THEO VAN GOGH HINTERGRUND: „Friedrich Merz – BLACKROCK UND DIE UKRAINE“ – oder warum er Roderich Kiesewetter den Krieg gegen Russland fordern lässt?
Stand: 29.06.2022, 15:49 Uhr Von: Claus-Jürgen Göpfert HANDELSBLATT
sowie Werner Rügemer über den US-Finanzinvestor Blackrock und seinen früheren Aufsichtsratschef Friedrich Merz. Ein Interview.
Frankfurt – Blackrock hat exzellente Kontakte in die Politik. CDU-Chef Friedrich Merz hat für den Vermögensverwalter aus den USA gearbeitet – und jetzt konnte das Unternehmen auch den langjährigen wirtschaftspolitischen Berater von Ex-Kanzlerin Angela Merkel, Lars-Hendrik Röller, als Berater verpflichten, wie die „Wirtschaftswoche“ am Dienstag berichtete. Ein Gespräch mit Werner Rügemer, Autor eines Buches über den Finanzgiganten.
Der private Finanzinvestor Blackrock ist der größte und einflussreichste weltweit. Zugleich, das beklagen Sie in ihrem Buch, wird über diesen Einfluss viel zu wenig gesprochen und aufgeklärt.
Genauso ist es. Lassen Sie mich einige Fakten nennen. Blackrock ist in Deutschland an allen 40 Dax-Konzernen beteiligt und an insgesamt 18 000 Unternehmen weltweit. Gegenwärtig verwaltet Blackrock nach eigenen Angaben private Vermögenswerte im Umfang von zehn Billionen Dollar. Doch das ist öffentlich kaum bekannt und wird wenig diskutiert.
Friedrich Merz: fünf Jahre Aufsichtsratsvorsitzender von Blackrock Deutschland
Auf den ersten Blick sind die Beteiligungen, die Blackrock an den großen Unternehmen hält, nicht sehr hoch. Daraus würde man keinen bestimmenden Einfluss und keine Gefahr ableiten.
In der Regel betragen die Anteile zwischen drei und sieben Prozent. Friedrich Merz, der heutige CDU-Bundesvorsitzende, hat in seiner Zeit von 2015 bis 2020 als Aufsichtsratsvorsitzender von Blackrock Deutschland das auch immer wieder öffentlich betont. Er sagte beruhigend, mit diesen Anteilen lasse sich kein Unternehmen steuern. Doch wenn man dann genauer hinschaut, erkennt man zahlreiche Kreuzbeteiligungen. Das heißt: Auch andere Finanzanleger wie Vanguard oder State Street sind an den Unternehmen beteiligt. Und Blackrock ist wiederum Aktionär von Vanguard oder State Street. Das heißt: Sie sind miteinander verflochten und sprechen sich untereinander ab.
Welches Ziel haben diese Absprachen?
Das zentrale Ziel ist es, für die privaten Anleger so viel wie möglich Gewinn zu erwirtschaften. Um so erfolgreich zu sein wie Blackrock, muss der Finanzinvestor höhere Gewinne anbieten als andere Vermögensverwalter. Der durchschnittliche Profit, der versprochen wird, liegt zwischen sechs und zwölf Prozent jährlich. Diese Ziele erreicht Blackrock mit recht wenig Personal, weil ja nur wenige superreiche Geldgeber bedient werden müssen. Weltweit beschäftigt der Investor nur etwa 15 000 Spezialisten. Die Menge des Geldes, das verwaltet wird, steigt aber rasant.
Blackrock: Einfluss in den USA ist gewachsen
Wo liegen die Wurzeln von Blackrock?
Die Gründung geht auf das Jahr 1988 zurück. In den ersten Jahrzehnten hat sich Blackrock nur langsam entwickelt. Doch dann kam die globale Finanzkrise 2007. Im Zuge dieser Krise gelang Black Rock der Sprung von den USA nach Europa, auf die wichtigen Märkte Deutschland und Frankreich. Blackrock bekam damals den Auftrag der US-Regierung von Präsident Barack Obama, die Finanzkrise in den USA zu bewältigen. Die Regierung stellte dafür ein dreistelliges Millionenhonorar zur Verfügung, das ist alles dokumentiert. Blackrock wurde auf diese Weise Berater der US-Zentralbank und erhielt enormen Einfluss.
Buchautor Werner Rügemer. © imago images / Future Image
Werner Rügemer ist Journalist und Sachbuchautor. 2008 erhielt er den Kölner Karlspreis für kritische Publizistik. Zuletzt veröffentlichte Rügemer 2021 das Buch „Blackrock & Co. – Auf den Spuren einer unbekannten Weltmacht“ (Nomen Verlag). FR
Blackrock und JP Morgan bereiten Investitionen vor
Die USA sind der größte Geber für die Ukraine, doch der Geldfluss ist in Gefahr. Jetzt soll privates Kapital die Zukunft des Kriegslandes retten – dahinter stecken auch politische Gründe.Annett Meiritz 21.06.2023 – 16:30 Uhr
Die Weltbank schätzte in ihrem letzten Bericht im Frühjahr die Kosten für den Wiederaufbau auf 411 Milliarden US-Dollar.
Washington. Das Versprechen der USA an die Ukraine steht: „Solange es dauert“, wolle man dem Land im Krieg helfen, versicherte US-Präsident Joe Biden bei seiner ersten Kundgebung des US-Wahlkampfs. Doch immer häufiger rückt die US-Regierung Szenarien für ein mögliches Kriegsende in den Vordergrund – und ruft private Unternehmen dazu auf, die Ukraine als Investitionsstandort der Zukunft zu betrachten.
So nimmt US-Außenminister Antony Blinken an diesem Mittwoch und Donnerstag in London an der Ukraine Recovery Conference, einer Wiederaufbaukonferenz für die Ukraine, teil. Das Forum bringt Regierungen, internationale Finanzinstitutionen und Unternehmen zusammen, um Mittel für die Ukraine zu mobilisieren.
Das Ziel sei, so Blinken, „eine möglichst starke, florierende Wirtschaft“ des Landes in einer Zukunft, in der der russische Angriffskrieg beendet sein könnte. Der britische Premierminister Rishi Sunak kündigte dort an, private Investitionen mit staatlichen Garantien vor Risiken absichern zu wollen. Zudem will er weitere drei Milliarden Dollar an Garantien bereitstellen, um Mittel der Weltbank zu investieren.
Für den Wiederaufbau und die langfristige ökonomische Erholung der Ukraine seien private Unternehmen zwingend notwendig, und zudem seien sie eine lukrative Chance, sagt Bruce Stokes, Wirtschaftsexperte an der Washingtoner Denkfabrik German Marshall Fund
. „Potenzielle neue Geschäftsabschlüsse in Milliardenhöhe“ seien möglich. „Amerikanische Unternehmen sollten ihren Anteil daran frühzeitig sichern.“
Früh mit dabei ist der US-Vermögensverwalter BlackRock, der in London zusammen mit JP Morgan Chase einen „Investitionsfond zur Wiederherstellung der ukrainischen Wirtschaft“ präsentieren wollte. BlackRock-CEO Larry Fink hatte bereits im Januar prophezeit : westliche Investoren würden die Ukraine „überschwemmen“, das Land könne „für den Rest der Welt ein Leuchtfeuer der Kraft des Kapitalismus“ werden.Tatsächlich berichten Lobbyisten in Washington von einer Art Goldgräberstimmung, die zum Teil die Rüstungsindustrie beträfe. Denn nach dem Krieg, so die Einschätzung, könne die Ukraine zum größten Rüstungs-Hub Europas werden. Aber auch der IT-Sektor und ukrainische Rohstoff-Reservoirs seien für Investoren interessant.