MESOP ZU YARMOUK : DEUTSCHE HILFSORGANISATION WADI INTERVIEW MIT EVANGELISCHEM PRESSEDIENST (epd)

Hilfsorganisation: Assad trägt Verantwortung für Katastrophe in Jarmuk (16 4. 2015) – epd-Gespräch: Elisa Makowski – Die dramatische Lage im syrischen Flüchtlingslager Jarmuk ist nach Einschätzung des Nahost-Experten Thomas von der Osten-Sacken der vorläufige Höhepunkt einer langen Entwicklung. «Schon vor einem Jahr war die Situation katastrophal, als 200 Menschen den Hungertod gestorben sind», sagte der Geschäftsführer der Hilfsorganisation Wadi dem Evangelischen Pressedienst (epd).

«Syriens Präsident Baschar al-Assad trägt Verantwortung für die aktuelle Katastrophe.» Um die Kontrolle über das Lager, in dem 18.000 palästinensische Flüchtlinge leben, kämpfen Assad-Truppen und die Terrororganisation «Islamischer Staat».

Nachdem 2011 der Bürgerkrieg in Syrien ausgebrochen sei, hätten sich Teile der Bevölkerung Jarmuks im Süden von Damaskus dem Widerstand gegen das Assad-Regime angeschlossen, erläuterte von der Osten-Sacken. Seit Ende 2012 sei Jarmuk, wie viele andere Stadtviertel der Hauptstadt, von syrischen Regierungstruppen eingekesselt. «Und seitdem besteht auch eine gezielte Hungerblockade gegen die Bevölkerung.» Nach Angaben des Roten Kreuzes haben dieMenschen kaum Essen und Trinken und keine medizinische Versorgung.

Schon damals hätte die internationale Gemeinschaft die Not der Menschen in Jarmuk sehen können, wenn sie gewollt hätte, sagte von der Osten-Sacken. Jarmuk sei ein weiteres Beispiel dafür, dass die UN im syrischen Bürgerkrieg komplett versagt habe. «Vor aller Augen entwickelt sich Katastrophe nach Katastrophe, und das war auch vorhersehbar. Die Staatengemeinschaft hätte schon vor Jahrenreagieren müssen.»

Das jahrelange Chaos in Jarmuk habe dem «Islamischen Staat» in die Hände gespielt, sagte Publizist, der derzeit in der türkischen Stadt Gaziantep an der Grenze zu Syrien ist. Die zivilen Strukturen seienkomplett zerstört gewesen, deshalb habe der IS das Gebiet leicht erobern können. Hier müsse man den IS und das syrische Regime als Einheit denken.

«Beide Parteien haben, von unterschiedlichen Positionen aus, ein Interesse daran, dass eine nicht-islamische und zivile Opposition zerschlagen wird.»

«Das Wichtigste für die Menschen ist jetzt, Jarmuk sicher und geschützt vor dem syrischen Regime verlassen zu können», sagte der Mitbegründer des Hilfswerks Wadi, das unter anderem syrische Flüchtlinge unterstützt. Assad müsse die Blockade beenden.

Frankfurt am Main, 13.04.2015