MESOP MIDEAST WATCH : „EIN GUTES KOLONIALPROJEKT!“ Chronologie der Staatsgründung Israels.

Teil 2

August 1897

Erster Zionistischer Kongress in Basel

 

Theodor Herzl lädt jüdische Abordnungen aus ganz Europa zum ersten zionistischen Kongress ein (29.-31. August). Dort wird das sogenannte Baseler Programm angenommen. Der Kernsatz lautet:

Der Zionismus erstrebt die Schaffung einer öffentlich-rechtlich gesicherten Heimstätte in Palästina für diejenigen Juden, die sich nicht anderswo assimilieren können oder wollen.

Herzl sagt später dazu:

Fasse ich den Baseler Congress in ein Wort zusammen – das ich mich hüten werde öffentlich auszusprechen – so ist es dieses: in Basel habe ich den Judenstaat gegründet. Wenn ich das heute laut sagte, würde mir ein universelles Gelächter antworten. Vielleicht in fünf Jahren, jedenfalls in fünfzig wird es Jeder einsehen.

1904

1904 – 1914

Zweite Alijah

Die zweite jüdische Einwanderungswelle nach Palästina kommt hauptsächlich aus Russland und Polen (35000 bis 40000 Personen)

Juli 1904

Theodor Herzl stirbt

Herzl, der zeit seines Lebens an einer Herzschwäche leidet, stirbt am 03. Juli 1904.

1909

April 1909

Gründung von Tel Aviv

1910

Oktober 1910

Gründung des ersten Kibbuz Degania

Das prominenteste Gründungsmitglied war Aharon David Gordon, der viel zur Entstehung und Festigung des “Pioniergeistes” vor der Gründung Israels beitrug. Der populärste Bewohner Deganias war der spätere General und Verteidigungsminister Moshe Dayan.

1914

Juli 1914

Beginn des Ersten Weltkriegs

August 1914

Osmanisches und Deutsches Reich schliessen Kriegsallianz

Die Türken werden Bündnispartner Deutschlands. Ihr Herrschaftsgebiet umfasst einen großen Teil des Vorderen Orients einschließlich des heutigen ganzen Libanon, Syrien, Palästina, Jordanien und Teilen des Irak und Saudi-Arabiens (“Hedschas“).

1915

McMahon Zusage

Ab 1915 verhandelt der britische Hochkommissar von Ägypten Sir Henry McMahon mit Scherif Hussein von Mekka, um die Stämme des Hedschas zur Revolte gegen die türkische Herrschaft zu bewegen.

McMahon verspricht Hussein, dass England nach dem Krieg die Schaffung eines unabhängigen arabischen Staates unter Führung von Hussein unterstützen wird. Darin sollte auch Palästina beinhaltet sein.

Januar 1915

Großbritannien beginnt Eroberung des Sinai und Palästinas

1916

  1. Mai 1916

Sykes-Picot-Abkommen

In einem geheimen Vertrag legen England (Sir Marc Sykes) und Frankreich (Francois Picot) fest, dass und wie sie nach dem Ende des Ersten Weltkrieges den Nahen und Mittleren Osten unter sich aufteilen wollen.

Das Abkommen steht im direkten Gegensatz zur britischen McMahon-Zusage an Scherif Hussein im Jahr zuvor.

1917

November

1917 Balfour-Deklaration

Englands Außenminister Lord Arthur James Balfour gibt am 2. November 1917 die sogenannte Balfour-Erklärung heraus:

England verspricht den Juden Unterstützung bei der Gründung einer “nationalen Heimstätte in Palästina“, solange dabei nicht die “zivilen und religiösen Rechte existierender nicht-jüdischer Gemeinschaften in Palästina” beeinträchtigt werden.

Die Balfour-Deklaration ist einer der letzten Akte des Kolonial-Zeitalters: Eine europäische Großmacht entscheidet über die Zukunft einer nicht-europäischen Region.

Die Balfour-Erklärung steht im Gegensatz sowohl zur McMahon-Zusage an Scherif Hussein zwei Jahre zuvor, als auch dem Sykes-Picot-Abkommen ein Jahr zuvor.

Dezember 1917

Allenby erobert Jerusalem

General Allenby, der britische Oberbefehlshaber der englischen Palästina-Expedition, erobert Jerusalem.

1918

1918 – 1929

Ben Gurions sozialistische Phase

David Ben Gurion sieht das Verhältnis von Zionisten zu den Arabern unter sozialistischen Vorzeichen: Unterschiede in Bezug auf Religion oder Nationalität müssen überwunden werden, da es der sozialistischen Idee nach Brüderlichkeit geben muss unter allen Mitgliedern der Arbeiterklasse. Diese Phase endet mit dem arabischen Aufstand von 1929.

Oktober 1918

Das Osmanisches Reich kapituliert

Großbritannien hat die osmanisch-deutschen Kräfte im Vorderen Orient besiegt. Die Türken kapitulieren im Frieden von Mudros. England wird damit zur Besatzungsmacht in Palästina und Jordanien. England wird 1920 vom Völkerbund das offizielle Mandat über diese Gebiete bekommen.

1919

1919 – 1923

Dritte Alijah

Die dritte jüdische Einwanderungswelle nach Palästina kommt vor allem aus Russland (ca. 350.00 Personen)

August 1919

Bericht der King – Crane Kommission

Auf der Pariser Friedenskonferenz beruft US Präsident Wilson eine Nahost-Kommission ein. Die Amerikaner Henry King und Charles Crane sollen u.a. die Lage in Palästina beurteilen. In ihrem Abschlußbericht heißt es unter Bezug auf den Text der Balfour-Deklaration:

Es ist kaum zu bezweifeln, dass das extreme zionistische Programm stark verändert werden muss.

Denn “ein nationales Zuhause für das jüdische Volk” ist nicht gleichbedeutend mit der Umwandlung Palästinas in einen jüdischen Staat; noch kann die Errichtung eines solchen jüdischen Staates erreicht werden ohne die schwerste Übertretung der “zivilen und religiösen Rechte existierender nicht-jüdischer Gemeinschaften in Palästina.“

Die Tatsache kam immer wieder zum Vorschein in den Treffen der Kommission mit jüdischen Vertretern, dass die Zionisten praktisch eine vollständige Enteignung der derzeitigen nichtjüdischen Bewohner Palästinas durch verschiedene Formen des Kaufs anstreben. […]

Angesichts all dieser Überlegungen und mit einem tiefen Gefühl des Mitgefühls für die jüdische Sache fühlen sich die Kommissare verpflichtet zu empfehlen, dass die [Pariser] Friedenskonferenz nur ein stark reduziertes zionistisches Programm anstrebt und selbst das nur sehr langsam eingeleitet wird.

Das müsste bedeuten, dass die jüdische Einwanderung definitiv begrenzt werden sollte und dass das Projekt, Palästina eindeutig zu einem jüdischen Commonwealth zu machen, aufgegeben werden sollte.

US Präsident Wilson legte diesen Bericht in die Schublade. Er wurde erst 1922 publik, und fand nie die Unterstützung der amerikanischen Regierung.

1920

1920 – (heute ?)

Das Prinzip “Jüdische Arbeit” wird proklamiert

David Ben Gurion proklamiert das Prinzip der “jüdischen Arbeit”: Jüdische Betriebe sollen Juden anstellen, keine Araber.

Februar 1920

Arabische Demonstrationen in Jerusalem

In Jerusalem demonstrieren zahlreiche Araber für die Vereinigung Syriens und Palästinas. Richard Meinertzhagen, Englands leitender politischer Offizier in Palästina, und W.F. Stirling, englischer Gouverneur von Jaffa, sehen die Franzosen im Libanon als Drahtzieher der Unruhen, um die britische Position in Palästina zu schwächen. Das ist eine plausible Annahme, da die Briten ihrerseits vieles unternommen haben, um die Position Frankreichs in Syrien und dem Libanon zu untergraben.

April 1920

Nebi Musa Unruhen in Jerusalem

Beim großen jährlichen Nebi Musa Fest halten arabische Anführer in Jerusalem politische Reden gegen die britischen Besatzer und gegen die jüdische Einwanderung. Es kommt zu Auseinandersetzungen zwischen Arabern und Juden. Die britische Polizei benötigt vier Tage um Ordnung zu schaffen (04.-07.April). Fünf Araber und vier Juden kommen zu Tode. Die jüdische Seite wirft England antisemitische Parteilichkeit vor. Englands Premier Lloyd George kündigt an, den Militärgouverneur durch einen zivilen Hochkommissar zu ersetzen (Herbert Samuel).

April 1920

Konferenz von San Remo

Im italienischen San Remo findet vom 19.-26.April 1920 eine Konferenz der Siegermächte des Ersten Weltkriegs statt. Großbritannien soll das Mandat für Palästina und den späteren Irak bekommen. Frankreich zur Mandatsmacht von Syrien und dem Libanon werden. Der Völkerbund besiegelt das zwei Monate später.

Juni 1920

Gründung der Haganah

Angesichts der Nebi Musa Unruhen vom April desselben Jahres gründet der Jishew – die jüdische Gemeinde Palästinas – die bewaffnete Miliz Hagana. Sie ist der Vorläufer der späteren regulären Armee Israels (IDF).

Juni 1920

England erhält Mandat über Palästina

Der Völkerbund überträgt Großbritannien das Mandat über Palästina. Das Mandat wird 1948 enden.

Juli 1920

Sir Herbert Samuel wird Hochkommissar für Palästina

Der bisherige britische Militärgouverneur Allenby sieht in der Ernennung des erklärten Zionisten Samuel eine große Gefahr für den Frieden in Palästina: Die Araber würden das als ersten Schritt der Übergabe des Landes an die Juden ansehen.

Dezember 1920

Gründung der jüdischen Gewerkschaft Histadrut

1921

Mai 1921

U.S. Emergency Quota Act

In Amerika wird ein verschärftes Einwanderungsgesetz erlassen. Eine Quotenregelung schränkt auch die jüdische Immigration stark ein.

In den vierzig vorangegangenen Jahren waren fast alle ost-europäischen Juden nicht nach Palästina, sondern nach Amerika ausgewandert. Erst mit Erlass dieses Einwanderungsgesetzes wird Palästina der Menge der Einwanderer nach zum Mittelpunkt jüdischer Einwanderung.

Mai 1921

Ausschreitungen gegen Juden in Jaffa

Bei jüdischen 1.-Mai-Kundgebungen rivalisierender Kommunisten und Sozialisten im arabisch-jüdischen Teil von Jaffa kommt es zu Prügeleien. Unter Arabern verbreitet sich das Gerücht, es habe Gewalttaten von Juden gegen Araber gegeben. Ein arabischer Mob zieht los und verübt Ausschreitungen gegen Juden in Jaffa. 47 Juden und 48 Araber kommen zu Tode.

1922

Dezember 1922

Ben Gurion fordert massive Einwanderung

Auf der 3. Generalversammlung der Arbeiterpartei Achdut Ha’avoda fordert ihr Vorsitzender Ben Gurion angesichts eines “drohenden Bankrotts der zionistischen Bewegung“:

Das wesentliche Bestreben, das unser Denken und unsere Arbeit bestimmen sollte, ist die Eroberung des Landes und dessen Aufbau durch umfangreiche Einwanderung. […]

Wir sind Eroberer eines Landes und sehen uns einer Eisernen Mauer gegenüber, die wir durchbrechen müssen.

Juli 1922

Völkerbund bestätigt britisches Mandat

Der Völkerbund bestätigt am 24. Juli das britische Mandat über Palästina”

 

Quelle: Cafe Tel Aviv