MESOP : MIT GERMAN „OBERST SCHNEIDER“ AN DER KURDENFRONT

Momentan ist an der Front viel los“ – WAZ – 17.03.2015 – Essen/Erbil. Oberst Jochen Schneider war der letzte deutsche Kommandeur des Feldlagers Kundus im Norden Afghanistans. Jetzt leitet er in der nordirakischen Kurdenhauptstadt Erbil die deutsche Ausbildungsmission für die kurdischen Peschmerga, die in schweren Kämpfen mit der Terroristenmiliz Islamischer Staat stehen. Derzeit sind 29 Bundeswehrsoldaten im Nordirak stationiert.Die Bundeswehr bildet seit Februar kurdische Peschmerga für den Kampf gegen die Terrormiliz IS aus. Wie läuft die Mission?

Schneider: Die Bundeswehr ist Teil einer Koalition aus etwa 60 Staaten, die die irakischen Sicherheitskräfte unterstützt und ausbildet. Das Kurdistan Training Coordination Center ist seit dem 8. Februar arbeitsbereit, am 15. haben wir bereits mit der Ausbildung von acht Infanteriezügen begonnen. Niederländische, italienische, britische und deutsche sowie norwegische und amerikanische Soldaten koordinieren nun die gesamte militärische Ausbildung für die Sicherheitskräfte in der Region Kurdistan-Irak im Kampf gegen die globale Bedrohung durch den Terror von IS.

Welche Fähigkeiten werden den Peschmerga vermittelt?

Das zuständige Ministerium der Peschmerga macht uns inhaltliche und zeitliche Vorgaben. Daraufhin planen wir die Ausbildung nach deren Wünschen aus. Im Wesentlichen sollen Waffen und Munition gezielter eingesetzt werden können. Die Peschmerga lernen, sich taktisch im Gelände auf der Ebene eines Zuges, also etwa 30 Soldaten, richtig zu verhalten. Auch Kenntnisse in Erster-Hilfe, beim Erkennen von Sprengfallen sowie Verhalten nach dem Kriegsvölkerrecht werden ausgebildet.

Die Peschmerga kämpfen an vielen Fronten. Wie schlagen sie sich?

Die Peschmerga sind hoch motiviert und sehr engagiert. Sie sind offen für Neues und wollen lernen. Viele sind nach den langen Jahren kriegserfahren. Jedoch führen einfache Fehler im Verhalten häufig zu vermeidbaren Verlusten. Wir zeigen ihnen hier Möglichkeiten zur Verteidigung aus besseren Stellungen und den cleveren Einsatz der eigenen Kräfte und Mittel im Gefecht.

Sind die Peschmerga denn ausreichend ausgerüstet?

Die Waffen und Ausrüstungsgegenstände insbesondere aus Deutschland verbessern deutlich die Schlagkraft der Peschmerga. Zum Beispiel kann die Panzerabwehrwaffe MILAN fahrende Sprengsätze, also mit Sprengstoff gefüllte Fahrzeuge, auf zwei Kilometer Entfernung mit einer Treffsicherheit von 100 Prozent zerstören. Das hat maßgeblich zum Erfolg der Peschmerga beigetragen. Früher fuhren solche Selbstmordattentäter in die Peschmerga-Stellungen, heute können die Peschmerga sie selbst stoppen. Das ist auch psychologisch wichtig. Munition für alle Waffen ist natürlich in diesem Kampf entscheidend.

Sind die deutschen Ausbilder gefährdet?

Momentan ist an der Front sehr viel los. Die IS-Kämpfer an der Frontlinie sind etwa 35 Kilometer von Erbil entfernt. In Tikrit toben Gefechte, IS kämpft und verteidigt mit allen Mitteln, startet auch Gegenangriffe. Es hat im November 2014 einen versuchten Anschlag mit einem Sprengstoff-Auto in Erbil gegeben. Mit solchen Attacken von Einzeltätern oder kleinen Gruppen müssen wir hier immer rechnen. Ich glaube, dass die asymmetrische Bedrohung noch steigen wird, wenn sich jetzt die Ausbildung der Peschmerga vorne auswirkt. Wir haben entsprechende Schutzmaßnahmen getroffen.

Über welche Ressourcen und Fähigkeiten verfügt der Gegner?

IS ist sehr flexibel, gut ausgebildet und ausgerüstet. Er ist in der Lage, in kleinem oder größeren Rahmen Aktionen zu starten, sie verfügen über unterschiedliche konventionelle Waffen. Sie nutzen sehr effizient die Medien auch für die Werbung neuer Kämpfer. Das Neue ist, dass sich die Zahl der Kämpfer, die sich von IS abwendet, erhöht.

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