MESOP SPECIAL : E-Mail-Enthüllungen – PRIVATE MAILS VON BASHAR AL ASSAD

Von Johannes Korge und Fabian Reinbold / DER SPIEGEL – 19 May 2015 – Geliebter Ehemann, grausamer Diktator: 3000 private E-Mails von Syriens Präsident Assad liegen offenbar dem “Guardian” vor. Nach Recherchen des Blatts sind sie authentisch. Die Korrespondenz mit Ehefrau und Beratern liefert einzigartige Einblicke in das Weltbild des Despoten – und zeigt seine Vorliebe für ein zynisches Video. Hamburg – Es ist ein bislang ungekannt detaillierter Einblick in die Schaltzentrale des syrischen Regimes: Dem britischen “Guardian” liegen mehr als 3000 Mails vor, in denen Diktator Baschar al-Assad mit seiner Ehefrau und seinen engsten Beratern kommuniziert.

Die Nachrichten sind teils privat und geben Auskunft über die private Vorlieben des Ehepaars – vom Luxus-Shopping in England bis zu amerikanischem Hip Hop. Andererseits diskutieren sie die Lage im umkämpften Land.

Doch was steht genau in dem spektakulären Info-Paket? Wer sind die Hauptakteure? Wie gelangte die Tageszeitung in den Besitz der Mails – und sind diese wirklich authentisch?

SPIEGEL ONLINE liefert einen Überblick über die wichtigsten Erkenntnisse aus dem Mail-Verkehr des Herrschers, dessen Volk seit einem Jahr aufbegehrt.

Die rund 3000 Mails bekam der “Guardian” nach eigenen Angaben von einem Mitglied der syrischen Opposition zugespielt. Unabhängig überprüfen lässt sich die Authentizität der Mails bislang nicht. Doch die britische Zeitung verweist auf ihre gründliche Nachrecherche und kommt zu dem Ergebnis, dass es sich tatsächlich um Assads Mail-Verkehr handele.

In den Mails seien zahlreiche private Informationen enthalten, von Familienfotos bis zu einer Geburtsurkunde, die selbst für Geheimdienste schwer zu fälschen seien. Die Zeitung hat nach eigenen Angaben zehn Menschen, deren Mails im Paket enthalten sind, kontaktiert – diese hätten den Inhalt ihrer Mails bestätigt oder zumindest nicht dementiert. Auch Mails zwischen Assad-Beratern und westlichen Journalisten sind enthalten. Die britischen Händler, bei denen Asma al-Assad offenbar unter dem Namen “Alia Kayali” bestellte, bestätigten ebenfalls, dass die Mails tatsächlich bei ihnen eingingen.

Die Domain der Web-Adressen, alshahba.com, klingt plausibel: Shahba ist eine Firmengruppe, die dem syrischen Regime gehört.

Die Möglichkeit, dass die E-Mails gefälscht sind, ist damit gering, wenn auch nicht ausgeschlossen. Die Recherchen des “Guardian” legen nahe, dass die E-Mail-Konten tatsächlich von Assad benutzt wurden. Ob allerdings jede der 3000 Nachrichten tatsächlich aus seinem Account stammt, lässt sich zurzeit kaum beurteilen.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/was-hinter-den-e-mails-von-syriens-diktator-assad-steckt-a-821618.html