MESOPOTAMIA NEWS : WER WITZE ÜBER LINKE MACHT GEHÖRT INS ARBEITSLAGER ! (Guter alter stalinesker Grundsatz)

Satire und politische Korrektheit – Wie Dieter Nuhr und Lisa Eckhart weggecancelt werden

KOLUMNE: TRIGGERWARNUNG VON JUDITH SEVINÇ BASAD am 30. Dezember 2020 CICERO

Neben Corona eines der Themen des Jahres: Die sogenannte Cancel Culture. Im Visier der Aufrechten: Dieter Nuhr und Lisa Eckhart. Witze über Linke sind in Deutschland anscheinend nicht erlaubt, schrieb unsere Kolumnistin.

Judith Sevinç Basad ist Journalistin und lebt in Berlin. Sie studierte Philosophie und Germanistik und volontierte im Feuilleton der NZZ. Als freie Autorin schrieb sie u.a. für FAZ, NZZ und Welt. Sie bloggt mit dem Autoren-Kollektiv „Salonkolumnisten“.

Dieter Nuhr ist einer der wenigen Comedians im deutschen Fernsehen, die sich über linke Politik lustig machen. „Wenn unsere Kinder meinen, wir könnten diese Welt mit ein bisschen Sonne und Wind antreiben, dann sollten wir Eltern ihnen ein Hamsterrad mit Dynamo ins Kinderzimmer stellen. Da können sie dann ihre Handys aufladen“, erzählte er etwa im Herbst vergangenen Jahres.

Nuhr macht sich hier über den widersprüchlichen Aktivismus der Umweltschutz-Bewegung lustig. Genauer: Über die privilegierten Rich-Kids wie Luisa Neubauer, die mit Apple-Air-Pods in den Ohren die Abschaffung des Kapitalismus fordern oder Leuten auf die Nerven gehen, wenn sie nicht in teure Solarenergien investieren wollen. Das ist vor jeder politischen Einordnung erstmal eines: witzig.

„Platte Meinungsmache“

Doch bei manchen Themen versteht der Deutsche keinen Spaß. Vielleicht liegt es an dem romantischen Verhältnis, dass der Teutone bis heute zu seinen Wäldern pflegt oder an einer grünen Form der „German Angst“, die jedes Jahr aufs Neue ein deutsches Wald- und Bienensterben herbeifantasiert.

Jedenfalls wurde Nuhr im Netz für seinen kleinen Seitenhieb auf die Bewegung wie ein Gotteslästerer durchs Dorf gejagt: Das wäre keine Satire, sondern „platte Meinungsmache“ twitterte ein Mitglied von „Parents for Future“ und löste damit einen Shitstorm aus. Nuhrs Witze seien zudem „geschmacklos“, stand in einigen Zeitungen.