MESOP MIDEAST WATCH : „EIN GUTES KOLONIALPROJEKT“
Chronologie der Staatsgründung Israels -Teil 3
November 1923 – QUELLE CAFE TEL AVIV
Jabotinsky verfasst “Eiserne Mauer“
Der rechts-nationalistische jüdische Politiker Vladimir Jabotinsky verfasst eine Streitschrift, die bald berühmt wird.
Damit der Zionismus umgesetzt werden kann sieht Jabotinsky als einzige Möglichkeit eine harte Politik gegenüber den Arabern Palästinas:
wenn sich eine flächenmäßig so große Nation [wie die der Araber unserer Einwanderung] widersetzt, was vollkommen natürlich ist – muss sie gezwungen werden. […]
Das ist die einzige arabische Politik, die wir für möglich halten.
1924
1924 – 1931
Vierte Alijah
Die Vierte Alijah kommt vor allem aus Polen und der Sowjetunion (ca. 80.000 Personen)
1925
April 1925
Eröffnung der Hebräischen Universität Jerusalem
1928
In Ägypten wird die Muslim-Bruderschaft gegründet
Der Lehrer und Religionsführer Hassan al-Banna gründet die Muslimbruderschaft, um die nationale Bewegung zu stärken und gegen die britische Besatzung des Landes zu kämpfen. Die heute in Gaza regierende Hamas versteht sich als Ableger der Muslimbrüder, weshalb sie von der ägyptischen Regierung mit Argwohn betrachtet wird.
1929
1929-1936
Ende der sozialistischen Phase Ben Gurions
Mit den arabischen Unruhen vom August 1929 und dem landesweiten Arabischen Aufstand ab 1936 endet Ben Gurions Phase der “sozialistischen Brüderlichkeit” gegenüber den Arabern. Er sieht nur noch einen politischen Kampf um alles oder nichts, den es zu gewinnen gilt.
August 1929
Arabische Unruhen
Zwischen dem 23. und 29. August kommt es in mehreren Städten Palästinas zu arabischen Gewalttaten, die viele Tote fordern. Allein in Hebron wurden 67 Mitglieder der dortigen jüdischen Gemeinde getötet. Die Unruhen wurden durch einen Streit zwischen jüdischen und arabischen Nationalisten an der Klagemauer in Jerusalem ausgelöst. Dort hatten jüdische Nationalisten mit Fahnen und Gesängen demonstriert.
Geschichte von Israel und Palästina (1833-heute)
- Juli 2018 Schlesinger jr. Allgemein
Inhaltsverzeichnis Anzeigen
Geschichte von Israel und Palästina / Geschichte des Nahostkonflikts
Hafen von Jaffa (1936)
1833
Palästina ist ein “gutes Kolonialprojekt”
Der französische Orientalist Alphonse de Lamartine besucht Palästina. Lamartine erstellt für die französische Regierung ein politisches Resümee: Palästina sei kein richtiges Land. Es sei deshalb ein sehr gutes imperiales oder koloniales Projekt.
Lamartine war damit der geistige Vorgänger des Zionisten Leon Zangwill, von dem der Satz stammen soll:
Palästina ist ein Land ohne Volk, für ein Volk ohne Land
(womit die weltweit verstreuten Juden der “Diaspora” gemeint waren).
1838
England eröffnet Konsulat in Jerusalem
Großbritannien beobachtet mit Sorge, wie die Großmächte Rußland und Frankreich versuchen ihre Positionen im Vorderen Orient zu stärken. Rußland sieht sich dort als Schutzmacht der orthodoxen Christen, während sich Frankreich als Interessenvertreter der katholischen Christen versteht. Das protestantische England muss sich sein “Klientel” erst schaffen. Dafür wurden vor allem die Juden ausgewählt.
1840
England wirbt für Rückkehr der Juden nach nach Palästina
Nachdem England einen Vorwand braucht, sich im Vorderen Orient als Schutzmacht zu positionieren werden die Juden als Schutzbefohlene angesehen. In den vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts wird in der Politik und in den Medien Englands dafür geworben, dass Juden nach Palästina zurück kehren sollten. Der einflußreiche Lord Shaftesbury setzt 1940 eine Anzeige in die TIMES und bewirbt die jüdische Ansiedlung.
1862
Moses Hess verfasst “Rom und Jerusalem – Die letzte Nationalitätenfrage”
Der deutsch-jüdische Philosoph und Journalist Moses Hess – zeitweise ein Kollege von Karl Marx bei der Rheinischen Post in Köln – ist von der italienischen Freiheitsbewegung unter Garibaldi beeindruckt. Unter diesem Eindruck gibt Hess das Buch “Rom und Jerusalem” heraus. Darin spricht er sich für eine jüdische Rückkehr nach Palästina aus. Er wirbt für den Aufbau einer sozialistischen Gesellschaft, die sich vor allem der Landwirtschaft widmen soll. Unter Zionisten gewinnt der von Hess geprägte Begriff “Rücknahme des Bodens” im Lauf der Zeit große Popularität.
1866
Dunant wirbt für Kolonisierung Palästinas
Henry Dunant, der französische Begründer des Internationalen Roten Kreuzes, ruft zur Schaffung einer Gesellschaft zur Erneuerung des Orients auf. Das Ziel ist die massenhafte Kolonisierung Palästinas – auch von Juden – unter dem Protektorat von Napoleon III. So wie die Engländer sahen auch die Franzosen die Juden als eine Art Erfüllungsgehilfen vor Ort an.
1881
- März 1881
Ermordung des russischen Zaren Alexander II.
In der Folge der Ermordung kommt es im ganzen russischen Reich bis 1884 immer wieder zu schweren Ausschreitungen gegenüber Juden. Sie werden beschuldigt hinter dem Attentat zu stehen. Ein wahrscheinlich schwerwiegenderes Motiv für die Pogrome besteht im Vorwurf, die Juden würden die russischen Arbeiter und Bauern ausbeuten. So lautet ein Flugblatt der südrussischen Arbeiter-Gewerkschaft beim schweren Pogrom in Kiew. Gemeint war der tatsächlich vorhandene als Zinswucherer und Landpächter
1882
Leo Pinsker gibt das Werk “Autoemanzipation” heraus
Der polnisch-russische Jude Leo Pinsker verfasst unter dem Eindruck der schweren anti-semitischen Pogrome dieser Zeit eines der Frühwerke des beginnenden Zionismus. In dem anonym auf deutsch herausgegebenen Buches wendet sich Pinsker von seinem früheren Vertrauen in die Möglichkeiten der Assimilation ab und spricht sich für einen eigenen jüdischen Staat aus.
Mai 1882
Rußland erlässt anti-jüdische “Mai-Gesetze”
Konstantin Pobedonostsev, der Vorsitz der “Heiligen Synode” der russisch-orthodoxen Kirche, beschreibt die Ziele dieser Gesetze so:
Ein Drittel der Juden wird zum Christentum konvertieren,
ein Drittel wird verhungern,
und ein Drittel wird aus dem Land fliehen.
1882 – 1903
Erste Alijah
Die erste jüdische / zionistische Welle von Einwanderern gelangt nach Palästina (20.000 bis 30.000 Personen). Der Begriff Alijah kommt aus dem Hebräischen und bedeutet soviel wie “Aufstieg”. Damit ist sowohl der geografische Anstieg nach dem höher gelegenen Jerusalem gemeint, als auch eine vermeintliche spirituelle Erhebung, die mit der Einwanderung verbunden sein soll. In Bezug auf die spirituelle Erhebung waren es nicht selten Massen von Mosquitos der malaria-verseuchten Gegenden, die diese Erwartungen völlig unromantisch zerstörten.
1886
- Oktober 1886
Geburt von David Ben Gurion
Im polnischen Plonsk wird David Gruen geboren. Als David Ben Gurion wird er zum Staatsgründer Israels (1948).
1891
Reisebericht von Achad Haam
Achad Haam, mit bürgerlichem Namen Asher Ginzberg und einer der populärsten zionistischen Denker seiner Zeit, schreibt nach einer Palästina-Reise:
Die jüdischen Siedler behandeln die Araber mit Feindseligkeit und Grausamkeit, betreten widerrechtlich ihr Land, schlagen sie schamlos ohne hinreichenden Grund und sind sogar stolz darauf.
Die Juden waren Sklaven im Land ihres Exils, und plötzlich befinden sie sich in grenzenloser wilder Freiheit […].
Diese plötzliche Veränderung hat in ihren Herzen eine Neigung zur Tyrannei erzeugt, wie es immer geschieht, wenn Sklaven zu Herrschern werden.
1894
Oktober 1894
Beginn der Dreyfus-Affäre
Alfred Dreyfus, Hauptmann im französischen Generalstab, wird unter der Anschuldigung des Hochverrats verhaftet. Er wird verurteilt zu lebenslanger Verbannung und dazu verbracht auf die Teufelsinsel vor der südamerikanischen Küste. Er wird 1906 wegen erwiesener Unschuld freigesprochen. Für viele war die “Dreyfus Affäre” ein weiterer Beleg für den scharfen Antisemitismus jener Zeit.
1896
Theodor Herzl gibt das Buch “Der Judenstaat” heraus
Der österreichische Journalist und Publizist Herzl ist erschüttert von der Dreyfus-Affäre in Frankreich. “Der Judenstaat” wird zur Gründungs-Schrift des politischen Zionismus, und erzielt große Resonanz unter europäischen Juden.
Über den Antisemitismus seiner Zeit schreibt Herzl:
In Russland werden Judendörfer gebrandschatzt, in Rumänien erschlägt man ein paar Menschen, in Deutschland prügelt man sie gelegentlich durch, in Österreich terrorisieren die Antisemiten das ganze öffentliche Leben, in Algerien treten Wanderhetzprediger auf, in Paris knöpft sich die sogenannte bessere Gesellschaft zu, die Cercles schließen sich gegen die Juden ab.
Herzl wird zur zentralen Figur des politischen Zionismus.
1897
August 1897
Erster Zionistischer Kongress in Basel
Theodor Herzl lädt jüdische Abordnungen aus ganz Europa zum ersten zionistischen Kongress ein (29.-31. August). Dort wird das sogenannte Baseler Programm angenommen. Der Kernsatz lautet:
Der Zionismus erstrebt die Schaffung einer öffentlich-rechtlich gesicherten Heimstätte in Palästina für diejenigen Juden, die sich nicht anderswo assimilieren können oder wollen.
Herzl sagt später dazu:
Fasse ich den Baseler Congress in ein Wort zusammen – das ich mich hüten werde öffentlich auszusprechen – so ist es dieses: in Basel habe ich den Judenstaat gegründet. Wenn ich das heute laut sagte, würde mir ein universelles Gelächter antworten. Vielleicht in fünf Jahren, jedenfalls in fünfzig wird es Jeder einsehen.
1904
1904 – 1914
Zweite Alijah
Die zweite jüdische Einwanderungswelle nach Palästina kommt hauptsächlich aus Russland und Polen (35000 bis 40000 Personen)
Juli 1904
Theodor Herzl stirbt
Herzl, der zeit seines Lebens an einer Herzschwäche leidet, stirbt am 03. Juli 1904.
1909
April 1909
Gründung von Tel Aviv
1910
Oktober 1910
Gründung des ersten Kibbuz Degania
Das prominenteste Gründungsmitglied war Aharon David Gordon, der viel zur Entstehung und Festigung des “Pioniergeistes” vor der Gründung Israels beitrug. Der populärste Bewohner Deganias war der spätere General und Verteidigungsminister Moshe Dayan.
1914
Juli 1914
Beginn des Ersten Weltkriegs
August 1914
Osmanisches und Deutsches Reich schliessen Kriegsallianz
Die Türken werden Bündnispartner Deutschlands. Ihr Herrschaftsgebiet umfasst einen großen Teil des Vorderen Orients einschließlich des heutigen ganzen Libanon, Syrien, Palästina, Jordanien und Teilen des Irak und Saudi-Arabiens (“Hedschas“).
1915
McMahon Zusage
Ab 1915 verhandelt der britische Hochkommissar von Ägypten Sir Henry McMahon mit Scherif Hussein von Mekka, um die Stämme des Hedschas zur Revolte gegen die türkische Herrschaft zu bewegen.
McMahon verspricht Hussein, dass England nach dem Krieg die Schaffung eines unabhängigen arabischen Staates unter Führung von Hussein unterstützen wird. Darin sollte auch Palästina beinhaltet sein.
Januar 1915
Großbritannien beginnt Eroberung des Sinai und Palästinas
1916
- Mai 1916
Sykes-Picot-Abkommen
In einem geheimen Vertrag legen England (Sir Marc Sykes) und Frankreich (Francois Picot) fest, dass und wie sie nach dem Ende des Ersten Weltkrieges den Nahen und Mittleren Osten unter sich aufteilen wollen.
Das Abkommen steht im direkten Gegensatz zur britischen McMahon-Zusage an Scherif Hussein im Jahr zuvor.
1917
November
1917 Balfour-Deklaration
Englands Außenminister Lord Arthur James Balfour gibt am 2. November 1917 die sogenannte Balfour-Erklärung heraus:
England verspricht den Juden Unterstützung bei der Gründung einer “nationalen Heimstätte in Palästina“, solange dabei nicht die “zivilen und religiösen Rechte existierender nicht-jüdischer Gemeinschaften in Palästina” beeinträchtigt werden.
Die Balfour-Deklaration ist einer der letzten Akte des Kolonial-Zeitalters: Eine europäische Großmacht entscheidet über die Zukunft einer nicht-europäischen Region.
Die Balfour-Erklärung steht im Gegensatz sowohl zur McMahon-Zusage an Scherif Hussein zwei Jahre zuvor, als auch dem Sykes-Picot-Abkommen ein Jahr zuvor.
Dezember 1917
Allenby erobert Jerusalem
General Allenby, der britische Oberbefehlshaber der englischen Palästina-Expedition, erobert Jerusalem.
1918
1918 – 1929
Ben Gurions sozialistische Phase
David Ben Gurion sieht das Verhältnis von Zionisten zu den Arabern unter sozialistischen Vorzeichen: Unterschiede in Bezug auf Religion oder Nationalität müssen überwunden werden, da es der sozialistischen Idee nach Brüderlichkeit geben muss unter allen Mitgliedern der Arbeiterklasse. Diese Phase endet mit dem arabischen Aufstand von 1929.
Oktober 1918
Das Osmanisches Reich kapituliert
Großbritannien hat die osmanisch-deutschen Kräfte im Vorderen Orient besiegt. Die Türken kapitulieren im Frieden von Mudros. England wird damit zur Besatzungsmacht in Palästina und Jordanien. England wird 1920 vom Völkerbund das offizielle Mandat über diese Gebiete bekommen.
1919
1919 – 1923
Dritte Alijah
Die dritte jüdische Einwanderungswelle nach Palästina kommt vor allem aus Russland (ca. 350.00 Personen)
August 1919
Bericht der King – Crane Kommission
Auf der Pariser Friedenskonferenz beruft US Präsident Wilson eine Nahost-Kommission ein. Die Amerikaner Henry King und Charles Crane sollen u.a. die Lage in Palästina beurteilen. In ihrem Abschlußbericht heißt es unter Bezug auf den Text der Balfour-Deklaration:
Es ist kaum zu bezweifeln, dass das extreme zionistische Programm stark verändert werden muss.
Denn “ein nationales Zuhause für das jüdische Volk” ist nicht gleichbedeutend mit der Umwandlung Palästinas in einen jüdischen Staat; noch kann die Errichtung eines solchen jüdischen Staates erreicht werden ohne die schwerste Übertretung der “zivilen und religiösen Rechte existierender nicht-jüdischer Gemeinschaften in Palästina.“
Die Tatsache kam immer wieder zum Vorschein in den Treffen der Kommission mit jüdischen Vertretern, dass die Zionisten praktisch eine vollständige Enteignung der derzeitigen nichtjüdischen Bewohner Palästinas durch verschiedene Formen des Kaufs anstreben. […]
Angesichts all dieser Überlegungen und mit einem tiefen Gefühl des Mitgefühls für die jüdische Sache fühlen sich die Kommissare verpflichtet zu empfehlen, dass die [Pariser] Friedenskonferenz nur ein stark reduziertes zionistisches Programm anstrebt und selbst das nur sehr langsam eingeleitet wird.
Das müsste bedeuten, dass die jüdische Einwanderung definitiv begrenzt werden sollte und dass das Projekt, Palästina eindeutig zu einem jüdischen Commonwealth zu machen, aufgegeben werden sollte.
US Präsident Wilson legte diesen Bericht in die Schublade. Er wurde erst 1922 publik, und fand nie die Unterstützung der amerikanischen Regierung.
1920
1920 – (heute ?)
Das Prinzip “Jüdische Arbeit” wird proklamiert
David Ben Gurion proklamiert das Prinzip der “jüdischen Arbeit”: Jüdische Betriebe sollen Juden anstellen, keine Araber.
Februar 1920
Arabische Demonstrationen in Jerusalem
In Jerusalem demonstrieren zahlreiche Araber für die Vereinigung Syriens und Palästinas. Richard Meinertzhagen, Englands leitender politischer Offizier in Palästina, und W.F. Stirling, englischer Gouverneur von Jaffa, sehen die Franzosen im Libanon als Drahtzieher der Unruhen, um die britische Position in Palästina zu schwächen. Das ist eine plausible Annahme, da die Briten ihrerseits vieles unternommen haben, um die Position Frankreichs in Syrien und dem Libanon zu untergraben.
April 1920
Nebi Musa Unruhen in Jerusalem
Beim großen jährlichen Nebi Musa Fest halten arabische Anführer in Jerusalem politische Reden gegen die britischen Besatzer und gegen die jüdische Einwanderung. Es kommt zu Auseinandersetzungen zwischen Arabern und Juden. Die britische Polizei benötigt vier Tage um Ordnung zu schaffen (04.-07.April). Fünf Araber und vier Juden kommen zu Tode. Die jüdische Seite wirft England antisemitische Parteilichkeit vor. Englands Premier Lloyd George kündigt an, den Militärgouverneur durch einen zivilen Hochkommissar zu ersetzen (Herbert Samuel).
April 1920
Konferenz von San Remo
Im italienischen San Remo findet vom 19.-26.April 1920 eine Konferenz der Siegermächte des Ersten Weltkriegs statt. Großbritannien soll das Mandat für Palästina und den späteren Irak bekommen. Frankreich zur Mandatsmacht von Syrien und dem Libanon werden. Der Völkerbund besiegelt das zwei Monate später.
Juni 1920
Gründung der Haganah
Angesichts der Nebi Musa Unruhen vom April desselben Jahres gründet der Jishew – die jüdische Gemeinde Palästinas – die bewaffnete Miliz Hagana. Sie ist der Vorläufer der späteren regulären Armee Israels (IDF).
Juni 1920
England erhält Mandat über Palästina
Der Völkerbund überträgt Großbritannien das Mandat über Palästina. Das Mandat wird 1948 enden.
Juli 1920
Sir Herbert Samuel wird Hochkommissar für Palästina
Der bisherige britische Militärgouverneur Allenby sieht in der Ernennung des erklärten Zionisten Samuel eine große Gefahr für den Frieden in Palästina: Die Araber würden das als ersten Schritt der Übergabe des Landes an die Juden ansehen.
Dezember 1920
Gründung der jüdischen Gewerkschaft Histadrut
1921
Mai 1921
U.S. Emergency Quota Act
In Amerika wird ein verschärftes Einwanderungsgesetz erlassen. Eine Quotenregelung schränkt auch die jüdische Immigration stark ein.
In den vierzig vorangegangenen Jahren waren fast alle ost-europäischen Juden nicht nach Palästina, sondern nach Amerika ausgewandert. Erst mit Erlass dieses Einwanderungsgesetzes wird Palästina der Menge der Einwanderer nach zum Mittelpunkt jüdischer Einwanderung.
Mai 1921
Ausschreitungen gegen Juden in Jaffa
Bei jüdischen 1.-Mai-Kundgebungen rivalisierender Kommunisten und Sozialisten im arabisch-jüdischen Teil von Jaffa kommt es zu Prügeleien. Unter Arabern verbreitet sich das Gerücht, es habe Gewalttaten von Juden gegen Araber gegeben. Ein arabischer Mob zieht los und verübt Ausschreitungen gegen Juden in Jaffa. 47 Juden und 48 Araber kommen zu Tode.
1922
Dezember 1922
Ben Gurion fordert massive Einwanderung
Auf der 3. Generalversammlung der Arbeiterpartei Achdut Ha’avoda fordert ihr Vorsitzender Ben Gurion angesichts eines “drohenden Bankrotts der zionistischen Bewegung“:
Das wesentliche Bestreben, das unser Denken und unsere Arbeit bestimmen sollte, ist die Eroberung des Landes und dessen Aufbau durch umfangreiche Einwanderung. […]
Wir sind Eroberer eines Landes und sehen uns einer Eisernen Mauer gegenüber, die wir durchbrechen müssen.
Juli 1922
Völkerbund bestätigt britisches Mandat
Der Völkerbund bestätigt am 24. Juli das britische Mandat über Palästina
1923
November 1923
Jabotinsky verfasst “Eiserne Mauer“
Der rechts-nationalistische jüdische Politiker Vladimir Jabotinsky verfasst eine Streitschrift, die bald berühmt wird.
Damit der Zionismus umgesetzt werden kann sieht Jabotinsky als einzige Möglichkeit eine harte Politik gegenüber den Arabern Palästinas:
wenn sich eine flächenmäßig so große Nation [wie die der Araber unserer Einwanderung] widersetzt, was vollkommen natürlich ist – muss sie gezwungen werden. […]
Das ist die einzige arabische Politik, die wir für möglich halten.
1924
1924 – 1931
Vierte Alijah
Die Vierte Alijah kommt vor allem aus Polen und der Sowjetunion (ca. 80.000 Personen)
1925
April 1925
Eröffnung der Hebräischen Universität Jerusalem
1928
In Ägypten wird die Muslim-Bruderschaft gegründet
Der Lehrer und Religionsführer Hassan al-Banna gründet die Muslimbruderschaft, um die nationale Bewegung zu stärken und gegen die britische Besatzung des Landes zu kämpfen. Die heute in Gaza regierende Hamas versteht sich als Ableger der Muslimbrüder, weshalb sie von der ägyptischen Regierung mit Argwohn betrachtet wird.
1929
1929-1936
Ende der sozialistischen Phase Ben Gurions
Mit den arabischen Unruhen vom August 1929 und dem landesweiten Arabischen Aufstand ab 1936 endet Ben Gurions Phase der “sozialistischen Brüderlichkeit” gegenüber den Arabern. Er sieht nur noch einen politischen Kampf um alles oder nichts, den es zu gewinnen gilt.
August 1929
Arabische Unruhen
Zwischen dem 23. und 29. August kommt es in mehreren Städten Palästinas zu arabischen Gewalttaten, die viele Tote fordern. Allein in Hebron wurden 67 Mitglieder der dortigen jüdischen Gemeinde getötet. Die Unruhen wurden durch einen Streit zwischen jüdischen und arabischen Nationalisten an der Klagemauer in Jerusalem ausgelöst. Dort hatten jüdische Nationalisten mit Fahnen und Gesängen demonstriert.
1930
Februar 1930
Henry Morgenthau hält Zionismus für gescheitert
Der spätere amerikanische Finanzminister jüdischen Glaubens Henry Morgenthau sagt am 11. Februar 1930 auf einer Versammlung:
Die Zionisten haben Palästina für die Juden ruiniert, indem sie Forderungen stellten, denen sich die Araber nicht anschließen können.
Der grundlegende Fehler bestand darin, die Balfour-Erklärung falsch zu interpretieren. Statt des Versprechens, den Juden in Palästina eine nationale Heimat zu schaffen, verstand man: Palästina in die nationale Heimat für die Juden zu verwandeln.
1932
1932-1938
Fünfte Alijah
Nach der Machtübernahme Hitlers in Deutschland kommt die Fünfte Alijah (jüdische Einwanderungswelle) aus Europa nach Palästina (ca. 200.000 Personen).
1935
Oktober 1935
Waffenschmuggel der Haganah löst arabischen Generalstreik aus
Im Hafen von Jaffa kommt am 18. Oktober 1935 ein belgischer Zementfrachter an. In der Lieferung hat die jüdische Miliz Haganah Tausende Gewehre versteckt. Beim Entladen fallen Kisten herunter und bringen die brisante Ladung zum Vorschein. Die Araber rufen zum Generalstreik auf.
Der unter Arabern landesweit populäre arabische Nationalist Izz ad-Din Al-Kassam ruft zum bewaffneten Kampf auf.
November 1935
Izz ad-Din Al-Kassam getötet – Kassam wird Märtyrer
Britische Soldaten stellen am 20. November 1935 die Gruppe um den arabischen Partisanenführer Al-Kassam im Tal von Dotan und töten ihn und drei weitere Rebellen. Al-Kassam wird mit seinem Tod zu einem Che Guevara der palästinensischen Araber. Den Namen Al-Kassam wird später der bewaffnete Flügel der Hamas in Gaza annehmen (“Al-Kassam-Brigaden”)
1936
1936-1939
Arabischer Aufstand
- April 1936
Arabischer Generalstreik wird ausgerufen
Vor dem Hintergrund der schlechten Lage der arabischen Bevölkerung Palästinas und der zunehmenden jüdischen Einwanderung rufen in Nablus die fünf wichtigsten arabischen Parteien Palästinas zum Generalstreik auf.
April 1936
Gründung des Arabischen Hohen Kommittees (AHC)
Das AHC richtet sich mit seiner Gründung am 25. April 1936 an die britische Mandatsmacht und erhebt drei Forderungen: Verbot der jüdischen Einwanderung, Verbot des Landverkaufs an Juden, Errichtung einer arabischen Regierung.
Juni 1936
Ben Gurion: Friede ist nur Mittel zum Zweck
Angesichts der Dimension des Aufstands ändert der zuvor moderate Ben Gurion seine Haltung gegenüber den Arabern. Ähnlich wie Wladimir Jabotinsky, der schon 13 Jahre zuvor in seinem Essay “Eiserne Mauer” für eine harte Politik gegenüber den Arabern plädiert hat, schreibt Ben Gurion am 9. Juni 1936 in einem Brief an die Exekutive der Jewish Agency
Friede ist für uns ein Mittel.
Der endgültige Zweck ist die komplette und volle Realisation des Zionismus. […]
Nur wenn die Araber vollständig verzweifelt sind – verzweifelt nicht nur weil die Unruhen und ihre Versuche einer Rebellion zu nichts führen, sondern verzweifelt auch angesichts unseres Wachstums – nur dann werden sie sich mit einem jüdischen Land Israel abfinden
1937
- Juli 1937
Peel-Kommission empfiehlt Teilung Palästinas
Die britische Regierung hat eine Untersuchungs-Kommission unter Leitung von Lord Peel eingesetzt, um die Ursachen des Arabischen Aufstandes von 1936 zu untersuchen. Die Kommission kommt am 7. Juli 1937 zu dem Schluß, daß Großbritannien den ursprünglichen Auftrag des Völkerbund-Mandats nicht erfüllen kann (Hilfe bei der Errichtung einer jüdischen “Heimstätte”, ohne die Rechte der Araber zu verletzen).
Die Peel-Kommission schlägt die Teilung Palästinas in einen jüdischen und einen arabischen Staat vor, und empfiehlt einen Bevölkerungstransfer.
Das Arabische Hohe Kommittee lehnt den Peel-Plan sofort ab. Der arabische Aufstand wird durch den Teilungsplan befeuert.
Die Sitzung des Zionistischen Kongresses von 1937 lehnt den Vorschlag ebenfalls ab, obwohl sich David Ben-Gurion und Chaim Weizmann für den Plan aussprechen. Angesichts der immer schlimmeren Gräuel des Naziregimes bereuen auf zionistischer Seite manche, diese Chance auf einen souveränen kleinen Staat vertan zu haben.”
1936″
Quelle: Cafe Tel Aviv