heute.de: Sie hegen gewisse Sympathie für die Entscheidung des US-Präsidenten. Warum?
Heiner Flassbeck: Ich hege überhaupt keine Sympathien für Trump. Aber ein Mensch, der vieles falsch macht, kann auch einmal etwas Richtiges tun. Denn es geht hier nicht um freien Handel, es geht um ineffizienten Handel. Wenn Donald Trump sagt, der Handel sei unfair, dann hat er Recht in diesem Punkt und ist damit kein böser Protektionist.
heute.de: Was heißt ineffizienter Handel?
Flassbeck: Auf der einen Seite steht die EU mit Handelsüberschüssen, die sich vor allem aus den riesigen deutschen Überschüssen speisen. Auf der anderen Seite stehen die USA, die seit 30 Jahren mit Defiziten leben. Deutschland ist das größte Überschussland der Welt und die USA sind das größte Defizitland der Welt. Der Handel zwischen den Volkswirtschaften ist vielleicht noch frei, aber nicht mehr effizient. Die Kritik an der deutschen Unterbewertungsstrategie – also die relativ schwachen Lohnsteigerungen bei einem schwachen Euro – gab es bereits unter den US-Präsidenten Bill Clinton und Barack Obama. Politiker im Kongress haben davor gewarnt, ein Handelsabkommen mit notorischen Überschussländern abzuschließen. Trump ist nur der Erste, der etwas unternimmt.