MESOPOTAMIA NEWS : Schweizer Nachrichtendienstchef schreibt Strache-Video einem Geheimdienst zu

Der Nachrichtendienst des Bundes (NDB) warnt vor politischer Einflussnahme durch Russland, aber auch durch andere Länder. So führt er den Strache-Skandal auf eine Geheimdienst-Operation zurück, mit dem Ziel, die Politik zu beeinflussen.

Marcel Gyr, Daniel Gerny 24.5.2019, 14:59 Uhr NEUE ZÜRCHER ZEITUNG

Auch der schweizerische Nachrichtendienst (NDB) beschäftigt sich mit der Ibiza-Affäre, die am vergangenen Wochenende die österreichische Regierung zu Fall gebracht hat. NDB-Chef Jean-Philippe Gaudin sagte am Freitagmorgen an einer Medienkonferenz in Bern, das Strache-Video sei wohl die Arbeit eines Nachrichtendienstes. Aufgrund welcher Informationen der NDB zu dieser Auffassung kommt, sagte er nicht. Nach Ansicht von Gaudin handelte es sich aber um eine beeinflussende Operation eines Nachrichtendienstes – die «mit Erfolg» durchgeführt worden sei: Das Resultat sei, dass eine Regierung eines Nachbarstaates der Schweiz nicht mehr existiere und eine Koalition zerbrochen sei.

In einer Zusammenarbeit von «Spiegel» und «Süddeutscher Zeitung» wurden vor einer Woche wenige Ausschnitte des rund sieben Stunden dauernden Videos veröffentlicht. Darin ist unter anderem zu sehen, wie der damalige FPÖ-Chef und spätere Vizekanzler Heinz-Christian Strache einer angeblichen Nichte eines russischen Oligarchen Vorteile verspricht, falls sie sich finanziell in der Partei engagiert. Das Video wurde bereits 2017 in einem Ferienhaus auf der Balearen-Insel Ibiza aufgenommen.

Dem «Dreh» gingen offenbar wochenlange Vorbereitungen voraus, um Strache und einen Parteikollegen in die Falle zu locken. Die Aufnahmen stammen von mehreren Kameras, die im Ferienhaus verteilt waren. Dieses professionelle, aufwendige und teure Vorgehen liess von Anfang an die Vermutung aufkommen, dass ein Geheimdienst dahinter stecken könnte. Mit Jean-Philippe Gaudin hat sich jetzt erstmals der Chef eines Nachrichtendienstes dazu geäussert.

https://www.nzz.ch/schweiz/das-sind-die-neun-groessten-gefahren-fuer-die-schweiz-ld.1483571