THEO VAN GOGH: DER STABILISIERTE ERDOGAN ! Nach Wahl Erdogans : Es rumort in der türkischen Opposition

Ekrem Imamoglu (l.), Parteichef Kemal Kilicdaroglu und Ankaras Bürgermeister Mansur Yavas (r.) auf einem Wahlplakat der CHP

Der türkische Oppositionsführer Kilicdaroglu lehnt einen Rücktritt weiter ab – trotz Wahlniederlage. Doch Istanbuls Bürgermeister Imamoglu macht ihm seinen Posten streitig.

Einen Monat nach der Präsidentenwahl in der Türkei zeichnet sich in der größten Oppositionspartei CHP ein Machtkampf um die Führung ab. Auf der einen Seite steht der geschlagene Präsidentschaftskandidat Kemal Kilicdaroglu. Er ist seit 13 Jahren Vorsitzender der Republikanischen Volkspartei und macht keine Anstalten, seinen Posten zu räumen. Auf der anderen Seite steht der Oberbürgermeister von Istanbul Ekrem Imamoglu, der keinen Hehl daraus macht, dass er Kilicdaroglu beerben will. Die Frage ist nur: Wann? Noch scheut er davor zurück, dem Parteichef offen den Fehdehandschuh hinzuwerfen.

Der entscheidende Faktor in dem Machtkampf ist die Kommunalwahl im März 2024. Bei der Wahl geht es für die Partei um alles: Seit 2019 regiert die CHP die beiden wichtigsten Städte des Landes, Istanbul und Ankara, in denen zusammengenommen ein Viertel der türkischen Bevölkerung lebt. Das sichert der Partei Zugang zu erheblichen Ressourcen und einem Pool an Arbeitsplätzen in Behörden und städtischen Unternehmen, die sie an Unterstützer verteilen kann. Präsident Recep Tayyip Erdogan setzt alles daran, Istanbul und Ankara zurückzuerobern. Dann wäre fast alle Macht in seinen Händen konzentriert. Während die Opposition noch mit sich hadert, ist Erdogan längst in den Wahlkampf-Modus zurückgekehrt.