MESOP MIDEAST WATCH SPEZIAL: Erdogan reist zu Putin nach Russland: Selenskyj-Berater wütet gegen Türkei

Kurz vor dem G20-Gipfel will Erdogan seinen Amtskollegen Putin in der russischen Stadt Sotschi besuchen. Es dürfte besonders um den Getreidedeal gehen. Aus der Ukraine kommen kritische Stimmen.

Update vom 29. August, 16.50 Uhr: Unter Berufung auf türkische Quellen meldete das Nachrichtenportal Middle East Eye nun, der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan werde Russland am 4. September besuchen. Weder Moskau noch Ankara haben bislang ein konkretes Datum genannt. Von der Nachrichtenagentur Bloomberg hieß es zuletzt, das Treffen mit Russlands Machthaber Wladimir Putin werde am 8. September stattfinden.

Erdogan wird Putin in Sotschi treffen: Datum steht nun fest

Türkische Quellen teilten der Nachrichtenagentur Bloomberg mit, Erdogan werde sehr wahrscheinlich vor dem G20-Gipfel in Indien nach Russland reisen und am 8. September Putin treffen. Der G20-Gipfel in Neu-Delhi beginnt schon direkt am nächsten Tag und dauert bis zum 10. September. Den türkischen Beamten zufolge wird es beim Treffen zwischen Erdogan und Putin um eine mögliche Fortsetzung des Getreidedeals gehen. Russland war im Juli aus dem Deal ausgestiegen und hatte dem Westen vorgeworfen, Versprechen nicht erfüllt zu haben.

Der Sprecher der türkischen Regierungspartei AK Partei, Ömer Celik, bestätigte die Reise Erdogans. „Unser Präsident Erdogan wird demnächst nach Sotschi reisen, es könnte Entwicklungen beim Getreidedeal geben“, sagte er am Montag (28. August) auf einer Pressekonferenz. Celik lobte Erdogans Anstrengungen, eine globale Ernährungskrise zu verhindern. Erdogan, der an der Aushandlung des Getreidedeals beteiligt war, betrachtet das Abkommen als eine große diplomatische Errungenschaft der Türkei.

Ukrainischer Diplomat Podoljak wütet gegen Erdogan-Regierung: „So könnt ihr euch nicht verhalten“

Bislang stellt sich die Türkei gegen jede Alternative des Getreidedeals ohne eine Beteiligung Russlands. Zuletzt hatte es Gerüchte um einen Deal zwischen Russland, der Türkei und Katar gegeben. Ankara will unbedingt, dass die Interessen Russlands gewährleistet werden und beruft sich dabei auf die Vermittlerrolle im Schwarzen Meer. Nur wenn auch Russland beteiligt sei, könne man eine reibungslose Abwicklung garantieren heißt. In der Ukraine sorgt dies für Kritik.

Am vergangenen Samstag äußerte sich der Berater des ukrainischen Präsidenten, Mikhailo Podoljak, mit scharfen Worten über die Türkei. Er kritisierte, dass die Türkei das Gespräch mit Russland sucht. „So könnt ihr euch nicht verhalten“, sagte er laut der Nachrichtenagentur Unian und ergänzte: „Ihr könnt doch nicht ständig sagen, dass ihr euch mit Putin absprechen wollt.“ Schließlich habe Russland die Türkei, das als starkes Schwarzmeerland gelte, gedemütigt – offensichtlich ein Verweis auf die Durchsuchung des türkischen Frachters Sükrü Okan.

„Warum geht ihr noch nach Sotschi, um mit Putin über die Verlängerung des Getreideabkommens zu sprechen?“, fragte Podoljak die türkische Regierung. Das Getreideabkommen habe von nun an „nichts mehr mit Russland zu tun“. Daher dürfe sich die Türkei auch nicht ständig von Russland demütigen lassen. Das einzige Land, das derzeit Entschlossenheit im Schwarzen Meer zeige, sei die Ukraine, erklärte der Selenskyj-Berater und verwies auf ukrainische Drohnenangriffe gegen russische Ziele. (bb)