MESOPOTAMIA NEWS : BASHAR AL ASSAD BACK AGAIN !

Zehn Jahre nach Kriegsbeginn : Versöhnen sich die Araber mit dem Regime von al-Assad?

  • Von Christoph Ehrhardt, Beirut FAZ –  05.05.2021-19:25 – Wahlwerbung: Ein Plakat mit dem Portrait des syrischen Machthabers Baschar al-Assad in Damaskus Anfang Mai Bild: Saudi-Arabien schickt eine Delegation nach Syrien. Die Wiederannäherung arabischer Länder an Baschar al-Assad bahnt sich seit längerem an – auch weil sie das Feld nicht anderen Akteuren überlassen wollen.

Es war ein symbolträchtiger Besuch: eine Delegation aus Saudi-Arabien zu Gast in Syrien. Eine offizielle Erklärung gab es aus Damaskus und Riad nicht. Wohl aber übereinstimmende inoffizielle Bestätigungen, dass die Berichte zustimmen, laut denen es am Montag ranghohe Kontakte zwischen beiden Ländern gab. Demnach wurde die saudische Delegation angeführt von Geheimdienstchef General Khaled Humaidan; sie traf den mächtigen syrischen Geheimdienstchef Ali Mamluk und – so berichtete es die arabische Zeitung Rai al-Yaum unter Berufung auf diplomatische Quellen – auch Präsident Baschar al-Assad.

Thema sei unter anderem die Wiedereröffnung der saudischen Botschaft in Damaskus gewesen. Unmittelbar nach dem Fest zum Ende des islamischen Fastenmonats Ramadan solle es einen weiteren Besuch geben, um die Normalisierung der Beziehungen voranzutreiben.

Für Muhammad Bin Salman hat der Syrien-Konflikt keine Priorität

Der Zeitpunkt des Rapprochements mag unerwartet sein, aber überraschend sei der saudisch-syrische Vorstoß nicht, heißt es von Diplomaten. Schon seit längerem bahnt sich eine Annäherung an. Im März hatte der russische Außenminister Sergej Lawrow im Zuge einer Reise in die Golfregion noch einmal für eine Normalisierung der Beziehungen zum Regime in Damaskus geworben.

Und eine Herzensangelegenheit ist der Syrienkonflikt für Saudi-Arabien längst nicht mehr. Er rangiert auf der Liste der drängenden Themen für die saudische Politik seit Jahren nicht mehr auf den Spitzenplätzen. Kronprinz Muhammad Bin Salman, der starke Mann im Königreich, sendet jetzt die Botschaft aus, er wolle sich nicht weiter in einen Konflikt verwickeln, der auf seinen Vater, König Salman, zurückgeht.

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Das Königreich hatte in den ersten Jahren des Aufstands gegen al-Assad islamistische Rebellengruppen in Syrien gefördert und aufgerüstet. Aber als sich mit dem Kriegseintritt Russlands im Herbst 2015 und angesichts massiver iranischer Waffenhilfe abzeichnete, dass al-Assad seine Herrschaft verteidigt, ging das saudische Engagement in Syrien zurück.Beobachter sehen hinter der Annäherung den Versuch Riads, in Damaskus wieder einen Fuß in die Tür zu bekommen und ein paar blinde Flecken in der Geheimdienstzusammenarbeit zu entfernen. Diese dürfte sich rasch verstärken. Dass al-Assad, dessen Regime händeringend Geld braucht, jetzt aber auf üppige Zuwendungen oder Investitionen vom Golf setzen kann, wird indes bezweifelt. Allein schon wegen der amerikanischen und europäischen Sanktionen gegen das Regime. Daran, dass eine Botschaftseröffnung tatsächlich schon kurz nach dem Ende des Ramadans ins Werk gesetzt wird, herrschen ebenfalls noch leise Zweifel. Dass sie kommt, gilt indes als ausgemacht.

Saudi-Arabien will im Zentrum der arabischen Politik stehen

„Saudi-Arabien schert in den arabischen Mainstream ein“, sagt ein Diplomat. Das entspreche auch dem Wunsch der Führung, in jedweder Angelegenheit im Zentrum der arabischen Politik zu stehen. Und es gibt einige arabische Mächte, die nicht wollen, dass das „arabische“ Syrien nichtarabischen Akteuren wie Russland, der Türkei oder Iran überlassen wird.