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Neue Demonstrationen in Israel für Gaza-Deal

08.09.2024, 07:45Lesezeit: 3 Min. FAZ

 

In Israel sind abermals zahlreiche Menschen für ein Abkommen zur Freilassung der Hamas-Geiseln auf die Straße gegangen. Die Verhandlungen darüber stocken, sollen aber weitergehen. Der Überblick.

Während Israels Armee im abgeriegelten Gazastreifen weiter gegen die islamistische Hamas vorgeht, kommt es im eigenen Land zu neuen Massendemonstrationen. Bei der Hauptkundgebung in der Hafenmetropole Tel Aviv sowie weiteren Protesten in anderen israelischen Städten forderten die Teilnehmer ein Abkommen mit der Hamas zur Freilassung von rund 100 Geiseln. Die Organisatoren sprachen laut örtlichen Medienberichten von 500.000 Demonstranten allein in Tel Aviv.

„Wir dürfen kein Leben mehr opfern, wir dürfen sie (die verbleibenden Geiseln) nicht opfern“, sagte die Verwandte einer von den islamistischen Extremisten erschossenen Geisel auf der Kundgebung in Tel Aviv. „Ihre Zeit läuft ab.“

Geisel-Angehörige kritisieren Netanjahu

Terroristen der Hamas hatten Carmel Gat und eine weitere Frau sowie vier Männer in der vergangenen Woche mit Schüssen aus nächster Nähe getötet. Das israelische Militär fand ihre Leichen in einem Tunnel in Gaza, wie es am vergangenen Sonntag bekanntgab. „Die Sechs wären heute hier unter uns, wenn (Israels Ministerpräsident Benjamin) Netanjahu Ja zu einem Deal gesagt hätte“, rief Gats Verwandte mit Trauer und Wut in der Stimme in die Menge.

Die indirekten Verhandlungen zu ihrer Freilassung, bei denen die USA, Ägypten und Qatar zwischen den Konfliktparteien vermitteln, drehen sich seit Monaten ergebnislos im Kreis. Das angestrebte mehrstufige Abkommen würde auch die Beendigung des Krieges, den Rückzug des israelischen Militärs aus dem Gazastreifen und die Entlassung tausender palästinensischer Häftlinge aus israelischen Gefängnissen einschließen.

Verhandlungen sollen weitergehen

Kritiker werfen Israels Regierungschef Netanjahu vor, den Abschluss einer derartigen Vereinbarung mit überzogenen Forderungen – wie etwa der nach einem dauerhaften Verbleib des israelischen Militärs an strategischen Stellen des Gazastreifens – zu torpedieren. Netanjahu regiert in einer Koalition mit rechtsextremen Parteien, die jegliche Zugeständnisse an die Hamas ablehnen und ihm mit dem Platzen des Regierungsbündnisses drohen.

Der Chef des US-Auslandsgeheimdienstes CIA, William Burns, hat weitere indirekte Verhandlungen angekündigt. „Wir werden diesen detaillierteren Vorschlag vorlegen, in den nächsten paar Tagen, wie ich hoffe, und dann werden wir sehen“, sagte Burns auf einer Veranstaltung der Zeitung „Financial Times“ in London. Er leitet in der Regel die US-Delegation bei den indirekten Verhandlungen, die meist in Kairo oder in Doha stattfinden.

US-Delegationsleiter hofft auf Durchbruch

US-Medien hatten bereits kürzlich über einen geplanten letzten Vorschlag für ein Abkommen berichtet. Sollten beide Konfliktparteien auch diesen wieder nicht akzeptieren, könnte es das Ende der Verhandlungen bedeuten, hieß es. Burns’ Worten zufolge steht unermesslich viel auf dem Spiel – auch für die Zukunft und Sicherheit der gesamten Nahost-Region.

Die nötigen Fortschritte bei den Verhandlungen seien am Ende „eine Frage des politischen Willens“, sagte er. Er hoffe zutiefst, dass die Führungen beider Konfliktparteien die nötigen harten Entscheidungen treffen und politische Kompromisse eingehen werden, sagte Burns.