Rede von Murat Karayilan während des Kulturfestivals in Mannheim
ROJ NEWS AGENCY | 13. September 2012 – Qandil, Kurdistan – Murat Karayilan sprach in einer Videobotschaft zu den mehr als 100.000 nach Mannheim angreisten kurdischen Besucher des 20. Internationalen Kurdischen Kulturfestivals.
Im Folgenden übersetzen wir diese Rede des KCK-Vorsitzenden:
“Unser verehrtes Volk, ehrenvolle Gefährte. Hallo an euch, Hallo an euch allen, Hallo. Hallo ehrenvolle Freunde. Hallo junge Freunde. Hallo Freundinnen. Hallo, Mütter Kurdistans. Hallo Mütter der Märtyrer. Hallo an allen Patrioten Kurdistans, an allen ehrenvollen Freunden. Ich beglückwünsche euch im Namen unserer gesamten Bewegung, im Namen der gesamten Guerilla für die Freiheit Kurdistans zum 20. Internationalen Kurdischen Kunst- und Kulturfestival.
In euren Arbeiten für dieses Festival und in eurem Kampf [für die Freiheit] wünsche ich euch allen von Herzen Erfolg. Wertvolle Gefährte, ehrenvolle Freunde, der Freiheitskampf Kurdistans befindet sich heute in einer sehr wichtigen Phase. In dieser Zeit, in der wir uns befinden, und die Zeit, die vor uns liegt, ist für unser Volk eine goldene Zeit.
Jeden Tag und jeden Augenblick nach seinen Wünschen nutzen. Weil unser Kampf nun in die Phase der Freiheit gekommen ist. [Unser Kampf] ist in die Phase des Erfolgs gelangt. Wie bekannt ist, vor einem Jahr haben der türkische Staat und der iranische Staat – die Besatzer haben unsere Bewegung angegriffen und den Krieg erklärt.
Dann kam es zu Meinungsverschiedenheiten [Streitigkeiten] zwischen ihnen. Der türkische Staat hat unter der Führung der [Regierungspartei] AKP den Krieg gegen den Freiheitskampf Kurdistans fortgesetzt. Weil es im Gebiet des Mittleren Ostens neue Entwicklungen gibt. Der Mittlere Osten wird neu gezeichnet. Damit das kurdische Volk von dem neuen Aufbau nicht profitiert und in der neuen Ära nicht frei wird, wollen sie das Volk Kurdistans dezimieren. Dafür haben sie geplant, Südkurdistan mittels Politik und Diplomatie unter ihre Kontrolle zu bringen.
Und Krieg gegen die PKK [Arbeiterpartei Kurdistans] führen und sie liquidieren. Sie wollten die BDP denunzieren und die BDP zum Aufgeben zwingen. Ihre Machenschaften hat Präsident Apo [Abdullah Öcalan] offengelegt und dagegen Stellung bezogen. Deswegen sind es jetzt 407 Tage, in denen Präsident Apo unter schwere Folter leidet und psychologischer Folter ausgesetzt ist. Und angesichts aller Kriegsformen, angesichts aller Angriffe der türkischen Besatzer wehrt sich Präsident Apo auf Imrali [Gefängnisinsel]. In allen Gefängnissen Kurdistans und der Türkei gibt es Widerstand. Kurdische Politiker_innen wehren sich gegen diese Angriffe.
Unser Volk wehrt sich auf den Straßen Kurdistans. Und unsere Guerillas für die Freiheit Kurdistans haben einen neuen Schritt, einen Schritt der Freiheit, den Marsch der Freiheit begonnen. Angesichts dieses, war die AKP Besatzung nicht erfolgreich. Sie wollten die Guerilla Kurdistans, wie die Guerilla Tamils liquidieren. Doch sie haben verloren. Ihre Politik ist durcheinander geraten. Daneben hat der Widerstand, der unter der Führung unserer Bewegung läuft, das kurdische Volk gestärkt. Heute sind viele Gebiete unter der Kontrolle der Guerilla. Der Prozess für die Freiheit dauert an. Westkurdistan hat Schritte der Freiheit gemacht.
Heute geht Westkurdistan der Freiheit entgegen. Teure Gefährte, ehrenvolle Freunde, dieser Widerstand, der unter der Führung unserer Bewegung eingeleitet wurde, stärkt überall die Hand der kurdischen Politik, des kurdischen Volkes. In Südkurdistan, Ostkurdistan, Westkurdistan und Nordkurdistan gibt es heute eine Stärke. Die AKP-Regierung, weil sie die Stärke der Guerilla nicht verleugnen kann, sagt sie, die Guerilla bekäme Unterstützung von außen. Sie sagen, der Iran unterstützt sie, Syrien unterstützt sie, ich weiß nicht wer noch, unterstützt sie. Noch vor einem Jahr haben diese Staaten gemeinsam gegen uns gekämpft. Die Wirklichkeit ist, alle Besatzungskräfte [Türkei, Iran, Irak, Syrien] wollen nicht, dass die Kurden stark werden. Es stimmt, es gibt Probleme zwischen ihnen und dem türkischen Staat, die Türkei führt Krieg gegen Syrien, es gibt Probleme zwischen ihnen und dem Iran, aber auch sie [Iran und Syrien] wollen nicht, dass wir stark werden.
Niemand unterstützt uns. Das ist eine große Lüge! Der türkische Staat will mit diesen Lügen die Stärke der Guerilla denunzieren. Unsere nationale Bewegung anschwärzen. Und unsere Bewegung zum Ziel von Amerika und den internationalen Kräften Europas machen. Deswegen lügt sie. Jeder weiß, dass die PKK mit ihren Kräften, durch sich selbst, mit eurer Unterstützung, mit der Unterstützung ihres Volkes, diese hohe Ebene erreicht hat. Niemand kann diese Tatsache leugnen. Der türkische Ministerpräsident Erdogan spricht in den letzten Tagen aneinandergereiht [sehr viel]. In seinen Aussagen hat er wiederholt uns den Krieg erklärt. Und beleidigt unser Volk. Beleidigt die kurdischen Politiker_innen. Beleidigt die Werte unseres Volkes.
Und es ist offensichtlich, dass er die kurdische Politik auslöschen will. Seit drei Jahren gibt es eine Vernichtungspolitik. Zu Tausenden wurden Leute ins Gefängnis gesteckt. Die Parlamentarier_innen sind [als einzige noch] übrig geblieben, jetzt wollen sie diese auch in die Gefängnisse werfen. Was ist passiert? Eine Gruppe von Parlamentariern der BDP sind ins Gebiet von den Guerillakämpfern nach Semzinan gegangen. Dort haben sie die Guerillakämpfer begrüßt. Wieso begrüßt ihr sie [fragen die türkischen Politiker]? Denn sie wollen, dass jeder die Guerilla als Feind betrachtet. Die BDP-Spitze [damit ist Selahtin Demirtas gemeint] sagt einige Gebiete seien unter der Kontrolle der Guerilla. Sie sagen, warum sagst du das. Sie fordern offen dazu auf, zu lügen. Denn die türkische Republik hat seit dem Tag ihrer Gründung bis heute bezüglich Kurdistans stets gelogen. Und sie wollten, dass niemand ihre Lügen offenbart.
Jetzt noch sagen sie, warum sagst du die Wahrheit? Du musst lügen! Weil sie sich dagegen wehren und nicht aufgeben, wollen sie diese ins Gefängnis schmeißen. Wir glauben daran, dass die kurdische Politik sich dagegen wehrt. Nicht aufgibt. Und wir glauben auch, dass die kurdische Politik, das kurdische Volk auf diese Angriffe die notwendigen Antworten geben wird. Es soll jeder wissen, diese Politik von ihnen gibt der Guerilla das Recht dazu, die Parlamentarier der AKP, die Politiker der AKP überall in Kurdistan zu verbieten. Und gibt die Legitimation, sie zu verhaften. Wir werden unterdrückt. Unser Volk wird unterdrückt. Der Präsident [Abdullah Öcalan] wird unterdrückt. Sie wollen alle Werte und Dynamiken des kurdischen Volkes vernichten. Jetzt gibt es für unser Volk, für unser alevitisches Volk eine Gefahr. Wir alle haben es gesehen, in Adiyaman, in Malataya, ihre Häuser werden beschmiert, damit sie Angst bekommen. Damit sie ihre kurdische Identität leugnen. Sie von der Bewegung distanzieren.
Das ezidische Volk haben sie sowieso schon ganz vertrieben, sind alle in Europa. Mit unserem sunnitischen Volk wird gespielt. Mittels AKP, mittels Fetullah [Gülen], mittels der [kurdischen] Hizbullah, mit vielen Wegen wollen sie ihre religiösen Gefühle ausnutzen. Sie von ihrer Nationalität abbringen. Wenn es nicht funktioniert, dann auf sie treten und sie vernichten. Das alles führt zu keinem Ergebnis. Die Regime vor ihnen haben auch das versucht und sind zu keinem Ergebnis gekommen. Auch jetzt wird das zu keinem Ergebnis führen. Es gibt nur einen Weg! Nur einen Weg! Welcher Weg ist es? Wenn sie zusammen mit uns leben wollen, müssen sie die Freiheit des Präsidenten Apo und ein autonomes Kurdistan akzeptieren. So können wir gleich gestellt, zusammen leben. Innerhalb der Grenzen der Türkei kann die Lösung nur so aussehen. Wenn sie das nicht akzeptieren, dann wollen wir auch nicht unter ihrer Herrschaft leben. Wir werden uns von ihnen abtrennen. Das muss jeder wissen. Die Phase ist an einem Punkt angelangt, wo jeder seine Position offenlegen muss. Ehrenvolle Patrioten, teure Freunde, die jetzige Zeit ist eine außerordentliche Zeit, keine normale.
Das muss jeder wissen. Es ist die Zeit der Revolution. Jeder Patriot muss mitwirken. Was sagen wir zu Nordkurdistan? Wir sagen wir wollen das Recht auf die Muttersprache. Das Recht auf Sprache ist ein Menschenrecht. Auf dieser Welt wird jeder auf seiner Muttersprache gelehrt. Dieses Recht ist auch unser Recht. Da wir dieses als Kurden verlangen, müssen wir auch Kurdisch mit dem Staat sprechen. Überall in Kurdistan muss ein kurdischer Patriot kurdisch mit dem [türkischen] Staat sprechen. Zweitens, da wir Bildung in Muttersprache wollen, unsere Schulen wollen. In den Schulen Assimilation gefördert wird, darf niemand seine Kinder hinschicken. Niemand soll hingehen. Die kurdischen Kinder sollen nicht hingehen. Drittens, die kurdischen Jugendlichen dürfen nicht mehr ins [türkische] Militär gehen. Die türkische Armee heute, um die Zukunft des kurdischen Volkes zu verdunkeln, planen Sie neue Massaker in Kurdistan. Sie führen Krieg. Jeder Patriot muss sagen, in den Krieg ziehe ich nicht. Wenn der Krieg endet, gehe ich hin [zum Militär].
Das ist jedermanns Recht. Jeder kurdische Jugendliche muss diese Position beziehen. Wenn du nicht willst, dass Brüder sich töten, musst du diese Position einnehmen. Wir wollen natürlich auch, dass die demokratischen Türken diese Stellung beziehen. Aber vorher müssen das die Kurden machen. Es reicht, dass die Kurden für die Militärs der Fremden kämpfen. Das andere ist, niemand darf in die türkischen Gerichte gehen. Löst die Probleme untereinander. Das ist der vierte Punkt. Der fünfte ist, ….. Mit dieser Methode brecht eure Beziehungen mit dem Staat ab. Also der Besatzung muss unser Volk gesellschaftlich ein Ende setzen. Diese Position muss jeder Patriot einnehmen. Heute hat die Guerilla für die Freiheit Kurdistans einen Schritt gemacht. Aber mit der Guerilla allein reicht das nicht. Da wir Kurden als Kurden und frei leben wollen, muss jeder Kurde das tun, was in seiner Macht steht.
Teure Freunde, Patrioten in Europa, ehrenvolle Freunde, damit jeder in Kurdistan diese Stellung bezieht, musst ihr auch mithelfen. Ihr musst auch aktiv werden. Besonders die europäischen Staaten sagen, es gibt Unterdrückung in Syrien. Hier und dort gibt es Unterdrückung. Wir sind gegen Unterdrückung. Gut. In Kurdistan gibt es so viel staatlichen Terror. Warum positioniert sich Europa nicht gegen den staatlichen Terror des türkischen Staates? Wieso diese Heuchelei? Heute leben in Europa eineinhalb Millionen Kurd_innen. Unter ihnen muss jeder Patriot wie ein kurdischer Diplomat auftreten. Ihr sollt dort unsere Vertreter_innen sein! Bislang habt ihr Patrioten in Europa eine große Rolle in dieser Revolution gespielt! Wir glauben, dass ihr das weiter tut!
Mit politischen, diplomatischen und moralischen Mitteln! Ihr müsst die Linie von Führer Apo stärken! Unterstützt es! In dem Kampf um die Befreiung von Präsident Apo, um die Befreiung von Kurdistan müsst ihr Patrioten in Europa, ihr Kurdistanis in Europa, eine gewichtige Rolle einnehmen! In Kurdistan werden Heldentaten vollbracht. Im Gebiet Botan, im Gebiet Shemzinan, in allen Gebieten Kurdistans gibt es den Guerilla Widerstand! Ihr müsst euch mit euren Märtyrern solidarisieren! Die Guerilla der Freiheit dürfen nicht alleingelassen werden! In dieser Sache sind wir von euch überzeugt! Wie ihr bis jetzt eine Rolle gespielt habt, werdet ihr das weiter tun! Das Erstarken unserer Bewegung, stärkt den Rücken unseres gesamten Volkes! Die kollektive Teilnahme hat diese Bewegung gegründet! Auch mit der Unterstützung unserer Freunde in Europa, der Türkei und in Arabien [arabische Welt], mit der Unterstützung von überall!
Alle Friedensaktivisten, Demokraten, alle Freiheitsaktivisten, auch ihre Unterstützung ist für uns wichtig. Und wir sind fest davon überzeugt, dass diese historischen Zeit, der Prozess der eingeleitet wurde, erfolgreich sein wird! Die Drohungen, die der türkische Staat macht, hat für uns keinerlei Bedeutung. Die Zeit ist die Zeit des Sieges! Die Zeit ist die Zeit der Freiheit! Die Zeit ist die Zeit der Freiheit des kurdischen Volkes! Die Zeit ist die Zeit der Freiheit des Präsidenten Apos! Niemand kann sich gegen den Freiheitsmarsch, gegen die Bewegung stellen und diese verhindern. Das kurdische Volk wird siegen! Kurdistan wird frei! Wir werden siegen! Seid euch dessen sicher! Mit dieser Überzeugung, wünsche ich euch allen im Namen unserer gesamten Bewegung Erfolg! Ich grüße euch alle! Sieg, Sieg, Sieg!”