MESOP REPORT FROM ZURICH : GANGSTER MOTORRADROCKER-GRUPPEN IN PKK NÄHE / DROGEN & PROSTITUTION / GERMAN & SWISS MOTORCYCLE ROCKER GANGS NEAR TO PKK – DRUGS & PROSTITUTION

Verwirrspiel um kurdische Gang Sondame

Neue Zürcher Zeitung (NZZ) 4 Juni 2015 – Die kurdische Gang Sondame hat trotz provokanten Auftritten, unter anderem in Zürich, bereits wieder ihre Auflösung bekanntgegeben. Die Behörden vermuten ein taktisches Manöver. Die kurdische Gruppierung Sondame sorgte Anfang Mai für Aufsehen, als sie die Zürcher Langstrasse kurzzeitig blockierte. – «Sondame gibt hiermit seine Auflösung bekannt.» Die Erklärung findet sich auf der Facebook-Seite des deutschen Ablegers der von jungen Kurden dominierten Gruppierung. Man habe negative Berichte über die Bande allen Kurden zur Last gelegt, heisst es in der Stellungnahme. «Das ist weder akzeptabel noch hinzunehmen.» Mit der Ankündigung sorgt Sondame für einige Überraschung. Immerhin wäre der Spuk damit bereits nach wenigen Monaten, in denen die Bande mit spektakulären Auftritten für Aufsehen sorgte, wieder zu Ende.

Keine belastbaren Hinweise

In den vergangenen Monaten war es vor allem im deutschen Bundesland Baden-Württemberg immer wieder zu gewalttätigen Scharmützeln mit der Strassengang United Tribuns gekommen. In Frankfurt, Stuttgart oder Ludwigsburg marschierten Sondame-Mitglieder unangekündigt auf. Teilweise nahmen dabei mehrere hundert Personen teil. Auch in der Schweiz registrierte die Polizei mehrere Vorfälle. Der spektakulärste Auftritt spielte sich Anfang Mai in Zürich ab: Mehrere Dutzend dunkel gekleidete junge Männer versammelten sich damals an der Langstrasse. Mitten auf der Strasse posierten sie für die Kamera und blockierten die Fahrbahn. In von Anwohnern aufgenommenen Videos sind laute Schlachtrufe zu hören. Schliesslich beendete die Polizei den martialischen Auftritt unter Einsatz von Gummischrot. Verhaftet wurde jedoch niemand.

Das Schauspiel an der Zürcher Langstrasse war eine deutliche Kampfansage an die United Tribuns. Im Internet kursiert auch ein verwackeltes Handy-Video, in dem ein vermummtes Sondame-Mitglied Brennsprit über eine Kutte mit dem United-Tribuns-Schriftzug schüttet und sie anzündet. Doch wie glaubwürdig ist die selbsterklärte Auflösung? Man habe Kenntnis von der Erklärung, belastbare Hinweise für das Ende der Gruppierung gebe es jedoch nicht, sagt Sigurd Jäger. Der 50-Jährige leitet die Inspektion Organisierte Kriminalität beim Landeskriminalamt (LKA) Baden-Württemberg und kennt die Szene bereits seit Jahren. «Wir behalten die Gruppierungen weiterhin genau im Auge, das Thema geniesst bei uns hohe Priorität.» Jäger sieht hinter dem Vorgehen von Sondame ein taktisch motiviertes Manöver. «Damit will die Gruppierung vermutlich einem möglichen Verbotsverfahren zuvorkommen.»

Rotlichtmilieu und Drogen

Dieses Schicksal hatte die ebenfalls von Kurden geprägte Red Legion ereilt, die als Vorgängerorganisation von Sondame gilt. Mehrere führende Exponenten waren dort zuvor Mitglied. Das Innenministerium Baden-Württemberg hatte die Gruppierung 2013 verboten, nachdem es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen mit Mitgliedern des inzwischen selbst aufgelösten Stuttgarter Chapters der Black Jackets gekommen war. Im Zuge dieses Konflikts wurde ein Mitglied von Angehörigen der Red Legion getötet. Einige Black Jackets sind mittlerweile bei den United Tribuns untergekommen, weshalb sich der Konflikt entsprechend verlagert hat.

Die Behörden warfen der Red Legion zudem Verstrickungen in den Rauschgift- und Waffenhandel vor. Hintergrund der Auseinandersetzungen in diesem Jahr könnte ein Machtkampf im Rotlichtmilieu und im Drogenhandel sein. Die in Stellungnahmen im Internet gemachten Aussagen, die Gruppierung kämpfe gegen Zwangsprostitution und Drogenhandel, hält Jäger jedenfalls für unglaubwürdig. «Sie wollen sich gegen aussen legitimieren.» Sondame versteht sich laut eigenen Angaben nicht als Gang und schon gar nicht als kriminelle Vereinigung, sondern als «grosse, multikulturelle Familie». Mitglieder treten zudem für ein freies Kurdistan ein.

Gespannte Ruhe

Der nun angekündigte Rückzug ist wohl auch eine Reaktion auf den Druck der Strafverfolgungsbehörden. Die Polizei in Baden-Württemberg ging in den letzten Wochen massiv gegen die «Stuttgarter Kurden», wie sich Sondame auch nennt, vor. Mehrere Mitglieder wurden verhaftet. Drei davon sitzen wegen Gewaltdelikten nach wie vor in Untersuchungshaft. «Nun herrscht gespannte Ruhe», sagt Jäger. Möglich ist auch, dass die Bande im Kräftemessen mit anderen Gruppierungen den Kürzeren gezogen hat. In Rocker-Blogs kursieren derartige Darstellungen. Der Druck durch die United Tribuns sei so gross geworden, dass sich Sondame-Mitglieder nicht mehr aus dem Haus getraut hätten, meint ein Kommentator spöttisch. Unklar ist, ob die Auflösung auch für die Schweiz gilt. Auf der entsprechenden Facebook-Seite findet sich der Eintrag jedenfalls nirgends. Das Bundesamt für Polizei hat bisher keine Kenntnis davon, dass sich der Schweizer Ableger ebenfalls aufgelöst hat. «In der Schweiz sind Provokationen und Übergriffe nach wie vor nicht auszuschliessen», sagt Sprecher Alexander Rechsteiner. Auch über die Kräfteverhältnisse hierzulande ist wenig bekannt. Szenekenner bezweifeln indes, dass es zu Auseinandersetzungen im Ausmass wie in Deutschland kommen wird. Sondame sei bisher kein grosses Thema gewesen. In Zürich blieb es laut Angaben der Stadtpolizei Zürich seit dem Aufmarsch Anfang Mai jedenfalls ruhig.  http://www.nzz.ch/zuerich/verwirrspiel-um-kurdische-gang-sondame-1.18555016