliert zwar die Stellung der stärksten Oppositionsfraktion, kann mit voraussichtlich 78 Sitzen aber den Schaden begrenzen. Als mutmaßlicher Mehrheitsbeschaffer könnte die bürgerliche Rechte ihren Einfluss in der zweiten Amtszeit Präsident Macrons sogar stärken.

Die Wahlbeteiligung hat sich auf einem niedrigen Niveau eingependelt. 46 Prozent der Wahlberechtigten gaben ihre Stimme ab. Im Vergleich zum zweiten Wahlgang 2017 (42,6 Prozent) hat sich die Wahlbeteiligung leicht verbessert. Ein Großteil der Wähler unter 25 Jahren ging laut ersten Analysen der Meinungsforschungsinstitute am Sonntag nicht zur Wahl.