Öcalan: Die Regierung soll Bedingungen schaffen, damit ich meine Rolle spielen kann

Am 21. Juli hat sich eine BDP-Delegation bestehend aus den Abgeordneten Selahattin Demirtas und Pervin Buldan mit dem auf der Gefängnisinsel Imrali inhaftierten Repräsentanten des kurdischen Volkes, Abdullah Öcalan, getroffen. Öcalan übergab der Delegation eine schriftlich verfasste Botschaft für die Öffentlichkeit der Türkei.

Im Folgenden die Botschaft:

„Zunächst einmal richte ich allen meine Grüße und Liebe aus.

Der Prozess läuft mit all der Schwere, Ernsthaftigkeit und Tiefe weiter. Die Treffen und Dialoge mit der Staatsdelegation konzentrieren sich weiterhin auf eine Lösung.

Ich möchte für den Lösungsprozess mehr beitragen. Doch leider sind die Möglichkeiten hier bis aufs äußerste begrenzt. Die Regierung muss für Bedingungen, die mir mehr Möglichkeiten der Kommunikation geben, konkrete Schritte einleiten. Ich möchte betonen, dass ich aufgrund der begrenzten Möglichkeiten, Unbehagen empfinde.

Während rund um die Türkei so viele Feuer brennen ist das Schaffen von Bedingungen, die gewährleisten, dass ich hinsichtlich der Lösung meine Rolle spielen kann, eine ganz natürliche Sache.

Gebe es z.B. die Möglichkeit eines Pressetreffens auf Imrali um die Öffentlichkeit richtig zu informieren, könnte ich einen ernsthaften Beitrag für die Weiterentwicklung des Prozesses leisten.

Die Regierung muss bei solch einfachen Schritten nicht zögerlich zu sein. Schließlich versuchen wir auf einen 40-jährigen Konflikt in dem 50000 unserer Menschen gestorben sind, einen Frieden aufzubauen.

Ich habe den Willen, die zweite Etappe bis Anfang September größtenteils abzuschließen und zu den Diskussionen über die dritte Etappe, die wir als Normalisierung bezeichnen, überzugehen. Vielleicht habe ich jetzt meine Hoffnung nicht aufgegeben. Ich spreche auch nicht von einem Stocken oder einer Nicht-Lösung. Doch auch in Zusammenhang mit den Entwicklungen im Mittleren Osten muss die Regierung sich sicherlich schneller bewegen. An die nahende Öffnung des Parlaments werden nun konkrete, praktische Schritte von der Regierung erwartet. Ich wünsche, dass die große Nationalversammlung in diesem Zusammenhang einen historischen Beitrag für eine Lösung beiträgt. Schließlich werden die zu tätigen Schritte, Schritte im Interesse der gesamten Türkei sein.

In dieser Zwischenzeit bitte ich die Parteien ihre Haltung, die den Prozess erschweren könnten, tunlichst zu vermeiden.

Mit meinem nicht sehr schwer beeinträchtigen gesundheitlichen Zustand und den Bedingungen in denen ich mich befinde zu Trotz, bemühe ich mich für eine gemeinsame Zukunft unserer Völker unter dem Frieden.

Nochmals richte ich allen meine aufrichtigste Liebe und Grüße aus.“

Quelle: ANF, 21.07.2013, ISKU